Nippon Retro: Keisuke Kinoshita

Nippon Connection – Japanese Film Festival ist die größte Plattform für japanisches Kino weltweit. Die 23. Ausgabe findet vom 6. bis 11. Juni 2023 an verschiedenen Locations in Frankfurt am Main statt. Das Kino des DFF präsentiert vom 8. bis 11. Juni eine Retrospektive zum Regisseur Keisuke Kinoshita sowie ein Nippon Docs Special Screening zum kürzlich gestorbenen Komponisten Ryuichi Sakamoto.

Keisuke Kinoshita (1912–1998) zählt zu den bedeutendsten japanischen Regisseur:innen. Für das Studio Shochiku drehte er ab 1943 populäre Dramen, Komödien, Romanzen, Geistergeschichten und Noir-Filme und fand innerhalb der Konventionen starke Bilder. Die Spannung zwischen der Vergangenheit und der Hoffnung auf einen Neuanfang ist sein zentrales Thema. Das Leid, die Verantwortung und die moralische Herausforderung des Einzelnen stehen im Mittelpunkt vieler seiner Dramen. Kinoshitas Ablehnung des feudalen, militaristischen Japans ist dabei nicht zu übersehen. Seine von formaler Experimentierfreude. geprägten Filme thematisieren auch immer wieder den Kontrast zwischen Land und Stadt. Kinoshita gilt als der Humanist des japanischen Nachkriegskinos. Seine sensibel dargestellten Figuren und deren Schicksale berühren noch heute. Die neun Filme der Retrospektive werden auf 16mm- und 35mm-Filmkopien aus dem Archiv der Japan Foundation Tokyo gezeigt.

Header zur Filmreihe Nippon Retro: Keisuke Kinoshita. Still aus THE SNOW FLURRY

In Kooperation mit

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Donnerstag  08.06.2023

17:00 Uhr

RIKUGUN

Army
Japan 1944. R: Keisuke Kinoshita. D: Kinuyo Tanaka, Chishu Ryu, Ken Mitsuda, Kazumasa Hoshino, Haruko Sugimura. 87 Min. 35mm. OmeU
Japanese original version with English subtitles
Einführung: Daniel Otto
Filmreihe: 23. Nippon Connection

Über drei Generationen erzählt ARMY die Geschichte einer Familie, deren Leben eng mit dem Militär verwoben ist. 1944 unter strengen Zensurauflagen gedreht, bietet der Film zunächst ein verklärendes Bild der japanischen Streitkräfte. Dieses wird jedoch insbesondere im Finale subtil unterwandert, was Kinoshita ein Berufsverbot bis zum Kriegsende einbrachte. Seine emotionale Wucht verdankt ARMY nicht zuletzt dem berührenden Schauspiel von Kinuyo Tanaka.

Freitag  09.06.2023

17:00 Uhr

OSONEKE NO ASHITA

Morning For The Osone Family
Japan 1946. R: Keisuke Kinoshita. D: Haruko Sugimura, Toshinosuke Nagao, Shin Tokudaiji, Mitsuko Miura, Shiro Osaka. 81 Min. 35mm. OmeU
Japanese original version with English subtitles
Einführung: Luk Van Haute
Filmreihe: 23. Nippon Connection

Die liberale Familie Osone wird durch den Pazifikkrieg auseinandergerissen: Sohn Ichiro muss wegen eines kritischen Zeitungsartikels ins Gefängnis und seine Brüder Taiji und Takashi werden vom Militär eingezogen. Als sich der ultranationalistisch gesinnte Schwager im Haus der verwitweten Mutter und ihrer Tochter festsetzt, wird die Situation unerträglich. Direkt nach dem Krieg unter der amerikanischen Besatzung entstanden, ist MORNING FOR THE OSONE FAMILY der erste Film, den Regisseur Keisuke Kinoshita ohne japanische Militärzensur drehen konnte.

