Elfi Mikesch

Am 31. Mai feierte Elfi Mikesch ihren 80. Geburtstag. Nach ihren Anfängen als Fotografin kam sie durch ihre Freundschaft mit Rosa von Praunheim zum Film. Sie wurde in der Folge nicht nur Deutschlands wohl brillanteste Kamerafrau, zum Beispiel bei Filmen von Rosa von Praunheim und Werner Schroeter. Sie drehte auch in eigener Regie eine Reihe bemerkenswerter Dokumentar- und Avantgardefilme, die Genderfragen thematisierten, lange bevor diese Themen im Mainstream angekommen waren. Ihr charakteristischer visueller Stil mit seinen ungewöhnlichen Perspektiven, seinen genauen Kadragen und seiner intensiven Farbigkeit ist einzigartig.

In Hommage an Elfi Mikesch zeigt das Kino des DFF vier ihrer Filme: Mikeschs ersten langen Dokumentarfilm ICH DENKE OFT AN HAWAII … (1978), das Portrait einer Berliner Schülerin zwischen tristem Alltag und Traumwelt, sowie Werner Schroeters DER ROSENKÖNIG (1986), Monika Treuts DIE JUNGFRAUENMASCHINE (1988) und Rosa von Praunheims ÜBERLEBEN IN NEUKÖLLN (2017), bei denen sie für die Kamera verantwortlich war.

Filmstill aus Ich denke oft an Hawaii. Eine schwarz haarige Person schaut zornig in die Kamera.

Dienstag  07.07.2020

18:00 Uhr

ICH DENKE OFT AN HAWAII

BRD 1978. R: Elfi Mikesch. Dokumentarfilm. 16mm/DCP. 85 Min
Filmreihe: Elfi Mikesch

Carmen lebt gemeinsam mit ihrem Bruder und ihrer Mutter in einer kleinen Wohnung am Rande West-Berlins. Der Vater, ein Soldat aus Puerto Rico, hat die Familie verlassen. Mit Hilfe dessen zurück gelassener Hawaii-Postkarten und -Schallplatten schafft sich Carmen während ihrer monotonen Haushaltstätigkeiten immer wieder Freiräume innerhalb ihres beengten Alltags. Elfi Mikeschs ICH DENKE OFT AN HAWAII … lässt dokumentarische Aufnahmen der Familie Rossol auf Szenen der fiktionalen Überhöhung treffen, die von der Camp-Ästhetik des amerikanischen Undergroundkinos inspiriert sind und die die Regisseurin gemeinsam mit ihren Darsteller/innen ausgearbeitet hat.

Dienstag  14.07.2020

18:00 Uhr

DIE JUNGFRAUENMASCHINE

BRD 1988. R: Monika Treut. D: Ina Blum, Marcelo Uriona, Gad Klein. 84 Min. 35mm
Filmreihe: Elfi Mikesch

„Die romantische Liebe, eine Krankheit der Frauen?“ Die Journalistin Dorothee macht sich, ihres Liebhabers Heinz überdrüssig, auf, um das Wesen der Liebe und die Facetten der Sexualität zu erforschen. Nach einem Besuch des Affenhauses im Zoo und bei einem von Peter Kern gespielten Hormonspezialisten, beschließt Dorothee, nach Kaliforniern zu reisen. Dort trifft sie auf eine Reihe inspirierender Persönlichkeiten und sammelt in einem Strip-Club von und für Frauen neue Erfahrungen. Monika Treut, eine der Pionierinnen des Queer Cinema, erzählt mit DIE JUNGFRAUENMASCHIEN eine Geschichte von der Auflösung klarer sexueller Identitäten und eines lesbischen Coming-Outs. Die Kamera führte Elfi Mikesch, die mit Treut an einer Reihe von Filmen zusammengearbeitet hat und 1984 gemeinsam mit der Regisseurin die Hamburger Produktionsfirma Hyene I/II gegründet hat.

Dienstag  21.07.2020

18:00 Uhr

DER ROSENKÖNIG

BRD 1986. R: Werner Schroeter. D: Magdalena Montezuma, Mostefa Djadjam, Antonio Orlando. 106 Min. 35mm
Filmreihe: Elfi Mikesch

Die Mittvierzigerin Anna, Besitzerin einer Rosenfarm, lebt mit ihrem Sohn Albert an einem Mittelmeerstrand. Albert ist in einen jungen Italiener verliebt – doch liebt er ihn nicht auf "konventionelle" Weise, sondern in der Weise, wie er auch seine Rosen liebt. Schließlich entführt er das Objekt seiner Begierde. „Eine Rose blüht im Zeitraffer auf, die Schauspielerin Magdalena Montezuma schiebt ihren mageren, vom Tod gezeichneten Körper durchs Bild, ihre Füße hinterlassen Spuren im Sand, ihr Blick schweift himmelwärts, von einer zerschnittenen Rose tropft Blut – kein Zweifel, in Werner Schroeters Film DER ROSENKÖNIG kündet alles vom Tod.“ (Kinema Kommunal, März 2017)

Freitag  31.07.2020

18:00 Uhr

ÜBERLEBEN IN NEUKÖLLN

Deutschland 2017. R: Rosa von Praunheim. Dokumentarfilm. 82 Min. DCP
Filmreihe: Elfi Mikesch

Ein Dokumentarfilm über diverse Künstler/innen mit unterschiedlichen sexuellen Vorlieben und Lebensentwürfen, die im Berliner Bezirk Neukölln leben. Regisseur Rosa von Praunheim porträtiert unter anderem den Alltag der 89-jährigen Frau Richter, die nach Berlin zog, weil sie hier unbehelligt ihre Homosexualität leben kann, und den Kubaner Joaquin la Habana, der in Neukölln mit einem Mann zusammenlebt. Die zentrale Persönlichkeit des Films ist allerdings die Künstlerin Juwelia, die mit bürgerlichem Namen Stefan Stricker heißt und seit Jahren eine Galerie in Neukölln betreibt. Rosa von Praunheim zeigt die wöchentlichen Feiern in der Galerie, begleitet Juwelia zu ihrer ersten Ausstellung in New York City und beim Besuch am Grab ihrer Mutter.