Lecture & Film: Luis Buñuel

Cinema on the Precipice of Modernity

Luis Buñuel (1900-1983) is a figure of the century not only in cinema. With UN CHIEN ANDALOU he gave surrealism its defining face and cinema a new dimension. Like no other, Buñuel understood cinema as the art of a revolutionary imagination and explored in his films the abysses of modernity between utopian hope and secular catastrophe.

In this series, renowned experts from Europe and the USA will introduce the many facets of Buñuel’s work – from the early surrealist works to the documentary films of the 1930s and the films in Mexico to the great works of the 1960s.

The DFF cinema screens films in original language whenever possible. Please find information on language versions and subtitle languages of the individual films highlighted in blue in the calendar below.

Special thanks to the Franz Adickes Endowment Fund for supporting the series.

Thursday  08.12.2022

20:00 Uhr

THE YOUNG ONE

Das junge Mädchen
Mexiko 1960. R: Luis Buñuel. D: Zachary Scott, Bernie Hamilton, Key Meersman. 95 Min. 35mm. engl. OF
Original version
Lecture von Daniel Fairfax (nur am 8.12.): Buñuel in Amerika
Filmreihe: Lecture & Film: Luis Buñuel

Während Europa vom Faschismus überrannt wurde, verbrachte Luis Buñuel die Jahre 1938 bis 1945 im Exil in den USA. Trotz seiner Zusammenarbeit mit Iris Barry im Museum of Modern Art konnte er keinen Film in den USA realisieren. Erst 1960 bekam er die Gelegenheit, das Land mit THE YOUNG ONE (auch unter dem spanischen Titel LA JOVEN bekannt) kinematographisch zu behandeln. An der mexikanischen Produktion waren viele Betroffene der schwarzen Liste Hollywoods beteiligt, darunter Szenarist Hugo Butler, Produzent George Pepper und zahlreiche Schauspieler:innen. Trotzdem drehte Buñuel in Mexiko. Das Land, das wir auf dem Zelluloid sehen, ist nichts als eine sorgfältige Rekonstruktion. THE YOUNG ONE war neben seiner Adaption von Robinson Crusoe nur einer von zwei englischsprachigen Filmen unter Buñuels Regie.

Mit seiner Geschichte eines schwarzen Musikers, der auf einer Insel im Süden der USA in Konflikte um ein junges weißes Mädchen gerät, greift THE YOUNG ONE die rassistischen und sexistischen Strukturen des Jim Crow-Zeitalters mit enormer Direktheit an. Als Außenseiter blickt Buñuel auf eine fremde, in vielerlei Hinsicht widerwärtige aber umso faszinierendere Gesellschaft.

Daniel Fairfax spricht in seinem Vortrag über Buñuels Zeit im US-amerikanischen Exil und seinen Blick auf das Land in der mexikanischen Produktion. Fairfax ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt und Autor von The Red Years of Cahiers du Cinéma (1968-1973) (Amsterdam University Press, 2021, 2 Bände).

Saturday  10.12.2022

18:00 Uhr

THE YOUNG ONE

Das junge Mädchen
Mexiko 1960. R: Luis Buñuel. D: Zachary Scott, Bernie Hamilton, Key Meersman. 95 Min. 35mm. engl. OF
Original version
Lecture von Daniel Fairfax (nur am 8.12.): Buñuel in Amerika
Filmreihe: Lecture & Film: Luis Buñuel

Während Europa vom Faschismus überrannt wurde, verbrachte Luis Buñuel die Jahre 1938 bis 1945 im Exil in den USA. Trotz seiner Zusammenarbeit mit Iris Barry im Museum of Modern Art konnte er keinen Film in den USA realisieren. Erst 1960 bekam er die Gelegenheit, das Land mit THE YOUNG ONE (auch unter dem spanischen Titel LA JOVEN bekannt) kinematographisch zu behandeln. An der mexikanischen Produktion waren viele Betroffene der schwarzen Liste Hollywoods beteiligt, darunter Szenarist Hugo Butler, Produzent George Pepper und zahlreiche Schauspieler:innen. Trotzdem drehte Buñuel in Mexiko. Das Land, das wir auf dem Zelluloid sehen, ist nichts als eine sorgfältige Rekonstruktion. THE YOUNG ONE war neben seiner Adaption von Robinson Crusoe nur einer von zwei englischsprachigen Filmen unter Buñuels Regie.

