Filmzeitschriften im Textarchiv des DFF

Eine Auswahl von 33 Zeitschriftenreihen mit Kurzbeschreibungen
Autor der Kurzbeschreibungen: Olaf Brill

Arbeiterbühne und Film

Zentralorgan des Arbeiter-Theater-Bundes Deutschland e.V.

Erschienen: 1930-1931
Herausgeber/Verlag: Arthur Pieck / Arbeiterbühne, Berlin
Vorl.: Arbeiterbühne, Film und Volk (1928-1930)

Kampfblatt der revolutionären Arbeiter-Theaterbewegung, hervorgegangen aus dem Organ des Arbeiter-Theater-Bundes Deutschland (ATBD), Arbeiterbühne, im Juni 1930 vereinigt mit der Zeitschrift des Volksfilmverbandes (VFV), Film und Volk (siehe dort). In der Zeit großer Wirtschaftskrise, hoher Arbeitslosigkeit, gewaltiger Klassenunterschiede, aufkommenden Faschismus und zunehmender Eingriffe des autoritären Staates, etwa durch Zensurverbote, stellte sich der ATBD in den Dienst der Kulturpolitik der marxistisch-leninistischen KPD, die inzwischen auch Kunst als Mittel im Klassenkampf einsetzen wollte. So war das Verbandsblatt ein Werkzeug im Kampf des Proletariats „gegen die Kulturreaktion, gegen die Zensur und Unterdrückungsmaßnahmen“ des Staates.

Arbeiterbühne und Film diente in erster Linie der Organisation der Agitprop-Truppen, die Laientheater zur kommunistischen Propaganda einsetzten, war jedoch nicht nur ein internes Organ, sondern wurde mit einer monatlichen Auflage von 6.000 Exemplaren auch auf Agitprop-Veranstaltungen vertrieben, wo es die breiten Massen erreichen und für den Klassenkampf mobilisieren sollte. Nach dem Vorbild des Arbeitertheaters sollte so auch der proletarische Film organisiert werden, was sich jedoch als ungleich schwieriger erwies, da Filme grundsätzlich teure Industrieprodukte waren. In der Zeitschrift erschienen Beiträge über Skandale und Filmzensur, „proletarische Filmkritik“ und theoretische Diskussionen.

Unter dem Titel Arbeiterbühne und Film erschienen bis Juni 1931 dreizehn Ausgaben, dann wurde die Zeitschrift aus finanziellen Gründen eingestellt und damit die Arbeit des ATBD faktisch beendet. Der Verband bestand noch bis 1933 und wurde dann zerschlagen.


Bild und Film

Zeitschrift für Lichtbilderei und Kinematographie

Erschienen: 1912-1915
Herausgeber/Verlag: Lichtbilderei GmbH, M.-Gladbach

Die bedeutendste kirchliche Filmeinrichtung in der Frühzeit der Filmgeschichte war die 1909 gegründete Lichtbilderei des Volksvereins für das katholische Deutschland. Sie war vor dem Ersten Weltkrieg der größte nicht kommerzielle Filmverleih Deutschlands, verlieh neben Lehr- und Unterhaltungsfilmen kinotechnische Einrichtungen, betrieb ab 1912 ein eigenes Wanderkino, brachte im eigenen Verlag eine kurzlebige Filmbuchreihe heraus und ab März 1912 die Zeitschrift Bild und Film.

Die Zeitschrift war wesentliche Repräsentantin der so genannten Kinoreformbewegung, die sich kritisch mit dem neuen Medium auseinandersetzte und es von „Schund und Schmutz“ befreien wollte. Hier nachvollziehen lässt sich auch die Debatte um Film als Kunst, die ab 1913 einsetzte, als so herausragende Filmwerke erschienen wie „Der Andere“, „Der Student von Prag“ und „Die Insel der Seligen“. Der Filmwissenschaftler Helmut H. Diederichs, der seine Dissertation über die Zeitschrift Bild und Film verfasst hat („Anfänge deutscher Filmkritik“), hebt hervor, dass darin nicht nur frühe Beispiele anspruchsvoller und (von der Filmindustrie) unabhängiger Filmkritik zu finden sind, sondern auch bedeutende frühe Beiträge zu Filmtheorie und -ästhetik. Laut Diederichs „darf die Zeitschrift Bild und Film durchaus als Mikrokosmos, als recht getreues Abbild, der vielfältigen und umfangreichen filmtheoretischen Diskussionen der Vorkriegszeit gelten, schrieben hier doch Kinoreformer unterschiedlicher Prägung, kinointeressierte Literaten, Fachautoren der kommerziellen Kinopresse, aber auch Kino-Laien.“

Bild und Film erschien monatlich mit einem Umfang zw. 20-32 Seiten, enthielt Filmkritiken, Fachaufsätze auch zu juristischen und technischen Fragen, Buchbesprechungen, Meldungen aus dem Ausland und Listen der von der Berliner Zensurbehörde verbotenen Filme. Zu den Beiträgern gehörten die erste bedeutende deutsche Filmkritikerin Malwine Rennert, die spätere liberale Politikerin und erste Verfasserin einer wissenschaftlichen Arbeit zum Kino Emilie Altenloh, der Filmfunktionär und Journalist Alfred Rosenthal und der Filmtheoretiker Herbert Tannenbaum. Chefredakteur war der Priester und spätere Nationalsozialist Lorenz Pieper. Da die Zeitschrift von der katholischen Kirche finanziert wurde, konnte sie auf Anzeigen verzichten. Während des Ersten Weltkrieges war sie jedoch nicht mehr finanzierbar und wurde im September 1915 eingestellt. Auch die Lichtbilderei wurde nach dem Krieg bedeutungslos.


Bühne und Film

Illustrierte Zeitschrift für Theater, Kino, Mode, Gesellschaft

Erschienen: 1919-1922
Herausgeber/Verlag: Erwin Alexander-Katz / Bühne und Film Verlagsgesellschaft, Berlin

Um 1919 entstanden zahlreiche Filmzeitschriften, die nicht mehr für Fachleute, sondern fürs allgemeine Kinopublikum gemacht wurden. Sie präsentierten Starfotos, Klatsch und einen vermeintlichen Blick hinter die Kulissen des Filmgeschäfts. Bühne und Film war eine Publikumszeitschrift, die sich vor allem an die Dame wandte. Ihr Schwerpunkt lag auf Starporträts aus Film und Theater und Berichten über Berliner Theater- und Filmaufführungen. Sie brachte aber auch Buchempfehlungen und Beiträge zu Tanz, Sport, Malerei und der neuesten Hutmode.

Wir finden hier Artikel über damalige Stars wie Erna Morena, Fern Andra, Max Landa, Ally Kolberg-Kay, Elin Gade, Wanda Treumann, Asta Nielsen, Ellen Ullri, Richard Oswald, Bobby Flip und Lilli Flohr, aber auch z.B. eine Homestory über Theatermaler Ernst Stern, den späteren Kostümbildner und Szenografen u.a. für Ernst Lubitsch. Die Zeitschrift ließ die Leserinnen am Leben der Filmstars teilhaben und bediente die Sehnsucht junger Mädchen und Frauen nach einem Leben als Star, indem es sie aufforderte, Fotos von sich einzusenden, um Produzenten auf unentdeckte Talente aufmerksam zu machen. Es gingen tatsächlich zahlreiche Bilder ein und wurden veröffentlicht. Chefredakteur war B.E. Lüthge, der im gleichen Jahr auch die langlaufende Film-Tageszeitung Film-Kurier mitbegründete und Drehbuchautor von weit über hundert Filmen wurde.


Bunte Film-Blätter

Illustrierte Filmzeitschrift

Erschienen: 1919
Herausgeber/Verlag: Richard Boelke / Filmkunst-Verlag, Berlin

Publikumsblatt, das zweimal im Monat, jeweils zum 1. und 15., erschien. In der Zeit der Aufhebung der staatlichen Filmzensur berichteten die Bunten Film-Blätter über „Sitten-Films“, „Prostituiertenfilme“ und über Schauspielerinnen, die sich im Badekostüm zeigten. Der Schwerpunkt lag jedoch auf harmlosen, kurzen Filmkritiken, Fortsetzungsgeschichten, die im Filmmilieu spielten, Lobhudeleien über Stars wie Pola Negri, Mia May und Ossi Osswalda, und Homestories, z.B. über Erich Kaiser-Titz, Hans Mierendorff, Ludwig Trautmann und Hilde Wörner. Abgerundet wurde das Heft durch Berichte über den Alltag am Filmset („Ein Tag im Glashaus“), Preisrätsel und Leserbriefe. Erschienen bis Heft Nr. 8 im Kleinformat, wurden die Bunten Film-Blätter danach größer mit längeren und interessanteren Beiträgen und gelegentlich tatsächlich „buntem“ Titelbild. Nach Nr. 18 vom 1.11.1919 sind keine weiteren Ausgaben nachgewiesen, die Zeitschrift wurde wahrscheinlich eingestellt. Beiträger waren u.a. Herbert Juttke, Egon Jacobsohn und Alfred Klotz.


Deutsche Filmwoche

Illustrierte Filmwochenschrift für das große Publikum

Erschienen: 1925-1927
Herausgeber/Verlag: Paul Funk / Deutsche Filmwoche, Berlin
Vorl.: Neue Illustrierte Filmwoche (1923-1925)
Nachf.: Die Film-Illustrierte (1928-1929)

Publikumszeitschrift, die ihre Leser nach Ende der Inflationszeit zum Preis von 30 (später 40) Pfg. die Woche an der glamourösen Welt des Films teilhaben lassen wollte und im Plauderton Einblicke hinter die Kulissen gab, z.B. in Künstlerporträts, Homestories und der Serie „Der Werdegang eines großen Films“. Zudem erschienen Reportagen über allerlei bunte Themen, Filmbesprechungen, Berichte über Entwicklungen in Hollywood und London und Vereinsmitteilungen (Deutscher Film-Bund, Bund Deutscher Filmfreunde).