19:00 Uhr

KARUMEN KOKYO NI KAERU

Carmen Comes Home
Japan 1951. R: Keisuke Kinoshita. D: Hideko Takamine, Toshiko Kobayashi, Takeshi Sakamoto, Mieko Mochizuki, Akio Isono. 86 Min. 16mm. OmeU
Japanese original version with English subtitles
Einführung: Henrik Diels
Filmreihe: 23. Nippon Connection

Ein kleines Dorf in der Präfektur Nagano erwartet hohen Besuch: Okin, die unter ihrem Bühnennamen Lily Carmen in Tokio zum Star geworden ist, will nach Jahren ihren Vater in der ländlichen Heimatstadt besuchen. Was hier noch niemand weiß: Berühmt ist Okin in der Stadt als Striptease-Tänzerin. Im ersten Farbfilm Japans kommentiert Keisuke Kinoshita mit viel Ironie den Kontrast zwischen Stadt- und Landbevölkerung.

21:00 Uhr

KARUMEN JUNJO SU

Carmen's Pure Love
Japan 1952. R: Keisuke Kinoshita. D: Hideko Takamine, Masao Wakahara, Chikage Awashima, Toshiko Kobayashi, Eiko Moyoshi. 103 Min. 35mm. OmeU. FSK 6
Japanese original version with English subtitles
Einführung: Henrik Diels
Filmreihe: 23. Nippon Connection

Carmen lebt zusammen mit ihrer Freundin Akemi wieder in der Großstadt. Sich von Job zu Job hangelnd, werden sie in die Untiefen der japanischen Gesellschaft hinabgezogen, vom elitären Kunstbetrieb bis zu politischen Kampagnen. Die sehr lose Fortsetzung zu CARMEN COMES HOME (1951) gilt als einer der wichtigsten satirischen Filme der japanischen Kinogeschichte. Auf formaler Ebene spiegelt die absolut irrwitzige Kameraführung die turbulente Handlung wider.

Samstag  10.06.2023

13:00 Uhr

RYUICHI SAKAMOTO – CODA

Japan/USA 2017. R: Stephen Nomura Schible.
Dokumentarfilm. 102 Min. DCP. OmU
Japanese and English original version with German subtitles
Hinweis: Aufgrund hoher Nachfrage findet am Samstag, 10.6., um 13 Uhr eine Zusatzvorstellung des Films statt!
Filmreihe: 23. Nippon Connection

Mit Ryuichi Sakamoto, der zahlreiche internationale Filme vertonte, ist am 28. März einer der größten japanischen Künstler der Gegenwart gestorben. Regisseur Stephen Nomura Schible hat den Musiker seit 2012 mehrere Jahre lang begleitet: Seine sehr persönlichen Aufnahmen fügte er mit Archivmaterial zusammen und schuf so ein berührendes Porträt eines rastlosen Künstlers, der sich immer wieder neu erfunden hat.

15:00 Uhr

NIJUSHI NO HITOMI

Twenty-Four Eyes
Japan 1954. R: Keisuke Kinoshita. D: Hideko Takamine, Yumeji Tsukioka, Kuniko Igawa, Takahiro Tamura, Chishu Ryu. 155 Min. 35mm. OmeU
Japanese original version with English subtitles
Einführung: Daniel Otto
Filmreihe: 23. Nippon Connection

Die junge Lehrerin Hisako wird 1928 auf eine abgelegene Insel berufen, um dort an der Grundschule zu unterrichten. Als Jahre später die Auswirkungen des Pazifikkrieges in Japan spürbar werden, gerät das idyllische Leben der Menschen auf der Insel aus den Fugen. Keisuke Kinoshita zeigt eindrücklich, wie das Schicksal der Lehrerin und ihrer zwölf Schüler:innen zunehmend von Kriegspropaganda und Militarismus geprägt wird.

18:15 Uhr

NOGIKU NO GOTOKI KIMI NARIKI

She Was Like A Wild Chrysanthemum
Japan 1955. R: Keisuke Kinoshita. D: Shinji Tanaka, Noriko Arita, Chishu Ryu, Kappei Matsumoto, Haruko Sugimura. 92 Min. 16mm. OmeU
Japanese original version with English subtitles
Einführung: Daniel Kothenschulte
Filmreihe: 23. Nippon Connection

Masao blickt als alter Mann zurück auf seine erste Liebe: Er besucht das Dorf seiner Kindheit und Jugend, wo er als junger Mann seinen Schwarm Tamiko zurückließ. Die beiden mussten sich den Plänen ihrer Familien beugen und ihre Liebe endete tragisch. Keisuke Kinoshita, der für seine formalen Experimente bekannt ist, setzte alle Szenen aus der Vergangenheit in eine Rahmenvignette und betonte so den melancholischen Charakter des Films.

