Aktuell: Aufgrund eines Schadens am Projektor fallen sämtliche Vorführungen am Sonntag, 22. Januar, aus. Bereits gekaufte Tickets können an der Kasse in Gutscheine umgetauscht werden.

Filmerbe – digital.

Film Preservation Weekend

Seit 2013 widmet sich das Filmarchiv des DFF der Digitalisierung und Restaurierung analoger Filme aller Genres und Formate. Mittlerweile sind rund 500 digitale Kopien (DCPs) verfügbar gemacht worden. Sie werden über den Filmverleih des DFF vertrieben.

Die Reihe Filmerbe – digital. Film Preservation Weekend gibt im Januar zum dritten Mal einen Einblick in die Arbeit des Filmarchivs. Archivmitarbeiter:innen liefern Hintergrundinformationen zu den Herausforderungen der Digitalisierungsarbeit. Jedem Programm ist ein kurzer Werbefilm der Kaskeline Filmproduktion vorangestellt.

Im Podcastgespräch mit Frauke Haß schildert Filmarchiv-Leiter Thomas Worschech, welche Höhepunkte die Kinobesucher:innen am Film Preservation Weekend erwarten.

Die Digitalisierung der Filme wurde ermöglicht durch:

Donnerstag  19.01.2023

18:00 Uhr

DIE KEUSCHE SUSANNE

Deutschland 1926. R.: Richard Eichberg. D.: Lillian Harvey, Willy Fritsch, Ruth Weyher, Hans Waßmann. 122 Min. DCP
Mit Klavierbegleitung
Begrüßung: Ellen Harrington (Direktorin des DFF)
Filmreihe: Filmerbe – digital. Film Preservation Weekend

In DIE KEUSCHE SUSANNE erzählt Richard Eichberg eine screwballartige Beziehungskomödie: Die titelgebende Susanne soll ihren Onkel auf dem französischen Land heiraten, führt aber – gar nicht keusch – im Pariser Nachtleben eine Affäre mit dem Lebemann René. René versucht sich heimlich aus der Liaison zu lösen, um die adelige Jacqueline heiraten zu können, was jedoch bald auffliegt, so dass deren Familie die Verlobung auflöst. Allerdings hat sich Jacquelines Vater ebenfalls eine heimliche Geliebte im Moulin Rouge angelacht, was René und Jacqueline ausnutzen, um sich doch zu verloben und alle Beziehungsverhältnisse wieder in scheinbare Ordnung zu bringen.
Entstanden nach der gleichnamigen Erfolgsoperette von Jean Gilbert, der in einer kurzen Szene des Films zu sehen ist, vereinigt diese musikalische Beziehungskomödie das spätere Traumpaar der UFA-Tonfilm-Ära, Lilian Harvey und Willy Fritsch, in ihrem ersten gemeinsamen Film – noch stumm.

20:30 Uhr

NACHTSCHATTEN

BRD 1972. R. Niklaus Schilling. D.: Elke Haltaufderheide, John van Dreelen. 96 Min., DCP
Einführung: Thomas Worschech (Leiter des DFF-Filmarchivs)
Filmreihe: Filmerbe – digital. Film Preservation Weekend

Der Hamburger Musikverleger Jan Eckmann möchte ein altes Heidehaus erwerben, das er in einem Zeitungsinserat entdeckt hat. Er sucht die Besitzerin Elena Berg auf, die jedoch plötzlich nicht mehr über einen Verkauf sprechen möchte. Eckmann erfährt, dass sie von den Dorfbewohner:innen verdächtigt wird, ihren Mann im nahe gelegenen Moor ermordet zu haben. Während er weitere Nachforschungen anstellt, fühlt er sich immer stärker zu Elena hingezogen.
Niklaus Schillings Spielfilmdebüt spielt mit Motiven der deutschen Romantik und knüpft an die filmische Tradition Friedrich Wilhelm Murnaus an. Der Film erzeugt eine geheimnisvolle Kindermärchen-Bedrohlichkeit und fasziniert mit einer Atmosphäre magischer Irritationen, die durch wenige subtile Mittel erzielt wird.

Freitag  20.01.2023

16:00 Uhr

NASSER ASPHALT

BRD 1958. R. Frank Wysbar. D: Horst Buchholz, Martin Held, Maria Perschy, Gert Fröbe, Inge Meysel, Heinz Reincke. 89 Min. DCP
Einführung: Holger Ziegler
Filmreihe: Filmerbe – digital. Film Preservation Weekend

Der junge Reporter Greg Bachmann ist überglücklich, als rechte Hand des berühmten Pressezaren Cesar Boyd arbeiten zu dürfen. Doch bald muss er desillusioniert feststellen, wie Lügen die Nachrichten bestimmen, solange sie sich gut verkaufen lassen. NASSER ASPHALT zeigt auf, wie es in der angespannten Ost-West-Atmosphäre möglich war, falsche Nachrichten in Umlauf zu bringen. Ein sehenswerter Thriller über die Macht der Medien und über Ethik und Moral im Journalismus.

