Der Garten der Wünsche
Werkschau Ali Chamrajew

Der 1937 in Taschkent geborene Filmemacher Ali Chamrajew ist einer der bedeutendsten Regisseure in der Geschichte des usbekischen Kinos und der sowjetischen Kinematographie. International geläufig ist sein Name vor allem dank der Filme SEDMAJA PULJA und TSCHERESWYTSCHAJNIJ KOMISSAR, mit denen er zentrale Beiträge zum sogenannten „Eastern“-Genre schuf. Ein zentrales thematisches Anliegen vieler seiner Werke ist der Emanzipationsprozess der Frau in den orientalischen Sowjetrepubliken. In Kooperation mit dem Filmkollektiv Frankfurt sind im Mai neun Langfilme sowie ein Kurzfilm aus seinem Werk im Kino des DFF zu sehen. Chamrajew und seine Frau Gulbustan Taschbajewa, Hauptdarstellerin in mehreren seiner Filme, sind vom 23. bis 26. Mai zu Gast. Diese von Gary Vanisian kuratierte Werkschau ist die erste in Deutschland.

In Kooperation mit:

Logo Filmkollektiv Frankfurt (neu)

Dienstag  07.05.2024

20:30 Uhr

TELOCHRANITEL

Der Leibwächter
UdSSR (Tadschikistan) 1979. R: Ali Chamrajew. D: Alexander Kaidanowski, Anatoli Solonizyn, Nikolai Grinko, Gulbustan Taschbajewa. 87 Min. 35mm. OmU
Original version with German subtitles
Einführung am 16.5.: Winfried Günther (DFF)
Filmreihe: Ali Chamrajew

Ein kleiner Trupp von Rotarmisten hält Sultan-Nazar, einen wichtigen Ideologen der Basmatschi-Bewegung in Turkestan, gefangen. Sie haben den Auftrag, ihn nach Duschanbe auszuliefern, um die dortigen Basmatschi, Aufständische gegen die bolschewistischen Machthaber, zur Niederlegeung ihrer Waffen zu zwingen. Der Transport des Gefangenen wird dem Bergsteigerjäger Mirzo anvertraut. Chamrajew drehte sein bildmächtiges Werk, der als Abenteuerfilm angelegt ist, mit den drei männlichen Hauptdarstellern aus Tarkowskis fast zeitgleich entstandenem STALKER, weshalb er oft mit ihm verglichen wurde.

Dienstag  14.05.2024

20:30 Uhr

BO BA BU

Italien/Usbekistan/Frankreich 1998. R: Ali Chamrajew. D: Arielle Dombasle, Abdraschid Abdrachmanow, Djavakir Sachirow. 83 Min. 35mm. o.D
Without dialogue
Filmreihe: Ali Chamrajew

Eine blonde, offenbar aus einem westlichen Land stammende Frau irrt durch die zentralasiatische Wüste. Sie ist verwahrlost, stumm und scheinbar ohne Erinnerung. Ein Hirte findet sie und bringt sie in sein Heim, wo er mit einem anderen Hirten zusammenlebt. Die beiden haben keine Sprache und nennen sich gegenseitig Bo und Bu. Sie erklären die Frau zu ihrem Eigentum und geben ihr den Namen Ba. Bald bricht ein Machtkampf dieser beiden Männer um die Herrschaft über die Frau aus. BO BA BU ist sicherlich Chamrajews provokantester Spielfilm: eine komplett ohne Sprache auskommende, nur mit Urlauten arbeitende Parabel über die archaische Natur menschlicher Beziehungen, in der Gewalt und Leidenschaft sich abwechseln. Der Film, in markant kadrierten Bildern inszeniert, ist auch eine grandiose Studie über das Licht und die Textur der Wüste.