Spiritus rector und Chefredakteur des Blattes war der umtriebige Filmjournalist Wolffgang Fischer, der sich einen Namen als Intimkenner der Prominentenszene und auch einige Feinde machte. Als „Filmblitz“ schrieb Fischer in der gleichnamigen Kolumne regelmäßig über Klatsch aus der Filmszene und beantwortete Leserpost, meist Anfragen nach Leben und Autogrammadressen der Filmstars. So veröffentlichte er in der Deutschen Filmwoche auch die „Adressen-Liste der weiblichen Filmstars“. 1926 initiierte Fischer mithilfe der Zeitschrift ein einzigartiges Projekt zur Nachwuchsförderung und drehte den heute wohl verschollenen dreiaktigen „Nachwuchsfilm“ „Ein Filmstar wird gesucht!“, mit dem er nach hoffnungsvollen Talenten unter den Leserinnen suchte.

Mitte 1927 kam es zu einem Konflikt mit dem Verlag. Fischer wurde entlassen und gründete das Konkurrenzblatt Die Filmbühne, in dem er seine „Filmblitz“-Kolumne fortsetzte (siehe dort). In der Deutschen Filmwoche wurde der Redakteur Siegfried Golling als Fischers Nachfolger installiert, der dort Fischers „Filmblitz“-Rubrik unter dem Namen „Filmfunk“ fortsetzte. Ende 1927 erschien die letzte Ausgabe unter dem Titel Deutsche Filmwoche. Ab 1928 wurde die Zeitschrift nahtlos als Die Film-Illustrierte fortgesetzt (siehe dort).


Deutsche Lichtbildtheater-Besitzer, Der

Organ der leihenden Kinematographen-Besitzer Deutschlands

Erschienen: 1909-1911
Herausgeber/Verlag: Chr. Winter, Berlin
Nachf.: Das Lichtbild-Theater (1911-1914)

Verbandsblatt, das die Interessen der kleinen Kinobetreiber wahrnahm. Die Zeitschrift wurde jeden Donnerstag gratis an 1.200 Kinematographen-Besitzer versandt und bot Fabrikanten, Händlern und Interessenten die Möglichkeit, Inserate für diese Zielgruppe zu schalten. Ziel war, gemeinsam gegen Anfeindungen in der Presse und Polizeiverbote zu kämpfen. So erschienen immer wieder Polemiken, in denen der „Kientopp“ gegen Vorwürfe der so genannten Kinoreformer verteidigt wurde, nur Schmutz und Schund zu sein. Großen Raum nahm auch der Kampf gegen die Polizeizensur ein, auf die andere gesellschaftliche Gruppen wie Geistliche und Lehrer zunehmend Einfluss zu nehmen versuchten.

Der Deutsche Lichtbildtheater-Besitzer enthielt Meldungen, Vereinsmitteilungen, Wissenswertes zu Kinoausstattung und Filmherstellung, informierte über Themen wie Kolorierung von Filmen und Abspielgeschwindigkeit, gab den Kinobetreibern Tipps zu Steuern, Rechtlichem, Reklame und der Frage, wie man ein Filmprogramm zusammenstellt. Für die heutige Forschung interessant sind neben den lebhaften Beiträgen zur so genannten Kino-Debatte die ausführlichen, teilweise seitenlangen Beschreibungen der Kurzfilme, die in den Lichtbildtheatern in Programmen gezeigt wurden: Naturaufnahmen, Reisebilder, Lehrfilme, Aktualitäten, Trickfilme, Märchen, Spielszenen, kurze Detektiv-Dramen, Humoresken usw.

Da ein großer Teil dieser frühen Filmwerke verschollen ist, kann man sich hier einen Überblick verschaffen, was damals tatsächlich in den Kinos gezeigt wurde. Es waren Titel wie: Die treue Liebe des Fährmanns, Die widerspenstige Briefmarke, Ein Besuch unserer Kaiserin in Hagenbecks Tierpark, Die Dankbarkeit des Hundes, Fortschritte der Wissenschaft im Jahre 2000, Die Lebensgeschichte eines Schmetterlings, Gespenst und Liebe, Der Komet kommt!! usw. Auch der Anzeigenteil nennt interessante Filmtitel: Die Kindheit Jesu, Die schreckliche Eisenbahnkatastrophe bei Köln, Die Katze in eine Frau verwandelt, Die Enthüllung des Denkmals der Königin Viktoria von England. Teilweise lassen sich auch Angaben zu frühen Filmdarstellern finden, die heute völlig unbekannt sind (Madeleine Roch als Kleopatra).


Erste Internationale Film-Zeitung

Zentral-Organ für die gesamte Kinematographie
Die Film-Welt
Ältestes internationales Fachblatt der Film- und Kino-Industrie

Erschienen: 1907-1920
Herausgeber/Verlag: Richard Falk, Berlin

Nach dem wirtschaftlichen Erfolg des Kinematograph (siehe dort) im gleichen Jahr gegründete Filmzeitschrift, die sich an ein Fachpublikum wandte, d.h. vor allem von Angehörigen der Filmindustrie und Kinobetreibern gelesen wurde. Die deutschsprachige Erste Internationale Film-Zeitung wurde auch im Ausland vertrieben und nannte vor dem Ersten Weltkrieg als ihr Verbreitungsgebiet: das deutsche Reichsgebiet, Russland, Österreich-Ungarn, die Schweiz, Serbien, Bulgarien und Rumänien. In der Selbstbeschreibung war sie Deutschlands „gelesenstes Fachblatt“, nach dem Krieg im Untertitel „ältestes internationales Fachblatt der Film- und Kino-Industrie“.

Die wöchentlich erscheinende Erste Internationale Film-Zeitung enthielt, wie die anderen Fachzeitschriften der Zeit auch, Fachartikel, Besprechungen von Film-Neuheiten, Korrespondentenberichte, Meldungen, Vereins- und Patentnachrichten und einen großen Anzeigenteil. In ihr lässt sich die Filmgeschichte von der Zeit der Kurzfilm-Programme bis zur Entwicklung langer Spielfilme und Aufführungen in großen Lichtspielpalästen nachvollziehen. Der Umfang wuchs schnell auf über 140 Seiten, im Krieg wurde er wieder reduziert, in den Jahren 1918-1919 wurde die Zeitschrift kurzzeitig umbenannt in Die Film-Welt.

Nach dem Krieg fand eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Neuordnung statt, auch der deutschen Filmindustrie. Konzernbildung und Filmzensur waren große Themen der Nachkriegszeit, auch große Filme wie „Das Cabinet des Dr. Caligari“ und „Hamlet“ mit Asta Nielsen in der Titelrolle wurden diskutiert. Macher der Zeitschrift war Chefredakteur Willi Böcker, im Krieg vertreten durch Erich Kraft. Nach seiner Rückkehr von der Front im November 1918 übernahm Böcker seinen alten Posten gemeinsam mit dem Juristen Walther Friedmann. Danach avancierte Böcker zum Herausgeber der Zeitschrift, die Chefredaktion übernahm Alfred Ruhemann, zunächst mit Egon Jacobsohn und Leon Blass, später mit Hans-Ulrich Dörp. Redakteure waren Ludwig Brauner, E.E. Friedegg, Konrad Wolter, Hans Joachim von Winterfeld und der spätere Ufa-Chefdramaturg Fritz Podehl.

Ende 1920 erschien die Erste Internationale Film-Zeitung nur noch unregelmäßig. Der Falk-Verlag wurde vom Hackebeil-Konzern übernommen, der in der letzten Ausgabe vom 11. Dezember 1920 mit seiner „Organisation“-Verlagsges. mbH, Berlin als Verlag zeichnete. Danach wurde die Zeitschrift eingestellt.


Film, Der

Zeitschrift für die Gesamt-Interessen der Kinematographie
Wochenschrift für Film + Bühne + Funk + Musik
Die illustrierte Wochenschrift

Erschienen: 1916-1943
Herausgeber/Verlag: Reinhold Kühn, später: Max Mattisson, beide Berlin
Ab 1936 vereinigt mit Reichsfilmblatt, ab 1943 vereinigt mit Film-Kurier

Der Film war eine der großen Fachzeitschriften, die sich nicht an das allgemeine Kinopublikum wandten, sondern speziell an Filmindustrie und Kinobetreiber (vgl. Der Kinematograph, Lichtbild-Bühne, Erste Internationale Film-Zeitung). Entstanden noch während des Ersten Weltkrieges, wurde die Zeitschrift Wegbegleiterin aller filmhistorischen Entwicklungen der neuen Weimarer Republik. Wöchentlich mit einem Umfang von i.d.R. ca. 120-140, in seinen besten Zeiten auch mal 200 Seiten, enthielt Der Film Fachbeiträge, Filmkritiken Berliner und Münchner Uraufführungen, internationale Berichterstattung, Meldungen aus den Presseabteilungen der Produktionsfirmen, Adressen-, Film- und Zensurlisten und einen großen Anzeigenteil, in dem die Verleiher den Kinobesitzern ihre Filmneuheiten präsentierten. Anfang der 1920er Jahre waren dies oft aufwändige Anzeigen mit Kunstdrucken, ausklappbaren Postern, Beilagen, Beiheften usw.

Unter dem Namen „Momus“ veröffentlichte der frühere Artist, Schauspieler und Regisseur Arthur Mellini und Chefredakteur der Lichtbild-Bühne hier die regelmäßige Kolumne „Unsere ‚boshafte‘ Seite“. Der „Deutsche Filmkatalog“ listete alle erschienenen und angekündigten Neuerscheinungen des deutschen Filmmarktes. In der kurzzeitigen Beilage „Wer ist frei?“ wurden Schauspieler, Regisseure, Hilfsregisseure, Kameraleute („Operateure“), Architekten und Garderobiers gelistet mit Terminen, ab denen sie neuen Filmproduktionen zur Verfügung stehen konnten, samt Adressen und Telefonnummern. Im Kleinanzeigenteil fanden sich neben Stellengesuchen Angebote der Hersteller von Projektionsgeräten und Klappsitzen für Kinos.