18:00 Uhr

FREMD GEHEN – GESPRÄCHE MIT MEINER FREUNDIN

Deutschland 1999. R: Eva Heldmann. D.: Annette Brauerhoch. 66 Min. DCP mit dt. UT
Einführung: Lou Burkart
Zu Gast: Eva Heldmann
Filmreihe: Filmerbe – digital. Film Preservation Weekend

Frankfurt in den 1990ern: Ausgestattet mit einer Super-8-Kamera, dokumentiert die Protagonistin und Drehbuchautorin Annette Brauerhoch in FREMD GEHEN – GESPRÄCHE MIT MEINER FREUNDIN ihre intimen Beziehungen mit afro-amerikanischen Soldaten. Mit einer zweiten Kamera reflektiert die Regisseurin Eva Heldmann das Geschehen. Innerhalb der beiden Erzählperspektiven kreuzen sich Diskurse über weibliche Lust, die Begierde eines fremden Körpers und das Militär.

20:30 Uhr

ICH BIN EIN ELEFANT, MADAME

BRD 1969, R: Peter Zadek, D.: Wolfgang Schneider, Günther Lüders, Margot Trooger, Heinz Baumann, Maja Eigen, 102 Min., DCP
Einführung: Lou Burkart
Filmreihe: Filmerbe – digital. Film Preservation Weekend

Das Spielfilmdebüt des Theaterregisseurs Peter Zadek erzählt vom Versuch einer Gruppe von Gymniast:innen, die autoritär strukturierte Schule umzukrempeln. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Schüler Rull, der die herrschende Ordnung leidenschaftlich ablehnt. Immer wieder denkt er sich neue Aktionen aus, um seine Umwelt zu provozieren. Dabei verulkt er Lehrkräfte, Mitschüler:innen und die Polizei. Seine persönliche Protest-Bewegung gipfelt schließlich darin, ein Hakenkreuz an die Wand des Gymnasiums zu schmieren. Als ihm der Schulverweis droht, planen seine Mitschüler:innen die Solidarisierung. Peter Zadek, der als Bühnenregisseur mit seinen Inszenierungen von Klassikern provozierte, schafft hier wohl eine der intensivsten und vielschichtigsten filmischen Auseinandersetzungen der BRD mit der Revolte der 68er-Generation.

Samstag  21.01.2023

15:00 Uhr

FRÜHE FILME AUS FRANKFURT AM MAIN (1916-1930)

DE 1916-1930. R: Div. 60 Min. DCP
Einführung: Claudia Schüssler (Institut für Stadtgeschichte, Frankfurt am Main)
Filmreihe: Filmerbe – digital. Film Preservation Weekend

Mit dem Erwerb einer privaten Filmsammlung aus den Jahren 1916 bis Anfang 2020 erwarb das DFF frühe und einmalige Filme aus Frankfurt am Main. Damit konnte eine große Lücke in der filmischen Überlieferung von Frankfurt nach 1895 bis in die 1950er Jahre geschlossen werden. Gezeigt werden Filme aus den Jahren 1916 bis 1930.

DIE EINWEIHUNG DER BREITENBACHBRÜCKE AM 19. DEZEMBER 1916
Deutschland 1916. Prod.: Schlesicky & Ströhlein. 6 Min. DCP
Der kurze Film zeigt die versammelten Ehrengäste auf der Breitenbachbrücke. Feuerwehrfahrzeuge fahren über die Brücke, anschließend folgen das preußische Militär, ein geschmückter Wagen und eine Straßenbahn.

DIE HAFENANLAGE VON FRANKFURT A/MAIN
Deutschland 1920. Prod.: Projektions-A.G. Union. 7 Min. DCP
Vom Main aus blickt die Kamera auf die Anlagen im Frankfurter Ostend, auf Schiffe, die am Kai liegen, dahinter das Hafengebäude. Anschließend folgt eine Fahrt durch das Hafenbecken in Richtung Alte Brücke, auf der Straßenbahnen und Pferdefuhrwerke fahren. Die Fahrt geht vorbei an den Kränen vor der Leonardskirche und unter dem Eisernen Steg hindurch.