Donnerstag  16.05.2024

18:00 Uhr

TELOCHRANITEL

Der Leibwächter
UdSSR (Tadschikistan) 1979. R: Ali Chamrajew. D: Alexander Kaidanowski, Anatoli Solonizyn, Nikolai Grinko, Gulbustan Taschbajewa. 87 Min. 35mm. OmU
Original version with German subtitles
Einführung am 16.5.: Winfried Günther (DFF)
Filmreihe: Ali Chamrajew

Ein kleiner Trupp von Rotarmisten hält Sultan-Nazar, einen wichtigen Ideologen der Basmatschi-Bewegung in Turkestan, gefangen. Sie haben den Auftrag, ihn nach Duschanbe auszuliefern, um die dortigen Basmatschi, Aufständische gegen die bolschewistischen Machthaber, zur Niederlegeung ihrer Waffen zu zwingen. Der Transport des Gefangenen wird dem Bergsteigerjäger Mirzo anvertraut. Chamrajew drehte sein bildmächtiges Werk, der als Abenteuerfilm angelegt ist, mit den drei männlichen Hauptdarstellern aus Tarkowskis fast zeitgleich entstandenem STALKER, weshalb er oft mit ihm verglichen wurde.

Sonntag  19.05.2024

20:30 Uhr

TSCHERESWYTSCHAJNIJ KOMISSAR

Tatort Taschkent
UdSSR (Usbekistan) 1970. R: Ali Chamrajew. D: Armen Dschigarchanjan, Sjuimenkul Tschokmorow, Sergej Jakowlew. 91 Min. 35mm. DF
Filmreihe: Ali Chamrajew

„Im Jahre 1919, als die Gegner der Revolution die Republik von drei Seiten eingekreist haben, kommt der außerordentliche Komissar Pjotr Kobosew nach Taschkent und propagiert die Politik der „proportionalen Repräsentation“, was bedeutet, dass Vertreter der muslimischen Bevölkerung proportional zu ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung an der Verwaltung der Republik beteiligt werden sollen. Aber unter den Mitgliedern des Provisorischen Revolutionssowjets wird diese Richtlinie nicht von allen akzeptiert. Kobosew und sein usbekischer Freund Nisameddin Chodshajew kämpfen um die Führung in diesem ideologischen Kampf. Die Schwarzweiß-Photographie des Films ist im Stil von Wochenschauen aus den 1920er Jahren gehalten, und dieses Moment wird dadurch unterstrichen, dass einzelne Episoden mit Datumsangaben versehen und Dokumente wie Telegramme, Radiogramme und Verordnungen in den Film eingefügt sind. In den ausgesprochen expressiven Massenszenen ist die Erfahrung der klassischen Filme von Eisenstein und Pudowkin unverkennbar […]“ (Lidija Mamatowa, Der Film in den sowjetischen Unionsrepubliken, Kommunales Kino Frankfurt am Main, 1982).

Donnerstag  23.05.2024

18:00 Uhr

TSCHELOWEK UHODIT ZA PTIZAMI

Der Mensch folgt den Vögeln
UdSSR (Usbekistan) 1976. R: Ali Chamrajew. D: Dschanik Fajsijew, Dilorom Kambarowa, Gulbustan Taschbajewa. 92 Min. 35mm. OmeU
Original version with English subtitles
Einführung: Ali Chamrajew, Gulbustan Taschbajewa
Filmreihe: Ali Chamrajew

Im mittelalterlichen Usbekistan lernt der junge Faruk, ein Waisenkind, von den Vögeln die Kunst des Gesangs und sieht sich zum Dichter berufen. Mit einem Kameraden beginnt er eine lange Wanderung, unterwegs widerfährt ihm Grausamkeit und Ungerechtigkeit, doch er gibt die Hoffnung auf eine bessere Zukunft und die Suche nach Glück und Wahrheit nicht auf. Chamrajews gegenüber seinen bekannteren Filmen vielfach übersehenes Werk ist eine stilistische Meisterleistung - eine mystische Vision, ein western-hafter Coming-of-Age-Film, ein Fest der Farben und Bewegungen, ein bisweilen geradezu expressionistisches Porträt der Jugend. Nicht zuletzt die Visionen des jungen Faruk, in denen er sich vorstellt, wie seine Mutter ausgesehen haben könnte, gehören zu den schönsten Momenten in Chamrajews Œuvre.