Mitte der 1920er Jahre, in Zeiten der Inflation und Filmkrise, wurde der Umfang reduziert auf 30-50 Seiten, in den 1930ern erschien Der Film, umgestellt auf Zeitungsformat und mit dem neuen Untertitel „Die illustrierte Wochenschrift“, als billige, wöchentliche Filmzeitung mit nur noch 8, teilweise auch nur 4 Seiten Umfang, enthielt nur noch Nachrichten, Filmkritiken und Feuilleton. Nach Machtantritt der Nationalsozialisten wurde Der Film, wie alle Organe der Filmpresse, gleichgeschaltet und in den Dienst der NS-Propaganda gestellt. 1936 vereinigt mit dem Reichsfilmblatt (siehe dort), ab Mai 1943 aufgegangen in den Film-Kurier.


Filmbühne, Die

Erschienen: 1927-1929
Herausgeber/Verlag: Wolffgang Fischer / Filmblitz-Verlag, Berlin

Monatsschrift mit hauptsächlich leichter Kost, bunten Meldungen, Humor, Fotos schöner Frauen und Plaudereien, die den Leser darüber aufklären, wie es „hinter den Kulissen“ des Filmgeschäfts zugeht. Von Anfang an enthielt Die Filmbühne auch zahlreiche Beiträge bekannter Journalisten, Regisseure und Stars: Fritz Lang, Lilian Harvey, Fred Sauer, Stefan Lorenz, Emil Jannings, Herbert Juttke, Mady Christians, Pola Negri, Erich Waschneck, Willy Fritsch, B.E. Lüthge, Leni Riefenstahl usw.

Herausgeber war der in der Filmszene bestens vernetzte Journalist Wolffgang Fischer, der sich im Streit mit dem Verleger von der Deutschen Filmwoche (siehe dort) getrennt hatte, und daraufhin Die Filmbühne als Konkurrenzblatt gründete. Fischer trat an mit dem Anspruch, ohne Einflussnahme eines Verlegers redaktionell und finanziell unabhängig über die Filmszene zu berichten, setzte in der Filmbühne auch seine beliebte „Filmblitz“-Kolumne fort, in der er in Kommunikation mit dem Lesern trat und auf meist humorvolle Art Fragen zum Leben der Stars beantwortete.

Gegen Ende enthielt die Filmbühne auch Reflektionen über den beginnenden Tonfilm, u.a. von Regisseur Joe May und Universal-Manager Joe Friedmann. Im Dezember 1929, am Ende des letzten Jahres der Stummfilmzeit, erschien das letzte Heft.


Filmfreund, Der

Halbmonatsschrift für Filmkultur

Erschienen: 1924-1926
Herausgeber/Verlag: Wilhelm Ruland / Filmfreund, München

Zum Emelka-Konzern gehörige Unterhaltungszeitschrift mit Starporträts und Inhaltsbeschreibungen von Sensationsfilmen wie „Die Bestie von San Silos“ und „Wo ist mein armer Junge heute Nacht?“. Ausführlich vorgestellt werden auch solche Skurrilitäten wie der Werbefilm „Zwischen Mars und Erde“, den die Emelka-Kulturfilm GmbH zur Deutschen Verkehrsausstellung München 1925 produzierte. Die Zeitschrift ist interessant für Forscher, die sich für die Münchener Filmproduktion der betreffenden Jahre interessieren. Mit Wechsel auf ein kleineres Format im Jahr 1926 erhielt der Filmfreund noch mehr den Charakter eines Programmhefts, bei dem jeweils ein einzelner Film im Mittelpunkt stand („Sein siebenter Junge“, „Försterchristl“).

Verwechslungsgefahr: Nicht identisch mit der gleichnamigen Zeitschrift aus Berlin (1921-1922).


Film-Illustrierte, Die

Illustrierte Wochenschrift für das große Publikum

Erschienen: 1928-1929
Herausgeber/Verlag: Paul Funk / Deutsche Filmwoche, Berlin
Vorl.: Deutsche Filmwoche (1925-1927)

Nachfolgezeitschrift der Deutschen Filmwoche (siehe dort), zunächst unter Chefredakteur Siegfried Golling, von dem sich der Verlag aber bereits Ende Januar 1928 im Streit trennte. Golling gründete das kurzlebige Konkurrenzblatt Film im Bild (siehe dort).

Die Film-Illustrierte setzte nahtlos die Tradition der Deutschen Filmwoche als „billige“ Wochenzeitschrift fort, die über Stars und Film-Neuheiten berichtete. In der „Star-Beschäftigungsliste“ konnten sich die Leser über Autogrammadressen, Engagements und Aufenthaltsorte ihrer „Film-Lieblinge“ informieren. Solche Beiträge können auch heute noch Hinweise zur Produktionsgeschichte von Filmen oder Biografien der beteiligten Stars liefern. Auch andere Beiträge zu einzelnen Personen oder Filmen sind von Interesse, etwa ein Interview mit Fritz Lang zu seinem neuen Film „Frau im Mond“. Die Zeitschrift bestand etwa bis zum Ende der Stummfilmzeit, die letzte nachgewiesene Ausgabe stammt vom 30. Oktober 1929.


Film im Bild

Illustrierte Wochenschrift aller Film- und Kinofreunde

Erschienen: 1928
Herausgeber/Verlag: Siegfried Golling, Berlin

Kurzlebige, illustrierte Publikumszeitschrift im seit Beginn der 1920er Jahre bewährten Stil, mit Tratsch über deutsche und amerikanische Filmstars, Preisrätseln, Drehberichten, Homestories, Mini-Filmkritiken und „schönen Frauen des Films“ auf dem Titelbild.

Begründer und Chefredakteur war der streitbare Filmjournalist Siegfried Golling, der in der Deutschen Filmwoche (siehe dort) den bisherigen Chefredakteur Wolffgang Fischer verdrängt und in der Nachfolgezeitschrift Die Film-Illustrierte (siehe dort) nach eigener Darstellung zum 31. Januar 1928 gekündigt hatte, um seine eigene Zeitschrift zu gründen, dann vom Verlag aber im Streit bereits eine Woche zuvor fristlos entlassen wurde. Die erste Ausgabe der Film im Bild erschien am 16. Februar 1928, die letzte nachgewiesene Ausgabe am 16. August 1928 mit einer jungen Marlene Dietrich auf dem Titelbild.


Filmland

Deutsche Monatsschrift

Erschienen: 1924-1925
Herausgeber/Verlag: Paul Ickes / Filmwoche, Berlin

Nach dem Ende der Inflation entstand diese prächtige Unterhaltungszeitschrift, jede Ausgabe mit ca. 100 Seiten Umfang und gemalten Titelbildern von Dassel-Weil, Fritz Beyer u.a. Die Zeitschrift verstand sich, so eine programmatische Äußerung in der ersten Ausgabe, als Portal vom grauen Alltag ins märchenhafte Filmland: „Wir streben der Kritik nur da nach, wo sie eine Kritik am Unschönen wird, – wir gebärden uns nicht wie Hochschulprofessoren vor ungenügend vorbereiteten Kandidaten, – wir haben keinen anderen Beruf als den, abseits vom Alltagstrott die Blicke auf die Reize unseres Daseins zu werfen, das Absonderliche zu verfolgen, das Außerordentliche und das Liebenswürdige zu schätzen und zu pflegen.“

So enthielt Filmland viele Filmfotos und Innenillustrationen, Kurzgeschichten, Buchbesprechungen, Partitur-Auszüge, Beiträge über Regisseure, Kameraleute, Filmarchitekten und allerlei bunte Filmthemen wie Maske, Trickfilm, Tiere als Filmdarsteller, Filmmusik, Tanz und Film, japanische Darsteller, sogar graphologische Betrachtung der Handschriften von Filmstars (mit Schriftproben). Es finden sich auch Reiseberichte von Fritz Lang, Wolfgang Alexander, Margit Barnay, Dary Holm, Ruth Weyher, Harry Piel, und autobiografische Äußerungen von Hanna Ralph, Conrad Veidt, Julius Urgiss, Joseph Delmont, Reinhold Schünzel, Bernhard Goetzke, Lil Dagover, Lilian Harvey, Hans Adalbert Schlettow u.a. Beiträger waren u.a. Paul Ickes, Max Prels und Leo Slezak.


Film-Magazin, Das

Die Wochenschrift der Filmfreunde

Erschienen: 1927-1930
Herausgeber/Verlag: Illustrierte Filmwoche GmbH, später: Scherl, beide Berlin
Darin aufgeg. und Forts.: Filmwelt (ab 1929)

Wöchentlich zum Preis von 30 (später 40) Pfennig erscheinende illustrierte Wochenzeitschrift mit Werbetexten zu Film-Neuheiten und kleinen redaktionellen Beiträgen zu bunten Themen, Homestories („Besuch bei Lya de Putti“) und Fortsetzungsromanen. Wie in solchen Publikumszeitschriften üblich, gab es Rubriken wie „Hallo, wissen Sie schon?“ mit Klatsch aus der Filmszene, Preisausschreiben, es wurden Autogrammadressen von Filmstars abgedruckt und Leserfragen beantwortet. In der Rubrik „Aus der Werkstatt“ wurde über aktuelle Dreharbeiten informiert, es gab Drehbuchauszüge oder Filmlieder mit Noten, viele Beiträge befassten sich auch mit aktuellen Hollywood-Filmen. Immer wieder gab es Ankündigungen zu Autogrammtagen, an denen sich Fans Das Film-Magazin von Stars signieren lassen konnten. Es erschien eine obskure Serie, in der Handabdrücke von Prominenten wie Jenny Jugo, Erich Pommer, Willy Fritsch und Lil Dagover untersucht wurden, außerdem Selbstdarstellungen von Stars, die aus den Presseabteilungen der Filmfirmen stammten („Autobiographische Notizen von Betty Amann“ oder Fritz Lang über seinen neuen Film „Frau im Mond“).

Anfangs war dem Heft als Bonus der Illustrierte Film-Kurier beigelegt. Entwickelt wurde Das Film-Magazin von dem einflussreichen Filmfunktionär Alfred Rosenthal (Aros), Chefredakteur der Fachzeitschrift Der Kinematograph. Ende November 1929 wurde Das Film-Magazin vereinigt mit Filmwelt, ab Juli 1930 unter dem Haupttitel Filmwelt mit dem Untertitel „Das Film-Magazin“ fortgeführt.