IN LUFT UND LICHT - LUFTBADEPFLEGE IN FRANKFURT A. M.
Deutschland 1925. R: Paul Wolff. 11 Min. DCP
Der Film zeigt Frankfurter Hinterhöfe, in denen an „Blutarmut, Tuberkulose und der Englischen Krankheit“ leidende Kinder leben. Anschließend werden Beispiele zur Erholung vorgestellt – Parks, Gärten und die verschiedenen Schwimmbäder Frankfurts.

DIE EINWEIHUNG DER NEUEN „ALTEN BRÜCKE“ IN FRANKFURT AM MAIN AM 15. AUGUST 1926
Deutschland 1926. R: Paul Wolff, 21 Min. DCP
Der Film dokumentiert die Einweihung der Alten Brücke im Jahr 1926: Menschen stehen am Mainufer und verfolgen die Eröffnungszeremonie, auf dem Fluß schwimmt ein Schiffscorso. Der Stadtrat Schulze hält eine Ansprache und der Frankfurter Oberbürgermeister Ludwig

18:00 Uhr

ZWICKEL AUF BIZYCKEL

BRD 1969/97. R: Reinhard Kahn, Michel Leiner, Jeanine Meerapfel, Ingeborg Nödinger, Rolf Scheimeister, Pavel Schnabel, Klaus Werner, Marion Zeman. 85 Min. DCP
Begrüßung: Natascha Gikas (Leiterin des Kinos des DFF)
Zu Gast: Pavel Schnabel
Filmreihe: Filmerbe – digital. Film Preservation Weekend

ZWICKEL AUF BIZYCKEL zeichnet ein Bild der bundesdeutschen Gesellschaft Ende der sechziger Jahre. Das Kollektiv aus Reinhard Kahn, Michel Leiner, Jeanine Meerapfel, Ingeborg Nödinger, Rolf Scheimeister, Pavel Schnabel, Klaus Werner und Marion Zeman seziert in dem Film den Nachkriegskomplex aus Kleinbürgertum und Konsumzwängen. Gedreht mit Laienschauspieler:innen und in Schwarzweiß, verbindet er dokumentarische Kraft und erzählerischen Irrwitz zu einer manchmal unbeholfenen, manchmal absurden, manchmal rührenden und doch immer spannenden Mischung. Denn es ist diese Mischung aus absurden Geschichten und genauer Alltagsbeobachtung jenseits jeder Sozialromantik, die ZWICKEL AUF BIZYCKEL unterhaltsam und glaubwürdig macht.

20:30 Uhr

DER HERR AUF BESTELLUNG

Deutschland 1930. R: Géza von Bolváry. D: Willi Forst, Else Elster, Paul Otto, Wilhelm Bendow, Paul Hörbiger, Fee Malten. 92 Min. DCP
Einführung: Benjamin Kunz
Filmreihe: Filmerbe – digital. Film Preservation Weekend

In der Verwechslungskomödie DER HERR AUF BESTELLUNG bestellt ein unverheirateter, sprachgehemmter Professor bei einem professionellen Festredner einen Vortrag über die Ehe. Bei diesem Anlass verliebt sich eine Baronin in den vermeintlichen Redner und seine Stimme. Der hochgradig originelle Film spielt mit der noch jungen Tonfilmtechnik und bietet viele Gesangseinlagen des Hauptdarstellers Willi Frost, die von Robert Stolz geschrieben wurden. Näher an der Burleske als an der klassischen Operette angelehnt, fliegen in dem humorvollen Film die Figuren schon einmal durch die Kulissen. Der Einsatz von Tricktechnik in einem deutschen Unterhaltungsfilm war Anfang der 1930er noch ungewöhnlich.

Sonntag  22.01.2023

11:30 Uhr

DER TIGER VON ESCHNAPUR

Deutschland 1938. R: Richard Eichberg. D: Fritz van Dongen, La Jana, Hans Stüwe, Kitty Jantzen, Theo Lingen, Gisela Schlüter. 97 Min. DCP
Einführung: Michael Schurig
Filmreihe: Filmerbe – digital. Film Preservation Weekend

Im Mittelpunkt des Abenteuerfilms nach Thea von Harbous Romanvorlage steht ein Liebesdreieck: Verfolgt von Chandra, dem Maharadscha von Eschnapur, flieht seine Gemahlin Sitha mit ihrem Geliebten Sascha aus Deutschland rund um die Welt. Richard Eichberg drehte unter der persönlichen Schirmherrschaft des Maharadschas von Udaipur die in Indien spielenden Szenen an Originalschauplätzen. Zurück in Deutschland musste Regisseur Richard Eichberg einige der indischen Szenen nachdrehen und ließ dafür auf einem Filmgelände in Berlin-Johannisthal eine indische Märchenwelt wie aus 1001 Nacht aufbauen. Eichberg zählte über ein Vierteljahrhundert zu den zentralen Figuren des deutschsprachigen Genrekinos. Sein Oeuvre erstreckte sich von Sensations-Melodramen über Kriminal- und Spionagestreifen, Historien- und Abenteuerspektakel bis hin zu musikalisch beschwingten Operetten- und Varietéfilmen.

