Das DFF ist Teil des großen Modellprogramms 360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft der Kulturstiftung des Bundes, das bundesweit 39 Kulturinstitutionen dabei unterstützt, sich interkulturell zu öffnen und Menschen anzusprechen, die bislang nicht erreicht wurden. Für dieses Ziel arbeiten im DFF seit Juni 2019 eine Outreach Managerin und ein Diversity Manager als 360°-Agent/innen.
Bis 2022 nimmt das DFF unter Anleitung der 360°-Agent/innen Personal, Programm und Publikumsansprache in den Blick. Die aktive Einbindung der Mitarbeiter/innen in den Prozess schafft die Voraussetzungen für nachhaltige Veränderungen auf dem Weg zu einer stärkeren Öffnung des Hauses.
Ein Anfang ist gemacht: Mitarbeiter/innen aus allen Abteilungen des DFF beschäftigen sich in regelmäßigen Arbeitsgruppen-Treffen mit Themen rund um Diversität und Inklusion, bilden sich im Hinblick auf Leichte Sprache und interkulturell sensible Sprache fort und erweitern mit einer Online-Ausstellung, Filmreihen und Workshops das Programm des Hauses.
Warum nimmt das DFF am 360°-Programm teil?
Als weltweit vernetzte Institution arbeitet das DFF von der kulturell vielfältigen Metropole Frankfurt am Main aus aktiv an der Gestaltung einer offenen Gesellschaft mit. Dieser Auftrag ist auch im Leitbild des DFF festgehalten.
Migration hat das Zusammenleben in Frankfurt ebenso wie in ganz Deutschland entscheidend geprägt und wird es auch in Zukunft prägen. Das DFF hat es sich mit der Teilnahme am 360°-Programm zur Aufgabe gemacht, Menschen mit Migrationsgeschichte stärker anzusprechen und Wege für ihre aktive Teilhabe zu schaffen. Dazu möchte das DFF-Team migrantische Communities in Frankfurt besser kennenlernen, gezielter ansprechen und in seine Aktivitäten stärker einbeziehen. Nur so bleibt das Haus auch in Zukunft ein lebendiger Ort für Filmkultur.
Das Kino des DFF präsentiert, häufig in Zusammenarbeit mit Akteur/innen aus der Stadtgesellschaft, Filme und Kinoevents mit Gästen aus aller Welt. Die vom DFF veranstalteten Festivals rücken gegenwärtiges Filmschaffen und Filmgeschichte in verschiedenen Teilen der Welt in den Fokus.
Während im Kinoprogramm und bei den Festivals die interkulturelle Öffnung des DFF schon nahezu selbstverständlich geworden ist, gibt es in anderen Bereichen noch verstärkt Handlungsbedarf. Mit der Teilnahme am 360°-Programm stehen dem DFF notwendige Ressourcen für nachhaltige Maßnahmen zur Verfügung.
Ein Anfang ist gemacht: Erste Ergebnisse der interkulturellen Arbeit am DFF
Die 360°-Agent/innen des DFF arbeiten seit der Aufnahme ihrer Arbeit im Juni 2019 mit migrantischen Communities in Frankfurt zusammen: Sie bauen bestehende Verbindungen zu wichtigen Organisationen aus und stellen neue Kontakte her. Kooperationspartner sind unter anderem DaMigra e.V., der Dachverband der Migrantinnenorganisationen, der interkulturelle Treff OASI des Caritasverbandes Frankfurt e.V. und das KONE-Netzwerk zur Förderung kommunikativen Handelns e.V.
Im November 2019 fand eine Veranstaltung zum Internationalen Tag der Toleranz der UNESCO in Zusammenarbeit mit DaMigra e.V. statt. Unter dem Titel „Toleranz – eine kritische Bestandsaufnahme“ bot das DFF einen vierstündigen Workshop mit den Referentinnen Charlotte Njikoufon (KONE e.V.) und Bethânia Ramos-Schröder (Ába e.V.) an. Anschließend zeigte das Kino den preisgekrönten Dokumentarfilm FREEDOM FIELDS (LY/GB/NL/US/QA/LB/CA 2018, R: Naziha Arebi) über die libysche Fußballnationalmannschaft der Frauen.