Filmprominenten, Die

Das Filmmagazin der Prominenten

Erschienen: 1927-1929
Herausgeber/Verlag: Erich Freyman / Die Filmprominenten, Berlin

Dünne Illustrierte, hauptsächlich mit Starfotos, Mini-Filmkritiken und -buchbesprechungen, News und kleinen Artikeln. In einer Ausgabe sinnierte der österreichische Schauspieler Harry Hardt über Filmprominenz: „Betrete ich ein Lokal, erkennt man mich und flüstert, die kleinen Mädchen stoßen sich an und kichern – das ist er – nein, er ist es nicht – doch ist er’s, – – der Schutzmann lächelt freundlich und sagt guten Morgen, drückt noch bei 60 km die Augen zu und droht nur schelmisch mit dem Finger. … Sagen Sie mir nun, bin ich prominent?“

Im DIF-Archiv nachgewiesen sind nur drei einzelne Ausgaben der Zeitschrift aus den Jahren 1928 und 1929.


Film-Spiegel, Der

Zeitschrift für Film und Bild
Kinematographische Monatshefte

Erschienen: 1920-1933
Herausgeber/Verlag: Lichtbild-Bühne, Gebr. Wolffsohn, Berlin

Publikumszeitschrift mit bunten Stories über Stars, humoristischen Beiträgen und Rätseln, erschienen im Verlag der Fachzeitschrift Lichtbild-Bühne (siehe dort) als deren Boulevard-Pendant. Im März 1926 verschmolz Der Film-Spiegel mit den im gleichen Verlag erschienenen Kinematographischen Monatsheften (siehe dort), einer eher technisch orientierten, an Lehrer, Film-Fachleute und Amateurfilmer gerichteten Fachzeitschrift. Der Film-Spiegel erschien seitdem mit dem Untertitel „Kinematographische Monatshefte“ und übernahm deren Beilagen „Der Lehrfilm“ und „Film- und Kinotechnik“, wurde damit zu einem Unterhaltungsblatt mit Filmtechnik-Anteil.

Im Jahr 1927 wechselte Der Film-Spiegel als Beilage in die Lichtbild-Bühne, die sich damit mehr in Richtung Publikumszeitschrift öffnete. So entwickelte sich der Film-Spiegel von einer 50-seitigen eigenständigen Zeitschrift zu einer 8-16-seitigen Beilage mit Glossen („Da lacht die Leinwand“) und kleinen Beiträgen über Stars und einzelne Filme. Zu Beginn der Tonfilmzeit entstand eine 20-seitige Sondernummer zum Thema „Film und Ton“.


Filmtechnik, (Die)

Zeitschrift für alle (industriellen,) technischen und künstlerischen (und wirtschaftlichen) Fragen des (gesamten) Filmwesens
Archiv für die gesamte Filmpraxis

Erschienen: 1925-1943
Herausgeber/Verlag: Guido Seeber, Konrad Wolter / Wilhelm Knapp Verlag, Halle a.d. Saale
Nachf.: Filmtechnik und Lichtspielvorführer (1947-1948)

Filmpionier und Kameramann Guido Seeber hatte sechs Jahre zuvor bereits die Fachzeitschrift Die Kinotechnik (siehe dort) gegründet, die sich an Filmschaffende wie Kameraleute, Beleuchter und Vorführer wandte. 1925 fügte er dieser Die Filmtechnik hinzu, die im Fachverlag Wilhelm Knapp in Halle an der Saale erschien, die Redaktion blieb jedoch bei Seeber in Berlin. Zielgruppe waren ebenfalls die verschiedenen Berufsgruppen, die sich mit filmtechnischen Fragen befassten: Kameraleute, Autoren, Regisseure, Darsteller, Architekten, Beleuchter, Kopierer, Laboranten im Entwicklungsraum, Kinobetreiber, Vorführer, Filmmusiker, Werbefachleute und Filmkaufleute, aber auch Lehrer, Dozenten, Ingenieure und Film-Amateure.

Die Filmtechnik erschien zweimal im Monat mit einem Umfang von ca. 30 Seiten, ab 1936 umgestellt auf monatliche Erscheinungsweise. Sie enthielt Fachbeiträge wie „Abhängigkeit der Entflammbarkeit photographischer Zelluloidfilme vom chemischen Alter“ und „Ozonanlagen zur Luftverbesserung in Kinos“, daneben grundsätzliche Beiträge zur Ästhetik und Geschichte des Films, Kongressberichte, eine Serie über Lichtspielhäuser, auch Filmkritiken und Interviews, Beiträge prominenter Kameramänner wie Karl Freund und Karl Hoffmann und viele weitere Beiträge prominenter Fachleute, u.a. Béla Balász, Hans Poelzig, Walter Reimann und Chefredakteur Andor Kraszna-Krausz. Zu Beginn erschienen als Beilage gelegentlich seltene Kunstdrucke, z.B. von Walter Reimanns „Caligari“-Skizzen.

Auch das beginnende Tonfilmzeitalter wurde wissenschaftlich-technisch begleitet, so fanden sich sehr früh schon Beiträge zum Tonschnitt und der Ästhetik des Tonfilms, auch Rückblicke in frühe Tonfilm-Experimente, an denen auch Seeber als Filmtechniker aktiv teilgenommen hatte (und die er bereits in der Kinotechnik reflektiert hatte). Nach NS-Machtantritt verschwanden die filmgeschichtlichen Rückblicke genauso wie die jüdischen Mitarbeiter und die Filmkritiken. Die Zeitschrift beschränkte sich auf das rein Technische.

Im Laufe der Zeit wurden immer wieder geringfügige Änderungen in Titel und Untertitel vorgenommen: 1926 hieß die Zeitschrift für sechs Hefte Filmtechnik & Filmindustrie, danach nur noch Filmtechnik. Ab Februar/März 1938 wurde die Filmtechnik neu organisiert, erschien nunmehr zweimonatlich, mit neuer Nummerierung („Neue Folge“) und dem Untertitel „Archiv für die gesamte Filmpraxis“. Die Redaktion lag inzwischen bei Dr. Walter Wagner-Maaß, Adolf-Hitler-Damm 38, Berlin. Ab 1941 war die Filmtechnik zugleich Fortsetzung des Lichtspielvorführer. Sie erschien bis Januar 1943, erlebte dann ab 1947 unter Lizenz Nr. 256 der Sowjetischen Militärverwaltung ein kurzzeitiges Comeback als Filmtechnik und Lichtspielvorführer.

Der Inhalt der Filmtechnik ist größtenteils durch Jahresregister erfasst.


Film-Tribüne

Humoristisch-satirische Wochenschrift
Illustrierte Wochenschrift für die Fachwelt und Kinofreunde

Erschienen: 1919-1921
Herausgeber/Verlag: Filmtribüne Verlagsgesellschaft mbH, Berlin

Zunächst im Jahr 1919 erschienene Unterhaltungszeitschrift, die 1920 unter gleichem Namen und neuem Chefredakteur Herbert Lewandowski relauncht und als mehr humoristisch orientiertes Blatt neu ausgerichtet wurde. Lewandowski hatte für die Decla-Film-Gesellschaft gearbeitet, war Drehbuchautor und Redakteur der Fachzeitschrift Der Film, später ein bekannter Sexualwissenschaftler. Zum Einstand in der Film-Tribüne schrieb er, die neue Zeitschrift wolle „dem Ernst der heutigen Zeit ein Gegengewicht durch einen in allen Arten des Humors gehaltenen Inhalt entgegensetzen. Zwar wird der Film im Vordergrund des Interesses stehen, doch sollen alle anderen Erscheinungen des öffentlichen Lebens betrachtet werden: Theater, Literatur, Brettl, jede Art von Kunst, Mode, Gesellschaft und Sport, alle sollen in gleicher Weise gewürdigt – und glossiert werden. (Doch sollen zur Verhinderung von Lachkrämpfen auch ernste Sachen gebracht werden.)“

Die Film-Tribüne, eine auf schlechtem Papier gedruckte Sonntagszeitung von 18 Seiten Umfang, enthielt dann auch solche Glossen wie „Der Wolem, wie er zu dem Geld kam“ und „Aus dem Leben eines Flimmerpüppchens“, z.T. „unzüchtige“ Bilder, dazu Preisausschreiben, Starfotos und meist kurze Texte zu den Stars auf dem Titelblatt, später auch Filmbesprechungen und Nachrichten zu Dreharbeiten. 1921 erschien eine von der Produktionsfirma finanzierte Sondernummer zu F.W. Murnaus Gruselfilm „Nosferatu“. Zu den Beiträgern gehörte der Filmjournalist Wolffgang Fischer, der auch Leserfragen zu Stars auf witzige Weise beantwortete, eine Disziplin, die er später als „Filmblitz“ in den Zeitschriften Deutsche Filmwoche und Die Filmbühne perfektionierte (siehe dort).

Notiz: Im DIF-Archiv sind nur drei einzelne Ausgaben aus den Jahren 1920 und 1921 vorhanden (eine davon nur als Kopie). Bei einem Digitalisierungsprojekt wäre es sinnvoll, die Bestände anderer Archive mit einzubeziehen.


Film und Brettl

Illustrierte Halbmonatsschrift

Erschienen: 1919-1924
Herausgeber/Verlag: Willi Böcker / Richard Falk, später: „Organisation“ Verlagsgesellschaft mbH, später: Guido Hackebeil, alle Berlin

Dünne Illustrierte mit farbigem, gemalten Titelblatt, großem Bildteil und meist belanglosen Artikeln über Filmschauspielerinnen. Teilweise erschienen Beiträge in Gedichtform, die Texte zu Filmen stammten meist aus den Presseabteilungen der Filmfirmen. Film und Brettl war ein Klatschblatt, das seine Nähe zu den Stars zelebrierte und auch über Hutmode und dergleichen berichtete. Dennoch findet sich auch hier der eine oder andere interessante Artikel über heute unbekannte Filmsternchen. Die Zeitschrift erschien zweimal im Monat für 1 (später 2) Mark, die Redaktion lag bei Erich Kraft für den Film- und Alfred Rosenthal für den Brettl-Teil, später bei Fritz Scharf. Zu den Beiträgern gehörte Egon Jacobsohn, der in seiner Kolumne „Auf der Tauntzienstraße“ Glossen über die Filmszene veröffentlichte.