13:30 Uhr

DAS INDISCHE GRABMAL

Deutschland 1938. R: Richard Eichberg. D: Fritz van Dongen, La Jana, Alexander Golling, Hans Stüwe, Kitty Jantzen, Theo Lingen, Gisela Schlüter. 94 Min. DCP
Einführung: Michael Schurig
Filmreihe: Filmerbe – digital. Film Preservation Weekend

Im Jahr 1918 erschien das Buch Das indische Grabmal, geschrieben von der damals 30-jährigen Thea von Harbou. Der Roman diente als Vorlage für die diversen Verfilmungen der Geschichte rund um Liebe und Verrat in exotischem Setting. Nach ihrer waghalsigen Flucht vor dem eifersüchtigen Maharadscha Chandra und dem intriganten Prinzen Ramigani gelangen die Maharani Sitha und ihr Geliebter Sascha in der Fortsetzung von DER TIGER VON ESCHNAPUR (1937/38) zurück nach Indien. Im Palast von Eschnapur kommt es zur entscheidenden Konfrontation. Kurz nach Beendigung der Dreharbeiten emigrierte Richard Eichberg über die Schweiz in die USA, wo er zunächst am Broadway Arbeit fand. Später übersiedelte er nach Hollywood, doch teilte dort der wohl „amerikanischste“ der deutschen Unterhaltungsregisseure das gleiche Schicksal wie die meisten Emigranten jener Zeit und fand keine neue Beschäftigung. 1949 kehrte Eichberg nach Deutschland zurück.

18:00 Uhr

ICH GLAUB‘ NIE MEHR AN EINE FRAU

Deutschland 1930. R: Max Reichmann. D: Richard Tauber, Maria Solveg, Paul Hörbiger, Gustaf Gründgens. 100 Min. DCP
Einführung: Anke Mebold
Filmreihe: Filmerbe – digital. Film Preservation Weekend

Der Emelka-Tobis-Tonfilm ICH GLAUB’ NIE MEHR AN EINE FRAU zählt zu den ersten deutschen Tonfilmproduktionen. Er wurde 1929 unter dem Arbeitstitel DIRNENLIED gedreht, Paul Desssau verantwortete die musikalische Gesamtleitung und Komposition. Der im Hafen- und Arbeitermilieu spielende melancholisch-düstere Musikfilm bediente Matrosen-Clichés, schnitt zugleichaber sehr diffizile gesellschaftliche Themen an: Liebesträume seefahrender Männer, mangelnde Erwerbschancen alleinerziehender Frauen, Stigmatisierung von Prostituierten – bei überraschender Offenheit bezüglich der Verteilung von Opfer- und Täterrollen. Startenor Richard Tauber spielte die männliche und Maria Solveg die weibliche Hauptrolle, während Paul Hörbiger für ‘Comic Relief‘ sorgte und Gustaf Gründgens als zynischer Fiesling und Zuhälter gekonnt Unheil und Spannung in die Filmhandlung einbrachte. Bei Presse und Kritik wurde der Kassenhit ungnädig aufgenommen. Mehrere zeitgenössche Kinokopien blieben erhalten, sogar ein Satz Tri-Ergon-Schellackplatten ist überliefert.

20:30 Uhr

MICHELANGELO. DAS LEBEN EINES TITANEN

Deutschland/Schweiz 1940. R: Curt Oertel. Dokumentarfilm. 91 Min. DCP
Einführung: Holger Ziegler
Filmreihe: Filmerbe – digital. Film Preservation Weekend

Curt Oertels Dokumentarfilm erzählt die Lebensgeschichte Michelangelos anhand von dessen Werk, Aufnahmen der italienischen Landschaft und alter Stiche. Der Film erhielt weltweite Beachtung, weil die Umsetzung des Themas als neue Form der filmischen Geschichtsschreibung gewertet wurde. Oertel beschrieb seine Herangehensweise an das filmische Dokumentieren als eine „besondere künstlerische Form“, die weder dem Spielfilm noch dem Kulturfilm zugeordnet werden kann. Der Schweizer ‚Film-Kalender‘ schrieb in seiner Kritik 1941 von einer neuen Kunstform „mit ganz neuen Ausdrucksmitteln, oder wenigstens solchen, die auf uns ganz neuartig wirken. Für die Anwendung dieser Mittel gibt es nur eine Bezeichnung: genial“.