Mit seiner Geschichte eines schwarzen Musikers, der auf einer Insel im Süden der USA in Konflikte um ein junges weißes Mädchen gerät, greift THE YOUNG ONE die rassistischen und sexistischen Strukturen des Jim Crow-Zeitalters mit enormer Direktheit an. Als Außenseiter blickt Buñuel auf eine fremde, in vielerlei Hinsicht widerwärtige aber umso faszinierendere Gesellschaft.

Daniel Fairfax spricht in seinem Vortrag über Buñuels Zeit im US-amerikanischen Exil und seinen Blick auf das Land in der mexikanischen Produktion. Fairfax ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt und Autor von The Red Years of Cahiers du Cinéma (1968-1973) (Amsterdam University Press, 2021, 2 Bände).

Thursday  15.12.2022

20:00 Uhr

LA VOIE LACTÉE

Die Milchstraße Frankreich/BRD/Italien 1969. R: Luis Buñuel. D: Paul Frankeur, Michel Piccoli, Delphine Seyrig. 97 Min. 35mm. frz. OmeU
Original version with English subtitles
Lecture von Nicole Kandioler (nur am 15.12.): Thaumaturgische Pilger zwischen Gott und Maschine in La Voie lactée
Filmreihe: Lecture & Film: Luis Buñuel

Eine Trilogie über die Suche nach der Wahrheit nannte Luis Buñuel seine Filme LA VOIE LACTÉE (1969), LE CHARME DISCRET DE LA BOURGEOISIE (1972) und LE FANTÔME DE LA LIBERTÉ (1974). Wurde LA VOIE LACTÉE, ein surrealistischer Film über zwei Clochards, die auf dem Jakobsweg von Paris nach Santiago de Compostela eine moderne Pilgerreise unternehmen, von Kritik und Publikum eher verhalten aufgenommen, bezeichnet ihn der franzzösische Drehbuchautor und Schriftsteller Jean-Claude Carrière als den wichtigsten Film von Luis Buñuel.

In dem Vortrag von Nicole Kandioler sollen zwei Aspekte von Buñuels Schaffen diskutiert werden: die Verstrickungen von Religion und (cinematischer) Technologie sowie die Bildräume durchwandernde Opposition von Raum und Reise, Stillstand und Bewegung, Dokumentarismus und Surrealismus.

Nicole Kandioler ist Film- und Medienwissenschafterin am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte sind (ost-)europäische Medienkultur, Gender Media Studies und dokumentarische Formen.

Wednesday  28.12.2022

18:00 Uhr

LA VOIE LACTÉE

Die Milchstraße Frankreich/BRD/Italien 1969. R: Luis Buñuel. D: Paul Frankeur, Michel Piccoli, Delphine Seyrig. 97 Min. 35mm. frz. OmeU
Original version with English subtitles
Lecture von Nicole Kandioler (nur am 15.12.): Thaumaturgische Pilger zwischen Gott und Maschine in La Voie lactée
Filmreihe: Lecture & Film: Luis Buñuel

Eine Trilogie über die Suche nach der Wahrheit nannte Luis Buñuel seine Filme LA VOIE LACTÉE (1969), LE CHARME DISCRET DE LA BOURGEOISIE (1972) und LE FANTÔME DE LA LIBERTÉ (1974). Wurde LA VOIE LACTÉE, ein surrealistischer Film über zwei Clochards, die auf dem Jakobsweg von Paris nach Santiago de Compostela eine moderne Pilgerreise unternehmen, von Kritik und Publikum eher verhalten aufgenommen, bezeichnet ihn der französische Drehbuchautor und Schriftsteller Jean-Claude Carrière als den wichtigsten Film von Luis Buñuel.

In dem Vortrag von Nicole Kandioler sollen zwei Aspekte von Buñuels Schaffen diskutiert werden: die Verstrickungen von Religion und (cinematischer) Technologie sowie die Bildräume durchwandernde Opposition von Raum und Reise, Stillstand und Bewegung, Dokumentarismus und Surrealismus.

Nicole Kandioler ist Film- und Medienwissenschafterin am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte sind (ost-)europäische Medienkultur, Gender Media Studies und dokumentarische Formen.