Stay home, watch Georgian cinema!

Das Georgian National Film Center lädt aktuell dazu ein, die zeitgenössische Kinematographie Georgiens kennenzulernen. Georgien? Guter Wein. Soll schön da sein, hört man immer öfter von Urlaubsreisenden aus Europas Westen (auch DFF-Kollege Jan-Philipp Richter zählt dazu und berichtete begleitend zur Filmreihe 2018 im DFF). Georgische Filme hingegen, die finden eher selten den Weg in hiesige Kinos. Dabei hat das georgische Kino so viel zu bieten!

Liebhaber/innen schätzen die ganz eigene, originelle Bildsprache von Regisseur/innen wie Otar Iosselilani, Tengis Abuladze, Nana Dschordschadse oder Lana Gogoberidse. Festivals wie goEast in Wiesbaden bieten rare Gelegenheiten für Entdeckungen, wie zuletzt den 2017er Eröffnungsfilm MEINE GLÜCKLICHE FAMILIE (Chemi Bedinieri Ojakhi, 2017, R: Nana & Simon).

WINTER SONG (Chant D’Hiver, 2015) ist das jüngste Meisterwerk des georgischen Regisseurs Otar Iosieliani.

Unter dem Motto “Stay home, watch Georgian cinema!” gibt das Georgian National Film Center aktuell Gelegenheit, Dutzende Kurz- und Langfilme mit englischen Untertiteln auf kostenlosen Streaming-Plattformen kennenzulernen. Versammelt sind sie auf der Website der georgischen Produktionsfirma Parachute Films.

Die Initiative startete Ende März und dauert bis auf Weiteres an. Höchste Zeit, sich umzuschauen: Das wechselnde Angebot umfasst Beiträge von Newcomer/innen wie Lasha Tskvitinidse, der mit seinem Langfilmdebut I’M BESO (2014) auf sich aufmerksam machte, aber auch bekannteren Namen wie den georgischen Oscar®-Beitrag NAMME (2017) von Zaza Khalvashi (aktuell nicht mehr verfügbar). Von Newcomer Tskvitinidse ist neben I’M BESO auch die aktuelle Kurzdokumentation TEMO (2019) in der Auswahl zu finden. Der gleichnamige Protagonist lebt hochverschuldet – wie große Teile der georgischen Bevölkerung – in einer kleinen Hütte zusammen mit seiner Freundin und deren Mutter. Seine fruchtlosen Versuche, sich aus der Misere zu befreien, führen ihn an den Rand der Legalität.

Zwischen 2009 und 2013 haben 14 Prozent aller georgischen Familien ihre Wohnungen verloren, als Folge rasant gestiegener Zinsen auf Kredite und Hypotheken, die nicht mehr zurückgezahlt werden konnten. Ein ähnliches Thema umkreist auch ein weiteres Highlight in der aktuell verfügbaren Auswahl: Der tragikomische Spielfilm LINE OF CREDIT (2014) von Salomé Alexi-Meskhvili ging 2015 im goEast Wettbewerb ins Rennen.

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Darin geht es um Nino, eine elegante Mittvierzigerin in Tiflis, die seit dem Zerfall der Sowjetunion mit ihrer Familie in eine finanzielle Abwärtsspirale geraten ist und dies notdürftig zu verbergen versucht. Die Lebenshaltungskosten sind gestiegen, während ihre Bedürfnisse gleich geblieben sind. Unfähig, mit den neuen Herausforderungen zurechtzukommen, baut Nino, die Ernährerin der Familie, ihr eigenes persönliches Schneeballsystem aus Darlehen, Pfandgegenständen und Hypotheken auf …

Also: Ab aufs Sofa und auf ins Filmland Georgien!