Fische im Film

Von Naima Wagner

In der Filmgeschichte tummeln sich allerlei Meeresbewohner. Zum heutigen Tag des Fisches ein kleiner Tauchgang in die Film-Welt der Fische.

Einer der beliebtesten Fische der jüngeren Filmgeschichte ist zweifellos der kleine Clownfisch aus dem Animationsfilm FINDING NEMO (US/AU 2003, R: Andrew Stanton, Lee Unkrich). Der kleine Nemo wächst wohlbehütet als Sohn des alleinerziehenden, etwas ängstlichen Vater-Fischs Marlin in einer Seeanemone im pazifischen Ozean nahe Australien auf. Eines Tages von Fischern gefangen und Marlin begibt sich auf eine abenteuerliche Reise, um seinen Sohn in den Weiten des Meeres wiederzufinden. Dabei begegnet er Meeresbewohner/innen aller Art, darunter auch dem Doktorfisch Dorie. Leider ist die fröhliche Fischdame nur bedingt hilfreich bei der Suche nach Nemo: Dorie leidet an Kurzzeitgedächtnis-Verlust. Die lustigsten und herzerwärmendsten Szenen des Films gehören ganz ihr – so auch die, in der sie Marlin kennenlernt:

FINDING NEMO ist beim Streamingdienst Disney+ verfügbar

Ein weiterer Klassiker des Fisch-Animationsfilms Disneys THE LITTLE MERMAID (Arielle, die Meerjungfrau, US 1989, R. Ron Clements, John Musker). Die Meerjungfrau Arielle sehnt sich nach einem Leben an Land. Als sie sich in den Prinzen Erik verliebt, lässt sie sich auf ein verhängnisvolles Abkommen mit der Hexe Ursula ein.

Der Film, mit dem das Disney Studio zur klassischen Musicalform zurückkehrte, gewann bei den Academy Awards sowohl in der Kategorie „Best Original Score“ als auch in der Kategorie „Best Original Song“ mit dem grandiosen „Under the Sea“. In der kongenialen deutschen Songfassung singt die Krabbe Sebastian: “Unten im Meer / Bei jedem Wetter / Ist es viel netter / Und bietet mehr / Als dieses Land das oben sitzt / Wo jeder schuftet / Und nur schwitzt / Wir schwimmen besser / Hier im / Gewässer / Unten im Meer”. Wer möchte da nicht einstimmen?

THE LITTLE MERMAID ist am Freitag, 9. September, im Begleitprogramm der Ausstellung The Sound of Disney. 1928-1967 im Kino des DFF zu sehen. Dem Film geht ein Vortrag der Musikwissenschaftlerin Prof. Dr. Claudia Bullerjahn voraus, die an ausgewählten Beispielen aufzeigt, wie Disney Filme Konventionen, Strukturen und Gestaltungsprinzipien des Musicals oder der Operette übernehmen. Hier geht es zur Veranstaltung.

THE LITTLE MERMAID ist beim Streamingdienst Disney+ verfügbar

Wenn wir über Fische im Film sprechen, kommen wir an einem nicht vorbei: dem Hai. Der in der Filmwelt wohl prominenteste und zugleich gefürchtetste Meeresbewohner hatte seinen ersten großen Auftritt in dem Kultfilm JAWS (US 1975, R: Steven Spielberg). Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Peter Benchley, der durch die Haiangriffe von Jersey Shore inspiriert wurde, die sich im Jahre 1916 ereigneten. Im Film ist es der Küstenort Amity, den Angriffe eines weißen Hais in Angst und Schrecken versetzen. Berühmt ist der Film, der eine ganze Reihe von Hai-Filmen nach sich zog und für eine große Hai-Angst nicht nur in den USA verantwortlich war, auch für seinen Soundtrack. Die Musik von John Williams ist Teil der großartigen Inszenierung, die beweist, dass Spannung keines ständig sichtbaren Monsters bedarf. Im Gegenteil schuf gerade die Unsichtbarkeit des Hais oder vielmehr die Ahnung seiner Präsenz, die Williams’ Musik suggerierte, beim Zuschauenden ein unvergleichliches Bedrohungsgefühl:

JAWS ist beim Streamingdienst Maxdome verfügbar

Der deutsche Spielfilm UNDINE (DE 2020, R: Christian Petzold), der bei der diesjährigen Berlinale seine Premiere feierte, ist durchzogen von Wasser-Motiven. Er nimmt Bezug auf den Mythos des Wassergeistes Undine, die den Mann, der sie verrät töten muss, und verlegt ihn ins moderne Berlin. Die Historikerin Undine wird von ihrem Freund verlassen, begegnet jedoch kurz darauf dem Industrietaucher Christoph. Die beiden verlieben sich, doch ihr Glück hält nicht an. Viele Szenen des Films, oft begleitet von klassischer Musik, nehmen die Zuschauer/innen mit unter Wasser: Sie begleiten den Christoph bei seiner Arbeit am dunklen und stillen Grund eines Sees und verfolgen seinen Blick, als er seine Geliebte im trüben Wasser mit einem riesigen Wels davonschwimmen sieht. In einer zentralen Szene des Films wird das Liebespaar vom Inhalt eines zerbrechenden Aquariums von den Füßen gerissen. Eine Taucher-Figur aus dieser kleinen Unterwasser-Welt wird zum Symbol ihrer zerbrechlichen Liebe.

Eine besondere Liebesgeschichte, die sich zum Teil unter Wasser abspielt, erzählt auch der Film SHAPE OF WATER (Shape of Water: Das Flüstern des Wassers, US 2017, R: Guillermo del Toro). In dem fantasievoll-poetischen Drama, das zur Zeit des Kalten Krieges in den USA spielt, verliebt sich die einsame Eliza in ein Wasserwesen, das als geheimes Experiment in einem Hochsicherheitslabor gefangen gehalten wird. Bei ihrem zaghaften Kennenlernen spielt Musik eine wichtige Rolle – und hartgekochte Eier:

Dieser kleine Tauchgang in die Film-Welt der Fische hat gezeigt, wie oft sich Filme unter Wasser begeben, um lustige, spannende oder mystische Geschichten zu erzählen. Unter der Wasseroberfläche lauert die Gefahr – oder die große Liebe.