The Act of Filming – Reflexionen über Kino und Politik

Bereits früh in der Entwicklung des Mediums Film wurde, neben seinem künstlerischen Wert, auch sein politisches Potenzial erkannt. Ob zur Verbreitung und Durchsetzung bestimmter Ideologien, Subversion etablierter politischer Systeme, Bildung einer kollektiven Identität oder Ort für gesellschaftlichen Diskurs – die Nutzungsmöglichkeiten des Mediums auf dem politischen Schlachtfeld sind vielfältig.

Die Reihe präsentiert Filme, die das Verhältnis von Kino und Politik und die damit einhergehenden Fragen um gesellschaftliche und künstlerische Verantwortung, Repräsentation, Gefahren und Effektivität auf selbstreflexive Weise diskutieren und dabei neue Formen des künstlerischen und politischen Ausdrucks finden.

Einige Filmvorführungen sind wegen der Pandemie-bedingten Schließung leider entfallen. Im Juni werden ein paar dieser Vorführungen nachgeholt.

Freitag  19.06.2020

20:30 Uhr

AGARRANDO PUEBLO / ICI ET AILLEURS

The Vampires of Poverty. Kolumbien 1978. R: Luis Ospina. D: Luis Alfonso Londoño, Carlos Mayolo, Ramiro Arbeláez. 28 Min. DCP. OmeU
Hier und anderswo. Frankreich 1976. R: Jean-Luc Godard, Anne-Marie Miéville, Jean-Pierre Gorin. 53 Min. 16mm. OmeU
Filmreihe: The Act of Filming - Reflexionen über Kino und Politik

AGARRANDO PUEBLO: Zwei Filmemacher reisen durch die Armenviertel Bogotás und Calis auf der Suche nach reißerischen Bildern von Straßenkindern und Obdachlosen für das deutsche Fernsehen. Luis Ospina verbindet schwarzen Humor mit einer ernsthaften Kritik der Ausbeutung von Elend zugunsten eines voyeuristischen Publikums.

ICI ET AILLEURS: Godard wollte eigentlich eine Dokumentation über den Kampf der Palästinensischen Befreiungsorganisation machen. Wieder in Frankreich angekommen, entsteht aus dem gefilmten Material jedoch stattdessen eine dekonstruktive Selbstkritik an der Manipulierbarkeit des gefilmten Materials und eine Reflexion über das Verhältnis von Politik und Film.

Samstag  20.06.2020

20:30 Uhr

SULLIVAN’S TRAVELS

Sullivans Reisen. USA 1941. R: Preston Sturges D: Joel McCrea, Veronica Lake, Robert Warwick. 90 Min. 35mm. OmU
Filmreihe: The Act of Filming - Reflexionen über Kino und Politik

Der Hollywood-Regisseur John L. Sullivan, der für seine unbeschwerten Komödien gefeiert wird, will endlich einen sozial relevanten Film machen und das Elend der Menschheit auf die Leinwand bringen. Da er selbst nichts über dieses Elend weiß, macht er sich, als Landstreicher verkleidet, auf den Weg, das Leben der Ärmsten am eigenen Leib zu erfahren. Preston Sturges Meisterwerk ist ein satirischer Blick auf die sozialen Gewissensbisse Hollywoods und eine Ode an das eskapistische Potenzial guter Komödien.

Freitag  26.06.2020

20:30 Uhr

IN FILM NIST

Dies ist kein Film. Iran 2011. R: Mojtaba Mirtahmasb, Jafar Panahi. Dokumentarfilm. 75 Min. Digital. OmU
Filmreihe: The Act of Filming - Reflexionen über Kino und Politik

Jafar Panahi wurde 2010 wegen vermeintlicher Propaganda gegen die iranische Regierung zu sechs Jahren Haft und einem 20-jährigen Verbot des Filmemachens verurteilt. Trotz des Verbots dokumentiert er mit seinem Freund und Kollegen Mojtaba Mirtahmasb sein alltägliches Leben in Isolation. DIES IST KEIN FILM ist eine Reflexion über die Wesensart von Film und ein Versuch, künstlerische Wege des Widerstands zu finden.