Film und Lichtbild

Zeitschrift für wissenschaftliche und technische Kinematographie und Projektion
Unabhängige Zeitschrift für Kinematographie und Projektion

Erschienen: 1912-1914
Herausgeber/Verlag: Franckh’scheVerlagshandlung, Stuttgart

In den 1910er Jahren wurde das neue Medium Film vom Jahrmarktsvergnügen zum Gegenstand kulturpolitischer Debatten. Es entstand überwiegend Unterhaltungsware, und die so genannte Kinoreformbewegung erklärte dem Schmutz und Schund im Film den Kampf. Aber es gab auch Lehrfilme für Schüler, Wissenschaftler, Soldaten und andere Berufsgruppen. Film und Lichtbild war eine frühe, noch vor dem Ersten Weltkrieg entstandene Fachzeitschrift, die sich an diese Berufsgruppen wandte, ihnen die neueste Kinematographentechnik erklären und für den Einsatz des Films für die Bildung kämpfen wollte. In einer Selbsterklärung hieß es, die Zeitschrift wolle „mitarbeiten, die nicht zu leugnenden Vorteile der Kinematographie den verschiedenen Berufen und Zweigen der Wissenschaft und Technik dienstbar zu machen, ohne dabei seine Kräfte im Kampf gegen Schmutz und Schund im Film erfolglos zu zersplittern.“

Bereits 1904 hatten die Verleger die Kosmos-Gesellschaft der Naturfreunde zur Förderung der Naturwissenschaften gegründet, 1913 schloss sich der bisherige Wiener Kinematographie-Klub dieser Bewegung an, änderte seinen Namen in „Kosmos“, Klub für wissenschaftliche und künstlerische Kinematographie in Wien, und Film und Lichtbild firmierte fortan als offizielles Organ dieses Vereins. Die Ausrichtung, Film als Mittel der Bildung zu fördern, blieb bestehen. Außerdem stand auf dem Programm die Förderung des Amateurfilms, dessen Anhänger sich in „Studiengesellschaften“ langsam zu organisieren begannen.

Film und Lichtbild bietet uns heute einen Überblick, welche interessanten Themen schon in der Frühzeit diskutiert wurden, z.B. Stereoskopie, Rundpanoramen, Sprechende Films. Es gibt Fotos von Filmateliers und Filmfabriken, und in den Heften finden sich Beiträge zu Themen wie: Das Skizzieren nach Lichtbildern bei Tageslicht und künstlicher Beleuchtung, Der Kinematograph im Dienste der philosophischen Naturbetrachtung, Förderung der Schießausbildung durch die Kinematographie, Wechselstromgleichrichter für Kinematographen.

Letztlich sind nur wenige Ausgaben erschienen. In Heft Nr. 3/ 1914 (21.3.1914) erschien ein Artikel über „Kinematographische Kriegsberichterstattung“, die letzte bekannte Ausgabe war dann Heft Nr. 8 vom 28.12.1914. Der Weltkrieg hatte begonnen.


Film und Volk

Zeitschrift des Volksverbandes für Filmkunst

Erschienen: 1928-1930
Herausgeber/Verlag: Volksverband für Filmkunst e.V., später: „Film-und-Volk“-Verlag Erich Heintze, beide Berlin
Forts.: Arbeiterbühne und Film (1930-1931)

Verbandsorgan des Volksverbandes für Filmkunst (auch: Volksfilmverband, VFV) und Kampfblatt für proletarischen Film und Filmkritik. Der VFV war im Januar 1928 von linksgerichteten, bürgerlich-demokratischen Intellektuellen gegründet worden, die unzufrieden waren mit der Richtung, in die sich Film und Filmpresse seit den 1910er Jahren entwickelt hatten. Sie kritisierten die zunehmende Monopolisierung der deutschen Filmwirtschaft, die dazu führte, dass Film als Industrieprodukt grundsätzlich auch ideologisch die Interessen von Industrie, Banken und Staat propagierte. Ihr Ziel war, über ökonomische Verflechtungen und Skandale der Filmindustrie aufzuklären und echte Filmkunst für das Volk zu fördern. Heinrich Mann, erster Vorsitzende des Vereins, erklärte es zur Aufgabe, „die Volksbewegung gegen den schlechten, unwahren und reaktionären Film zusammen(zu)fassen.“ Chefredakteur Franz Höllering: „Hierzu gehört die Aufklärung der Massen über die Ausbeutung, der sie noch in ihren kargen Ruhestunden durch die Filmindustrie ausgesetzt sind, die ihr Klassenfeind bis heute fast unkontrolliert beherrscht und finanziert.“

Auch die traditionelle Filmpresse stand wegen ihrer Nähe zur Filmindustrie im Fokus der Kritik von Film und Volk. Veröffentlicht wurden Polemiken, Reportagen, Berichte zu Filmtechnik, -ästhetik und -zensur, Film- und Buchbesprechungen, Korrespondentenberichte aus Russland und Hollywood, sowie Vereinsmitteilungen, in denen die Arbeit der Ortsgruppen des VFV koordiniert wurden. Zu den Beiträgern gehörten Béla Balász, Herbert Ihering, Hans Siemsen, Carl Zuckmayer, S.M. Eisenstein, Walter Ruttmann, Egon Erwin Kisch.

Ende 1928 wurde Höllering als Chefredakteur durch Erich Lange abgelöst, kurz darauf folgten Albert Hotopp und Erich Heintze. Damit richtete sich der Verein programmatisch neu aus als proletarisch-revolutionäre Kampforganisation, die real die sozialen Voraussetzungen für den Arbeiterfilm schaffen wollte, und ging eine engere Bindung mit der KPD ein. Als der Verein die Zeitschrift nicht mehr finanzieren konnte, fusionierte Film und Volk im Juni 1930 mit der Arbeiterbühne und wurde fortgeführt als Arbeiterbühne und Film (siehe dort).


Glashaus, Das

Film und Gesellschaft
Mode Sport Film Theater Brettl Kunst

Erschienen: 1920
Herausgeber/Verlag: Hanns Steiner / Buch-Film-Verlag, Berlin

Kurzlebige Illustrierte im Umfang von 16-20 Seiten, die zweimal im Monat zum Preis von anfänglich 50 Pfg., am Ende 2,50 M. erschien und hauptsächlich der Werbung für Projekte der Decla-Bioscop und anderer Konzerne diente. Der Verlag brachte auch Filmbücher heraus, z.B. Fritz Langs „Spinnen“-Romane und Hanns Steiners Romanadaption von Ernst Lubitschs Sensationsfilm „Madame Dubarry“.

In einem schwungvoll dahingeworfenen Geleitwort in der ersten Ausgabe positionierte der Schauspieler und Kabarettist Paul Morgan die neue Zeitschrift eindeutig als Klatschmagazin, mit dem die ganze Familie den grauen Alltag vergessen und in die bunte Welt der Filmstars eintauchen sollte: „Selbst Großväterchen im Sorgenstuhl lauscht, wenn des Hauses Ältester dem aufhorchenden Kreis vorliest von Richard Oswalds jüngstem Krach mit Professor Brunner, vom ganz frisch entdeckten Lustspielstar Schnucki Putzi, und selbst Murr, der Hauskater, beginnt fröhlich zu schnurren, wenn die neueste Porträtserie der Kleidungsstücke Bruno Kastners herumgereicht wird.“ Im gleichen Tonfall waren auch die restlichen Beiträge gehalten, wenn etwa Hanns Steiner über die „Caligari“-Werbekampagne sinnierte oder Alfred Rosenthal (Aros) über die Freuden der Besetzungscouch.

Die farbigen Titelbilder zeigten gemalte Porträts von weiblichen Filmstars, einige sehr bekannte und viele heute vergessene: Uschi Elleot, Mira Hart, Gilda Langer, Lilly Flohr, Evi Eva, Emilie Sannom, Fern Andra, Maria Stork, Leontine Kühnberg, Henny Porten, Mila Venus, Pola Negri, Ressel Orla, Ria Jende, Ossi Oswalda. Die letzten zwei Ausgaben brachten nicht spezifizierte, allgemeine Frauenporträts auf den Titel.

Anmerkung: Der Titel Das Glashaus bezieht sich auf frühe Filmateliers, die hauptsächlich Sonnenlicht zur Beleuchtung nutzten.


Illustrierte Film-Woche

Illustrierte Kino-Woche
Zeitschrift für Filmfreunde

Erschienen: 1916-1922
Herausgeber/Verlag: Illustrierte Filmwoche GmbH, Berlin
Vorl.: Illustrierte Kino-Woche (1913-1916)
Nachf.: Neue Illustrierte Filmwoche (1923-1925)

Populäre Filmzeitschrift und frühes Beispiel einer Zeitung, die sich nicht an Fachleute wandte, sondern an das allgemeine Publikum. Als nahtlose Fortsetzung der Illustrierten Kino-Woche, die schon vor dem Ersten Weltkrieg entstanden ist (siehe dort), setzte die Illustrierte Film-Woche deren „Plaudereien“ über Film und Kino fort. Wir finden hier weiterhin ausführliche Filmbeschreibungen, inzwischen jedoch nur noch rudimentäre Filmkritiken. Zwar wurde Film mittlerweile nicht nur als Unterhaltungskino, sondern auch als „Filmkunst“ gesehen. Doch die Zeitschrift wurde zunehmend zur auf schlechtem Papier gedruckten belanglosen Publikumszeitschrift mit Beiträgen über Stars und Sternchen. So konnten Filmfirmen ihre Künstler auf dem Titelblatt platzieren und damit Werbung für ihre Filme machen. Ab 1918 erschienen im Innenteil auch Karikaturen des Zeichners Walter Trier.

Die Zeitschrift bestand unter diesem Namen bis zum Jahr 1922, inzwischen mitten in der Inflationszeit. Ab 1923 wurde sie als Neue Illustrierte Filmwoche fortgesetzt, die letzte Ausgabe im Bestand des DIF ist Nr. 13/ 1923 zum Preis von inzwischen 2000 Mk., sie wurde danach wahrscheinlich noch bis 1925 fortgesetzt.