Anfang des Jahres 2020 wurde die Arbeitsgruppe Diversity gebildet. Bei zweimonatlich stattfindenden Treffen nehmen sich die Gruppenmitglieder bewusst Zeit für inhaltlichen Input und Austausch, für Selbstreflexion und für das Neuverhandeln verschiedener Themen, die die tägliche Arbeit in den verschiedenen Abteilungen des Hauses betreffen. Die Gruppe ist für Mitarbeiter/innen aller Abteilungen offen. Aus der Arbeitsgruppe sind auf Initiative der Mitglieder kleinere Arbeitsgruppen zu den Themen Antidiskriminierung, Sprache, LGBTIQ+, Personal und Inklusion hervorgegangen, die sich ebenfalls alle zwei Wochen treffen und Diskussionsfragen und -ergebnisse in die Treffen der Diversity-AG einbringen.
Zu mehr Diversität im Filmprogramm jede/s Einzelnen rief das Team des DFF mit der Film-Empfehlungsliste „Black Cinema and Beyond“ auf: In Reaktion auf den Tod des Afroamerikaners George Floyd im Zuge eines Polizeieinsatzes und die #BlackLivesMatter-Bewegung haben sowohl DFF-Mitarbeiter/innen als auch Mitglieder der DFF-Community auf der Website eine Liste mit Filmen zusammengestellt, die sich mit Black Empowerment und Rassismus auseinandersetzen. Das Kino des DFF zeigte daraufhin im September 2020 eine Filmreihe mit Werken von Spike Lee, dem wichtigsten und bekanntesten Regisseur des New Black Cinema.
Im August 2020 fand ein Seminar zu Leichter Sprache für interessierte Mitarbeiter/innen bei Dr. Uta George (stellvertretende Leiterin des Amts für multikulturelle Angelegenheiten) statt. Die Teilnehmer/innen setzten sich mit Leichter Sprache und den Unterschieden zu Einfacher Sprache auseinander und erprobten Leichte Sprache in praktischen Übungen. Aus dem Seminar gingen mehrere konkrete Arbeitsaufträge für das Team des DFF hervor. Ein zweiter Workshop für weitere interessierte Mitarbeiter/innen ist geplant.
Geplant ist weiterhin eine Fortbildung zu Interkulturalität und interkulturell sensibler Kommunikation für alle interessierten Mitarbeiter/innen. Für die Mitarbeiter/innen der Abteilungen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und der Redaktion von filmportal.de, der Datenbank für den deutschen Film, ist zudem ein Training mit Dr. Carmen Colinas (Verband binationaler Familien und Partnerschaften, Netzwerk Neue Deutsche Medienmacher*innen) geplant.
In der Filmreihe Southern Lights, die das Filmschaffen des globalen Südens in den Fokus rückt, sind im Oktober und November 2020 15 Filme junger, aufstrebender Filmemacher/innen im Kino des DFF zu sehen, die um die Themen Rassismus, Migration, Identität, Frauenrechte, Arbeitsrechte und sexuelle Identitäten kreisen. Begleitend findet ein Workshop mit DaMigra e.V. statt.
Die Abteilung Museumspädagogik erarbeitet derzeit die Online-Filmplakat-Ausstellung „Das Fremde, das Gewagte, das Exotische“ mit ausgewählten Filmplakaten aus den 1920er Jahren. 100 Jahre nach ihrem Erscheinen werden diese im Hinblick auf ihren Umgang mit Diversität in den Blick genommen. Die Online-Ausstellung ist voraussichtlich von Ende des Jahres an auf der Website des DFF zu sehen.
Ausblick
Die Öffnung des DFF für die diverse Stadtgesellschaft und die nachhaltige strukturelle Neuaufstellung in den Bereichen Personalpolitik, Ausstellungs- und Veranstaltungsplanung sowie Publikumsansprache sind ein langer Prozess, den das gesamte Team mittragen soll. Die Mitarbeit in Arbeitsgruppen und die Teilnahme an Fortbildungen sollen beim gesamten Team ein größeres Bewusstsein für diversitätsbezogene Themen schaffen. Die in der Diversity-AG festgehaltenen Maßnahmen sollen sukzessive umgesetzt werden, um sicherzustellen, dass das DFF ein lebendiger, offener Ort für Filmkultur bleibt.
Das 360°-Programm
Mit dem Programm „360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft“ unterstützt die Kulturstiftung des Bundes Kulturinstitutionen dabei, sich intensiver mit Migration und kultureller Vielfalt auseinanderzusetzen und neue Zugänge und Sichtbarkeiten für Gruppen der Gesellschaft zu schaffen, die bislang nicht angemessen erreicht wurden. Das Modellprogramm fördert zu diesem Zweck eine Vielfalt von Ansätzen, die auf die diversitätsbezogene Öffnung in den Bereichen Programm, Publikum und Personal zielen.
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