Galerieausstellung „Lost Media: FOUND“

Visual

17.2. bis 5.4.2009

Gedankenblitze aus der Zukunft der Filmgeschichte präsentiert unsere nächste Galerieausstellung. Die Filmklasse der Kunsthochschule HfG Offenbach präsentiert ausgewählte und spannende Arbeiten zum Thema Medienarchäologie.

„Lost Media: FOUND“ kreist um den Ursprung und die Perspektiven der medialen Kommunikation. Medien verlängern die Sinne, aber gefährden als kurzlebige Speicher das Überleben des kulturellen Gedächtnisses.

Das imaginäre Szenario der Gesellschaft Sixcon, eines fiktiven sechsten Kontinents (www.SIXCON), erlaubte den ausgelagerten Blick aus einer rein digitalen Zukunft heraus auf unsere Gegenwart, so, als wäre sie bereits Vergangenheit.

In den Seminaren von Professorin Rotraut Pape und Dozentin Kathrin Brinkmann erarbeiteten und fixierten die Studierenden auf den aussterbenden analogen und digitalen Medien basierende kollektive Erinnerungen. Motive der Film- und Mediengeschichte, wie sie auch unsere Dauerausstellung präsentiert, werden neu inszeniert und in Beziehung gesetzt. Durch die fast in Vergessenheit geratenen Technologien werden nicht nur die Kurzlebigkeit der heutigen Medien veranschaulicht, sondern gleichsam die epochalen Unterschiede ihrer Nutzung für den Film.

Die Ausstellung

Die Gemeinschaftsarbeit Oral History greift die Vergänglichkeit der medialen Technologien explizit auf. Die Studierenden erinnern an längst vergessene Techniken und Geräte und ermöglichen dem Besucher ein nachdenkliches Wiedererinnern. Eva Becker beschäftigt sich mit der vermehrt auftretenden Krankheit Technology Related Anger und problematisiert die rasante technische Entwicklung und den gesellschaftlichen Zwang, sich und den eigenen Computer in immer kürzeren Abständen auf den industriell vorgeschriebenen Stand zu bringen. Owi Mahns Closed-Circuit-Installation entführt in eine von Lotte Reiniger inspirierte Scherenschnittwelt. Via Kamera kann sich der Besucher in diese virtuelle physikalische Welt hineinbegeben und interaktiv in den Film eingreifen.

In drei Fünf-Minuten-Plakaten macht Eva Münnich die Einstellungslängen von berühmten Mordszenen der Filmgeschichte graphisch sichtbar. Psycho (1960), Halloween (1978) und Scream (1996) liefern einen schwarzweißen Rhythmus, in dem jeweils ein Psychopath eine Blondine ermordet. Das Kaiserpanorama inspirierte David Jahn zu einem dreidimensionalen Film, der in einer Installation präsentiert wird. André Kirchner erinnert an die klassische Stummfilmorgel mithilfe einer zu einem Nachvertonungsinstrument umfunktionierten Computertastatur.

Angelehnt an Fritz Langs Klassiker Die Frau im Mond (1929) drehte Daniel Frerix den vierminütigen Kurzfilm Rosa im Mond, der von der Mondreise eines Raketenforschers erzählt. Das Industriegebiet bei Duisburg und die Räume unserer Dauerausstellung dienten als Kulissen. Das optische Echo durch die Rückkopplung zwischen Kamera und Projektion verzögert Tatjana Matvejeva durch Programmierung – mit dem Effekt, dass ein Besucher sich mehrmals so sieht, wie er jeweils vor ein paar Sekunden aussah. Diese Bilder werden mit filmhistorischen Aufnahmen versetzt und ermöglichen eine Endlos-Reise in die Vergangenheit. Die ursprünglich von David Sarno, Anna Pietocha, Yehonatan Richter-Levin und anderen als Ganzkuppelfilme für das Planetarium Jena erschaffenen FullDome-Filme werden als runde Bodenprojektionen präsentiert, die sich erst aus verschiedenen Perspektiven erschließen lassen.

Der 6.48 Minuten dauernde Materialfilm The Day and the Place Out of Tune (2007) erhält Struktur durch beschriftete, zerkratzte, bemalte und neu zusammengesetzte Filmstreifen. Jos Diegel lädt Besucher ein, selbst Hand anzulegen und ein gemeinsames Kunstwerk zu schaffen.

Mit Dank an Prof. Bernd Kracke, Bernd Zimmermann, Prof. Klaus Hesse, Prof. Ulrike Gabriel, Stephan Blanché, Claus Withopf, Katja Kupfer, Peter Müller (HFG) und Anja Henningsmeyer (hFMA).

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