Illustrierte Kino-Woche

Illustrierte Kino-Zeitung
Illustrierte Kino-Welt

Erschienen: 1913-1916
Herausgeber/Verlag: Illustrierte Kino-Woche, Alfred Mann, Albert Paul & Co. GmbH, alle Berlin
Nachf.:  Illustrierte Film-Woche (1916-1922), Neue Illustrierte Filmwoche (1923-1925)

Frühe Publikumszeitschrift, die sich nicht an Film-Fachleute wandte, sondern an Zuschauer und Fans, denen sie die Geheimnisse der Kinematographie erklärte. Entstanden in der Zeit, als der Starkult begann, Detektivfilme Furore machten und der Weltkrieg vor der Tür stand, finden wir hier Humoresken und Loblieder auf Filmstars wie Alfred Bassermann und Henny Porten, aber auch Zeugnisse früher Filmkritik und ausführliche Beschreibungen heute kaum bekannter Filme.

Besonders gut nachvollziehen lässt sich anhand dieser Zeitschrift die Beziehung zwischen Krieg und Kino. Auf der einen Seite wurden Kriege in dieser Zeit zum ersten Mal durch Filmaufnahmen dokumentiert. Davon zeugt z.B. der Drehbericht des Regisseurs Robert Schwobthaler zu seinem Dokumentarfilm aus dem zweiten Balkan-Krieg („Mit der Kamera in der Schlachtfront!“, bis vor Kurzem für verschollen gehalten). Auf der anderen Seite bekam das Frontkino für die Soldaten in den Schützengräben eine besondere Bedeutung. So können wir den Bericht eines Korrespondenten lesen, der im Feldkino Komödien, Operetten und Filme mit Asta Nielsen sieht, und damit inmitten des Weltkriegs ein Stück Normalität, Kultur und Frieden findet.

Beiträger waren u.a. Alfred Bofinger, Resi Langer, Felix Halden, Holger Christians, Egon Jacobsohn, Reinhold Fritz Grosser, Chefredakteure Eugen Lewin, Max Heidler und Walter Hoen. Die Illustrierte Kino-Woche erschien jede Woche zum Einzelpreis von 10 (später 15) Pfg., anfangs mit ca. 20 Seiten Umfang, später reduziert bis 8. Während des Krieges wurde die Erscheinungsweise zum Teil eingeschränkt, mit Nr. 40 vom 13. Oktober 1916 wurde der Titel geändert zu Illustrierte Film-Woche (siehe dort).


Kinematograph, (Der)

Organ für die gesamte Projektionskunst

Erschienen: 1907-1935
Herausgeber/Verlag: Eduard Lintz, Düsseldorf; ab 1923: Scherl, Berlin

Führendes Branchenblatt und erste deutsche Filmfachzeitschrift, hervorgegangen aus der Schaustellerzeitschrift Der Artist. Dort erschien auch Anfang Dezember 1906 eine einmalige vierseitige „Probenummer“, die die erste Ausgabe im Januar ankündigte. Der Kinematograph verstand sich als Interessenvertretung der deutschen Filmwirtschaft, mit der er eng verflochten war. Im sehr großen Anzeigenteil inserierten Gerätehersteller, Filmproduzenten und Verleiher für die Zielgruppe der Filmtheaterbesitzer. Mehrere Fachredaktionen deckten die Gebiete Filmpolitik, Rechtsberatung und Technik ab. Auch in der Frühzeit erschienen schon anspruchsvolle Beiträge über Filmtheorie und -ästhetik, Korrespondentenberichte, später wurde ein Schwerpunkt auf die Filmkritik gelegt.

Im Jahr 1923, nach dem überraschenden Tod des bisherigen Chefredakteurs Emil Perlmann, übernahm der Journalist und Filmfunktionär Alfred Rosenthal (Aros) die Chefredaktion und prägte das Blatt wie kein anderer. Im selben Jahr geriet der Kinematograph wegen der schweren Wirtschaftskrise in finanzielle Schwierigkeiten und wurde vom Berliner Scherl-Verlag übernommen, der zum nationalkonservativen Hugenberg-Konzern gehörte. Rosenthal modernisierte das Erscheinungsbild, verfasste filmpolitische Leitartikel, erweiterte Filmkritiken und internationale Filmberichterstattung. Ziel war, die Öffnung des deutschen Marktes für den internationalen Filmhandel zu propagieren. Rosenthal programmatisch: „Wir wollen repräsentatives Organ der Industrie im In- und Ausland sein.“ Die Zugehörigkeit zum Hugenberg-Konzern und zunehmende Kapitalkonzentration in der Filmindustrie stellte jedoch die journalistische Unabhängigkeit der Fachzeitschrift in Frage, insbesondere als Hugenberg 1927 auch noch die Ufa übernahm.

Unter starkem Konkurrenzdruck stellte der Kinematograph im Juni 1928 seine Erscheinungsweise von wöchentlich auf täglich um (mit neuer Nummerierung), 1931 erschien die Sonderausgabe „25 Jahre Kinematograph“. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden die jüdischen Mitarbeiter Anfang 1933 entlassen. Die letzte von Rosenthal verantwortete Ausgabe erschien am 31. März 1933, wenige Tage nach Goebbels’ programmatischer Rede zur nationalsozialistischen Filmpolitik im Berliner Kaiserhof. Danach wurde die Zeitschrift, wie die ganze Filmpresse, für die NS-Filmpolitik instrumentalisiert. Da durch Gleichschaltung der Presse und NS-Kontrolle des Filmmarktes die bislang übliche Werbung in großem Stil überflüssig wurde, konnte der Kinematograph jedoch nicht weiter finanziert werden. Die letzte Ausgabe erschien im März 1935 mit einer Titelgeschichte zur Uraufführung von Leni Riefenstahls „Triumph des Willens“ „in Anwesenheit des Führers“. Rosenthal wurde 1942 von der SS ermordet.


Kinematographische Monatshefte

Erschienen: 1921-1926
Herausgeber/Verlag: Lichtbild-Bühne, Gebr. Wolffsohn, Berlin
Vorl.: Der Lehrfilm (1920-1921)
Nachf.:  Der Filmspiegel (1926-1933)

Im Verlag der renommierten Lichtbild-Bühne (siehe dort) erschienene Fachzeitschrift, die sich an Lehrer, Film-Fachleute und später auch Amateurfilmer richtete, hervorgegangen aus dem im gleichen Verlag publizierten Fachblatt Der Lehrfilm, das fortan als Beilage in den Kinematographischen Monatsheften erschien. Chefredakteur war der Jurist, Filmjournalist und Chefredakteur der Lichtbild-Bühne Hans Wollenberg, nach dessen Wechsel ins Filmgeschäft der frühere Regisseur und Kameramann Georg Victor Mendel den Posten übernahm. Beiträger waren renommierte Filmjournalisten wie Heinrich Fraenkel, Willy Haas, Andor Kraszna-Krausz und Anne Perlmann.

Die Zeitschrift enhielt Fachbeiträge zu filmtechnischen und juristischen Fragen, Filmästhetik, Filmkritik und den verschiedenen Filmberufen. Auch finden sich hier Beiträge über die Technik der Schneeaufnahmen oder Experimente mit weißen Mäusen, um die Wirkung der Atelierlampen auf Schauspieler zu testen, ebenso wie ein Vortrag von Lupu Pick und Reiseberichte von Colin Roß. Eine Monats-Chronik listete alle wichtigen Ereignisse auf dem Gebiet der Kinematographie während des Vormonats, Zensurentscheidungen der Filmprüfstellen wurden (wie auch in der Lichtbild-Bühne) gelistet, und vor allem anfangs wurde allerlei wertvolles Datenmaterial abgedruckt, z.B. Besucherzahlen der Münchner Kinos im Jahr 1919 oder wie viele Mio. Meter belichteter und unbelichteter Film in den Jahren 1912-20 aus einzelnen Ländern exportiert wurden.

Nach einigen Erscheinungsjahren enthielten die Kinematographischen Monatshefte zunehmend buntere Beiträge aus der Filmwelt, auch einen größeren Anteil an Filmfotos und Zeichnungen. Ab März 1926 fand eine inhaltliche Neuausrichtung auch unter neuem Namen statt, die Kinematographischen Monatshefte gingen in dem im gleichen Verlag erscheinenden Unterhaltungsblatt Der Film-Spiegel auf (siehe dort), der fortan mit dem Untertitel „Kinematographische Monatshefte“ erschien und deren Beilagen „Der Lehrfilm“ und „Film- und Kinotechnik“ übernahm (erstere richtete sich an Lehrer, letztere an Film-Amateure), später jedoch selber als Boulevard-Beilage in der Lichtbild-Bühne landete.


Kinematographische Wochenschau

Erschienen: 1910-1914
Herausgeber/Verlag: Léon Gaumont, Wien, Budapest, Bukarest, später Berlin

Der wöchentlich erscheinende Verleihkatalog der französischen Produktionsgesellschaft Gaumont für den deutschen Markt richtete sich an Kinobetreiber, die aus Gaumont-Filmen Programme für ihre Theater zusammenstellten. Anfang der 1910er Jahre gab es noch keine abendfüllenden Spielfilme, wie wir sie heute kennen, sondern Filme waren nur wenige Minuten lang und orientierten sich eher am Zirkus und dem Varieté als dem Theater. Dem Publikum wurde in Film-Programmen eine Abfolge ganz unterschiedlicher Sujets präsentiert: Dramen, humoristische Bilder, Naturaufnahmen, historische Aufnahmen, Sensationen, Grotesken.