20:30 Uhr

KAZAHANA

The Snow Flurry
Japan 1959. R: Keisuke Kinoshita. D: Keiko Kishi, Yusuke Kawazu, Yoshiko Kuga, Chieko Higashiyama, Ineko Arima. 78 Min. 35mm. OmeU
Japanese original version with English subtitles
Einführung: Luk Van Haute
Filmreihe: 23. Nippon Connection

Hideo, der jüngste Sohn der Nagura-Familie, will gemeinsam mit Haruko Selbstmord begehen, weil sein tyrannischer Vater die Liebesbeziehung der beiden nicht akzeptiert. Mit seinem Tod bringt Hideo Schande über seine Familie, während Haruko überlebt und ihren gemeinsamen Sohn Suteo zur Welt bringt. 18 Jahre später verliebt sich Suteo ausgerechnet in eine junge Frau aus der Nagura-Familie und eine neue Tragödie bahnt sich an. Mit scharfer Kritik an Familientraditionen und einer betont non-linearen Erzählweise gehört THE SNOW FLURRY zu den Vorläufern der Neuen Welle Japans.

Sonntag  11.06.2023

12:00 Uhr

RYUICHI SAKAMOTO – CODA

Japan/USA 2017. R: Stephen Nomura Schible.
Dokumentarfilm. 102 Min. DCP. OmU
Japanese and English original version with German subtitles
Hinweis: Aufgrund hoher Nachfrage findet am Samstag, 10.6., um 13 Uhr eine Zusatzvorstellung des Films statt!
Filmreihe: 23. Nippon Connection

Mit Ryuichi Sakamoto, der zahlreiche internationale Filme vertonte, ist am 28. März einer der größten japanischen Künstler der Gegenwart gestorben. Regisseur Stephen Nomura Schible hat den Musiker seit 2012 mehrere Jahre lang begleitet: Seine sehr persönlichen Aufnahmen fügte er mit Archivmaterial zusammen und schuf so ein berührendes Porträt eines rastlosen Künstlers, der sich immer wieder neu erfunden hat.

18:00 Uhr

HARU NO YUME

Spring Dreams
Japan 1960. R: Keisuke Kinoshita. D: Mariko Okada, Yoshiko Kuga, Eitaro Ozawa, Shuji Sano, Chishu Ryu. 103 Min. 35mm. OmeU
Japanese original version with English subtitles
Filmreihe: 23. Nippon Connection

Der Haushalt der wohlhabenden Okudaira-Familie wird durcheinandergewirbelt, als ein Süßkartoffelverkäufer in ihrem Wohnzimmer einen Schlaganfall erleidet und dort gesund gepflegt werden muss. Keisuke Kinoshita lässt seine Screwball-Komödie fast gänzlich im Familienanwesen spielen und zeichnet in prachtvollen Farben ein bissiges und doch hoffnungsvolles Porträt der japanischen Klassengesellschaft.

20:30 Uhr

FUEFUKIGAWA

The River Fuefuki
Japan 1960. R: Keisuke Kinoshita. D: Takahiro Tamura, Hideko Takamine, Somegoro Ichikawa VI, Mannosuke Nakamura, Shinji Tanaka. 117 Min. 35mm. OmeU. FSK 12
Japanese original version with English subtitles
Einführung: Luk Van Haute
Filmreihe: 23. Nippon Connection

Die Chronik einer armen Bauernfamilie im Japan des 16. Jahrhunderts: In einer Zeit, die von ständigen Bürgerkriegen geprägt ist, tritt der älteste Sohn Sozo in den Dienst des Takeda-Clans. Auch seine Brüder folgen ihm, um den ärmlichen Verhältnissen zu entfliehen. Kinoshitas Historienfilm ist ein Gegenentwurf zu den actiongeladenen Samurai-Epen seiner Zeit und vor allem durch das auffällige Spiel mit Farben eine seiner spektakulärsten und formal gewagtesten Regiearbeiten.