Der Gaumont-Katalog listete die verfügbaren Produktionen mit Bildern und ausführlichen Inhaltsbeschreibungen, Bestellnummern und genauen Längenangaben, auch Plakate zur Kinowerbung wurden angeboten und abgebildet. Die Filme konnten per Telegramm bestellt werden, wahlweise in schwarz-weiß oder (gegen Aufpreis) viragiert. Sie wurden eingeteilt in die Kategorien: Tragisch, Historisch, Naturaufnahme, Kunst-Film, Trick-Film, Humoristisch, Dramatisch, Komisch, Interessant, Hochinteressant, Sinnbild usw., z.T. wurden auch gleich ganze Filmprogramme angeboten. Gaumont wies darauf hin, dass Verfilmungen zu wichtigen tagesaktuellen Ereignissen in Vorbereitung seien und demnächst herauskommen würden, z.B. zur Abdankung des Prinzen Georg von Messenien oder dem Untergang der Titanic (beides 1912). Auch nutzte Gaumont die Kinematographische Wochenschau, um mit seinen Kunden über aktuelle Themen zu kommunizieren, z.B. Lustbarkeitssteuer, Zensur, Reklame, Viragierung, Positionierung in der Kino-Debatte („Das Kinematographen-Theater als Kulturförderer“). Sogar Leserbriefe von Theaterbesitzern oder Kapellmeistern wurden gelegentlich abgedruckt.

Da viele der verzeichneten Filme nicht mehr erhalten und oft noch nicht einmal filmografisch erfasst sind, sind die Gaumont-Hefte ein wichtiges Zeugnis zur frühen Filmgeschichtsschreibung. Durch sie können wir ermessen, was damals angeboten und gezeigt wurde. Filminhalte wurden in langen Texten (die wohl auch als Vorlage für Kino-Erzähler dienten) komplett beschrieben. Es finden sich wichtige filmografische Daten wie Titel und Länge der Filme, bei Filmen mit Spielhandlung oft sogar Namen der Darsteller und Rollennamen. Einige Filmtitel aus dem Jahre 1910: 50 Jahre Frauenmorde, Piefke spielt Billard, Was einem nicht alles im Hotel passieren kann, Im Sinnenrausch, Fußballspiel zwischen den Mannschaften von Newcastle und Barnsley, Ah! … da fliegt ein Aeroplan.


Kino-Magazin

Erschienen: 1927-1933
Herausgeber/Verlag: Max Mattisson, Berlin

Wöchentlich erscheinende Filmzeitung mit acht Seiten Umfang zum Preis von 10 Pfg., eine typische Werbezeitschrift, die dazu diente, Spielpläne zu veröffentlichen, hier der Vereinigten Lichtspiele in Pforzheim, d.h. der Lili-Lichtspiele und der Kammer-Lichtspiele, betrieben von Hans A. Kasper. Die Zeitung enthielt neben Spielplänen kurze Texte zu den gespielten Filmen, bunte Meldungen, Rätsel, Witze, Romanfortsetzungen und alle möglichen belanglosen Beiträge rund ums Thema Film, übernommen aus Pressetexten der Produktionsfirmen.

Im DIF-Archiv liegen nur einige wenige Ausgaben von Oktober 1929 bis Oktober 1930 vor.


Kinotechnik, (Die)

Monatsschrift (später: Halbmonatsschrift) für die gesamte Wissenschaft und Technik der theoretischen und praktischen Kinematographie
Zeitschrift für die Technik im Film

Erschienen: 1919-1943
Herausgeber/Verlag: Guido Seeber, Willi Böcker / Richard Falk, später: Guido Hackebeil, später: Photokino-Verlag, später: Max Hesses, alle Berlin
Nachf.: Kinotechnik und Filmtechnik (1943-1944)

In gerade einmal 25 Jahren Filmgeschichte war aus der ehemaligen Jahrmarktsattraktion Film eine wirtschaftlich bedeutende Industrie geworden, in der immer größere und spezialisiertere Teams von Fachleuten mit immer ausgefeilteren technischen Apparaten an der Herstellung und Vorführung von Filmwerken arbeiteten. Da entstand der Bedarf nach Fachzeitschriften, in denen diese Berufgruppen sich über neue Entwicklungen informieren und austauschen konnten. Erschienen im Falk-Verlag (1920 vom Hackebeil-Konzern übernommen), herausgegeben von dem bedeutenden deutschen Filmpionier und Kameramann Guido Seeber und offizielles Organ der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft e.V., wandte sich diese Fachzeitschrift vor allem an Kameraleute, Beleuchter, Vorführer, Fabrikanten und Theaterbesitzer. Zu den Autoren gehörten Ingenieure, Physiker, Regisseure, Atelierleiter, Chemiker, Patentanwälte, Prokuristen und ein Tierarzt.

Die Kinotechnik erschien mit ca. 20 Seiten Umfang anfangs monatlich, bereits ab Juli 1921 als Halbmonatsschrift. Sie behandelte alle wichtigen technischen Themen der Filmindustrie: Elektrizität, Feuerschutz, Sicherheitsfilm, Kopiermaschinen, Färben des Films, Tiefenschärfe, Vorführungsgeschwindigkeit usw. In detaillierten filmhistorischen Beiträgen konnte man sich über die Geschichte der Zeitrafferaufnahmen, den historischen Kinematograph der Lumières und (Seebers eigene) frühe Tonfilm-Experimente informieren. Gegen Ende der 1920er Jahre wurden Akustik, Tonfilm und Tonwiedergabe immer wichtigere Gebiete und bekamen eigene Rubriken. Daneben gab es Tagungsberichte, Buchbesprechungen und eine Zeitschriftenschau, in der auf fürs Fachgebiet interessante Artikel aus anderen Zeitschriften hingewiesen wurde.

Auch das Gebiet des Amateurfilms wurde ein wichtiger Bestandteil der Kinotechnik, von Januar bis September 1927 erschien darin die Beilage „Der Kino-Amateur“, die über Kameras und Filmmaterial informierte, Buch- und Zeitschriftentipps gab und Leserfragen beantwortete. Dann wurde „Der Kino-Amateur“ in die im gleichen Verlag erscheinende Zeitschrift Photofreund für Amateurfotografen integriert. Dennoch erschienen auch in der Kinotechnik weiterhin Texte, die sich an Amateurfilmer wandten.

Ab Februar 1937 wurde die Zeitschrift unter der Ägide der Reichsfilmkammer vom Max-Hesses-Verlag übernommen, unter neuer Chefredaktion umgestaltet und, obwohl sie weiterhin vornehmlich technisch orientiert war, zunehmend zum Zwecke der NS-Propaganda genutzt, 1943 umbenannt in Kinotechnik und Filmtechnik.

Vgl. auch Eintrag zur „Schwesterzeitschrift“, der ebenfalls von Guido Seeber herausgegebenen Filmtechnik.


Lichtbild-Bühne

Fachzeitschrift (später: Fachorgan und Offertenblatt) für das Interessengebiet der Kinematographen-Theater-Praxis
Die Wochenzeitung der Film-Industrie
Illustrierte Tageszeitung des Films

Erschienen: 1908-1939
Herausgeber/Verlag: Ing. Paul Levy, später: Lichtbild-Bühne, Gebr. Wolffsohn, später: Lichtbildbühne Verlag Dr. Buhrbanck & Co. KG, alle Berlin

Nach dem Kinematograph (siehe dort) langlaufendste und dem täglich erscheinenden Film-Kurier auflagenstärkste Film-Fachzeitschrift der Weimarer Republik, schon vor dem Ersten Weltkrieg ein umfangreiches Fachmagazin, das es schon mal auf über 200 (später auch über 260) Seiten Umfang brachte. Die Lichtbild-Bühne enthielt Leitartikel zu filmpolitischen Themen, Filmkritiken, Auslandsmeldungen, Korrespondentenberichte, Pressemeldungen der Produktionsfirmen, Geschäfts- und Handelsregistermitteilungen und Listen der „Monopol-Films“ der Verleiher. Sehr groß war der Anzeigenteil mit Kleinanzeigen und vor allem prunkvollen Inseraten der Filmindustrie, durch die die Zeitschrift finanziert wurde.

Entstanden in einer Zeit, als Filmvorführungen aus Kurzfilm-Programmen in Kleinkinos bestanden, war Anlass der Gründung der Zeitschrift die Eröffnung des ersten größeren Lichtspieltheaters in Berlin (Union-Theater am Alexanderplatz), dessen Programm Herausgeber Paul Levy kritisch verfolgen wollte. So finden sich in der Lichtbild-Bühne früheste Filmkritiken. Dann wird sie Begleiterin des Aufstiegs der deutschen Filmindustrie zu einem der wichtigsten Wirtschaftszweige bis zum Übergang in die Tonfilmzeit und der Kontrolle der gesamten Filmproduktion durch den NS-Propagandaapparat.

Wie die anderen großen Fachzeitschriften auch, mit denen sich die Lichtbild-Bühne teilweise große öffentlich ausgetragene Gefechte lieferte, verstand die Zeitschrift sich als Interessenvertreterin der Filmindustrie und Kinobetreiber, war stark mit Industrie und Konzernen verflochten, vertrat jedoch den Anspruch, unabhängigen Filmjournalismus zu betreiben. Der Verlag der Gebrüder Wolffsohn, an dem der Ullstein-Konzern Mitte der 1920er Jahre große Anteile erwarb, gab auch das „Jahrbuch der Filmindustrie“, das „Reichs-Kino-Adreßbuch“ und zahlreiche Fachbücher heraus (darunter Rudolf Kurtz’ „Expressionismus und Film“), sowie die Zeitschriften Der Film-Spiegel, Der Lehrfilm und die Kinematographischen Monatshefte (siehe dort) und ab Ende 1926 eine eigene Programmheft-Reihe. Ab 1923 erschien zusätzlich zur wöchentlichen Hauptausgabe der Lichtbild-Bühne ein 4-seitiger „Tagesdienst“ mit aktuellen Meldungen, ab 1927 wurde die Hauptausgabe eingestellt und die Lichtbild-Bühne zur nur noch wenige Seiten starken Tageszeitung.

Der Jurist Hans Wollenberg, der 1920 als Filmkritiker und Redakteur bei der Lichtbild-Bühne angefangen hatte, wurde nach Arthur Mellini (gest. 1921) Chefredakteur und einer der bedeutendsten deutschen Filmpublizisten. 1923 verließ Wollenberg den Verlag und wurde Filmproduzent, stieg jedoch bereits 1926 wieder in die Redaktion ein. Nach dem NS-Machtantritt wurde er 1933 wie alle jüdischen Mitarbeiter entlassen. Weitere Redakteure waren Heinrich Fraenkel, Kurt Mühsam, Georg Victor Mendel und Max Feige. 1938 erschien zum 30-jährigen Jubiläum eine 80-seitige Luxus-Sondernummer, 1939 wurde die Zeitschrift eingestellt.


Lichtbildtheater-Besitzer, Der

Offizielles Organ des Vereins der Lichtbildtheater-Besitzer von Groß-Berlin und der Provinz Brandenburg e.V.

Erschienen: 1922-1923
Herausgeber/Verlag: Verein der Lichtbildtheater-Besitzer von Groß-Berlin und der Provinz Brandenburg / Guido Hackebeil, Berlin
Nachf.:  Reichsfilmblatt (1923-1935)

Wöchentlich erscheinendes Verbandsblatt im Umfang von ca. 20-70 Seiten, das sich als Interessenvertretung der Kinobetreiber verstand. Neben einem „offiziellen Teil“ mit Verbandsnachrichten, Einladungen zu Mitgliederversammlungen u.ä. gab es Fachartikel zu Themen wie Filmreklame, Projektoren, Lustbarkeitssteuer, Preisgestaltung, Löhne von Vorführern und Musikern, Tarifverhandlungen, das neue Reichslichtspielgesetz, das ab Mai 1920 die staatliche Filmzensur neu regelte usw. Wie in anderen Filmfachzeitschriften der Zeit auch, gab es Rubriken mit Wirtschafts- und Auslandsnachrichten, Handelsregistereinträge, Listen der von den Prüfstellen zugelassenen Filme, Inserate mit Stellengesuchen, und in einem großen Anzeigenteil warben Verleihe für ihre Filmneuheiten. Gelegentlich fand sich sogar ein Beitrag über Landschaftsaufnahmen im Spielfilm oder eine Homestory über einen deutschen Filmstar.

Die im Lichtbildtheater-Besitzer erschienenen kleinen Filmkritiken standen explizit ganz im Dienst der Information für die Theaterbesitzer, oder wie der zuständige Redakteur Fritz Scharf es formulierte: „Ist der vorgeführte Film für den Theater-Besitzer ein schweres, scheinknisterndes Geschäft, oder ist er keins?“ Bsp. zu „Allein im Urwald“ (1922): „Immerhin ein interessanter Film, doch für den Theaterbesitzer voraussichtlich kein nennenswertes Geschäft.“ Im Sinne der Theaterbesitzer wurden nicht nur Uraufführungen, sondern auch neu anlaufende Filme besprochen, außerdem Filme, die von der Filmprüfstelle verboten wurden, um in der Besprechung gegen Willkürakte der Filmzensur zu protestieren.

Zuerst auf Groß-Berlin und Brandenburg beschränkt, erschien Der Lichtbildtheater-Besitzer ab Ende 1922 auch für weitere Kinobesitzer-Verbände in Mitteldeutschland, Pommern, Mecklenburg und Ostdeutschland, 1923 schließlich als offizielles Organ sämtlicher der Dachorganisation Reichsverband Deutscher Lichtspiel-Theaterbesitzer angehörenden Verbände, ab April 1923 weitergeführt unter dem Titel Reichsfilmblatt (siehe dort).


Reichsfilmblatt

Offizielles Organ des Reichsverbandes Deutscher Lichtspieltheaterbesitzer e.V.

Erschienen: 1923-1935
Herausgeber/Verlag: Deutsches Druck- und Verlagshaus GmbH (Hackebeil-Konzern), Berlin
Vorl.: Der Lichtbildtheater-Besitzer (1922-1923)
Ab 1936 aufgegangen in: Der Film

Fortsetzung des Lichtbildtheater-Besitzers (siehe dort), eines Verbandsblatts, das sich als Interessenvertretung der Kinobetreiber verstand, nunmehr als Organ des Reichsverbandes Deutscher Lichtspieltheaterbesitzer, einer Dachorganisation verschiedener Kinobetreiber-Verbände in ganz Deutschland. Programm war nach wie vor in erster Linie, „einzutreten für die wirtschaftlichen und fachlichen Interessen der Lichtbildtheaterbesitzer und über alle Vorgänge in der Filmbranche zu berichten.“

Die Fachzeitschrift, herausgebracht inmitten großer wirtschaftlicher und politischer Krise, enhielt Verbandsmitteilungen, Inserate der Verleiher, Fachartikel zu Kinotechnik, Rechtsfragen und allgemeinen Filmthemen, Wirtschaftsmeldungen, Meldungen zu Dreharbeiten, Starporträts (in der Rubrik „Das Interview“) und Filmkritiken zu Berliner, später auch Leipziger, Wiener und Kölner Uraufführungen. Es gab eine eigene Rubrik zur Münchner Kinoszene („Münchner Notizen“), und Entwicklungen im Ausland wurden ausführlich reflektiert durch Korrespondenten in Wien, Brüssel, Leningrad, Paris, Rom, Moskau, Prag usw. Auch Zahlen zur Filmein- und -ausfuhr und Entscheidungen der Filmzensur finden sich hier. Der endlose Kampf der Kinobetreiber gegen die Lustbarkeitssteuer lässt sich ebenso verfolgen wie Fehden verschiedener Lobbygruppen, so etwa die fortgesetzte Auseinandersetzung zwischen Lichtbildtheater-Besitzer-Nachfolger Reichsfilmblatt mit der Konkurrenz-Zeitschrift Lichtbild-Bühne (siehe dort). Eine wertvolle Quelle zur Filmmusik ist die regelmäßige Reihe „Film-musikalische Mitteilungen“, redaktionell betreut von dem Filmkomponisten Hans Erdmann.

Wichtige Redakteure waren Rudolf Beissel, Felix Henseleit und Fritz Scharf, auch Ludwig Scheer, der 1. Vorsitzende des Reichsverbandes, meldete sich öfter zu Wort. Ab Januar 1936 ist das Reichsfilmblatt aufgegangen in die vormalige Fachzeitschrift Der Film (siehe dort), zu der Zeit nur noch eine wenige Seiten starke „illustrierte Wochenschrift“ im Zeitungsformat.


Terra

Wie die Menschen nun einmal sind
Leben, Mode, Bühne, Film

Erschienen: 1920-1921
Herausgeber/Verlag: Wilhelm Borchard / Terra, Berlin

Kleinformatiges, jew. 16-seitiges Monatsheft mit bunten Beiträgen rund um die Themen Bühne, Mode und Film, herausgegeben vom Terra-Verleih, der darin am Rande Werbung für seine Filme machte. Im Kleindruck-Bereich finden sich auch einige, ausschließlich lobende „Filmkritiken“. Anfang der 1920er Jahre gab es eine ganze Reihe solcher Zeitschriften, die sich an Filmfans und das allgemeine Kinopublikum wandten, Klatsch veröffentlichten und Werbung für Film-Neuheiten machten. Wertvoll für die heutige Forschung ist, dass hier direkte zeitgenössische Äußerungen von Autoren vorliegen, die allesamt in der Berliner Filmszene gut vernetzt waren. So finden sich dann auch in Publikumsblättern wie Terra interessante Details zu berühmten oder vergessenen Persönlichkeiten des deutschen Films.

Im DIF-Archiv liegen nur zwei Hefte von 1920 und Anfang 1921 vor.


Verwendete Literatur

Aurich, Rolf / Jacobsen, Wolfgang (Hg.) 2013: Hans Wollenberg – Filmpublizist. (Film & Schrift Bd. 16). München: edition text + kritik.

Diederichs, Helmut H. 1985: Die Anfänge der deutschen Filmpublizistik 1895 bis 1909. Die Filmberichterstattung der Schaustellerzeitschrift „Der Komet“ und die Gründung der Filmfachzeitschriften. In: Publizistik. Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung, 1/ 1985, S. 55-71. Online: http://www.asw.fh-dortmund.de/diederichs/texte/komet.htm.

—     1986: Anfänge deutscher Filmkritik. Stuttgart: Fischer & Wiedleroither 1986.

—     1996: Über Kinotheater-Kritik, Kino-Theaterkritik, ästhetische und soziologische Filmkritik. Historischer Abriss der deutschsprachigen Filmkritik 1909 bis 1969. (Vortrag bei der SYNEMA – Gesellschaft für Film und Medien, Wien, 23.11.1996). Online: http://www.sozpaed.fh-dortmund.de/diederichs/texte/vortwien.htm.

Dietzel, Thomas / Hügel, Hans-Otto 1988: Deutsche literarische Zeitschriften 1880-1945 – ein Repertorium, Bd. 1. München: Saur.

Dirks, Christian 2004: Alfred Rosenthal – Hugenbergs bester Mann. In: Irene Stratenwerth / Hermann Simon (Hg.): Pioniere in Celluloid. Juden in der frühen Filmwelt. Berlin: Henschel, S. 80-91.

Rössler, Patrick 2006: Die Sprache des Stummfilms. Deutsche Filmpublizistik der Weimarer Jahre. Erfurt: Universitätsbibliothek.

Weber, Richard 1974: „Arbeiterbühne und Film“ – das Zentralorgan des Arbeiter-Theater-Bundes Deutschlands. In: Arbeiterbühne und Film: Zentralorgan des Arbeiter-Theater-Bundes Deutschlands e.V. (Reprint in der Reihe „Kulturpolitische Dokumente der revolutionären Arbeiterbewegung“). Köln: Gaehme, Henke, S. 5-23.

—     1975: Der Volksfilmverband. Von einer bürgerlichen Bündnisorganisation zur proletarischen Kulturorganisation. In: Film und Volk: Zeitschr. d. Volksverbandes für Filmkunst. (Reprint in der Reihe „Kulturpolitische Dokumente der revolutionären Arbeiterbewegung“). Köln: Gaehme, Henke, S. 5-27.

 

Weitere Literatur (nicht gesichtet):

Olimsky, Fritz 1931: Tendenzen der Filmwirtschaft und deren Auswirkung auf die Filmpresse. Diss., Berlin.

Sattig, Ewald 1937: Die deutsche Filmpresse. Diss., Leipzig.

Schorr, Thomas 1990: Die Film- und Kinoreformbewegung und die deutsche Filmwirtschaft. Eine Analyse des Fachblatts „Der Kinematograph“ 1907-1935 unter pädagogischen und publizistischen Aspekten. Diss. Hochschule der Bundeswehr, München.