Freitag  24.05.2024

20:15 Uhr

BELYE, BELYE AISTY

UdSSR (Usbekistan) 1966. R: Ali Chamrajew. D: Sajram Isajewa, Bolot Bejschenaliew, Hikmat Latypow. 88 Min. 35mm. OmeU
Original version with English subtitles
Zu Gast am 24.5.: Ali Chamrajew
Moderation am 24.5.: Gary Vanisian (Filmkollektiv Frankfurt)
Filmreihe: Ali Chamrajew

Der Film spielt in einem Dorf mit dem Namen Weiße Störche. Die willensstarke Malika, verheiratet, aber kinderlos, verkehrt offen mit einem anderen Mann, zu dem sie eine scheinbar zärtliche Bindung pflegt. Chamrajew nähert sich in seinem frühen Werk dem Tabuthema der außerehelichen Affäre an. Genauso faszinierend wie die leidenschaftliche Darstellung der Verbundenheit der Verliebten ist das Porträt der komplizierten, traditionsgebundenen Familienbeziehungen und die Darstellung von Bräuchen, einschließlich des rasanten Pferdespiels Buzkaschi. Vor diesem Film hatte Chamrajew GDE TY, MOJA SULFIJA? (Wo bist du, meine Sulfija?, 1964) gedreht, der bis heute eine der populärsten volkstümlichen Musikkomödien Usbekistans ist. Mit BELYE, BEYLE AISTY, dessen von Chamrajew intendiertes Ende in der UdSSR zensiert worden, in dieser Fassung aber enthalten ist, erlangte er erstmals internationale Aufmerksamkeit.

Samstag  25.05.2024

18:00 Uhr

TRIPTIKH

Triptychon
UdSSR (Usbekistan) 1979. R: Ali Chamrajew. D: Dilorom Kambarowa, Gulbustan Taschbajewa, Schawkat Abdusalamow. 74 Min. 35mm. OmeU
Original version with English subtitles
Zu Gast: Ali Chamrajew, Gulbustan Taschbajewa
Moderation: Heleen Gerritsen (DFF)

„Der zehnte Film eines der bedeutendsten Regisseure Usbekistans entwirft am Beispiel von drei Frauenschicksalen ein ebenso überzeugendes wie frappierendes soziales Fresko ohne Schönfärberei, was ihm einige Schwierigkeiten mit der Zensur eingebracht hat. Ausgangspunkt der Erzählung sind die Erinnerungen eines pensionierten Lehrers an drei Frauen und ihren Lebensweg, denen er im Dorfe, wo er unterrichtete, begegnet war.“ (Katholischer Filmdienst) Chamrajews berührender, eindringlicher Film wurde seinerzeit von nur wenigen sowjetischen Kinobesucher:innen gesehen, ist aber mit seiner „komplizierten Farbdramaturgie, der raffinierten Verwendung des Lichts und des sich langsam steigernden Rhythmus“ (Lidija Mamatowa) ein Film, den es zu entdecken gilt. Eine der Hauptrollen spielt Gulbustan Taschbajewa, die spätere Frau Chamrajews.

20:30 Uhr

SEDMAJA PULJA

Die siebente Kugel
UdSSR (Usbekistan) 1972. R: Ali Chamrajew. D: Sjuimenkul Tschokmorow, Dilorom Kambarowa, Nurmuchan Zhanturin. 88 Min. 35mm. OmeU
Original version with English subtitles
Zu Gast am 25.5.: Ali Chamrajew
Moderation am 25.5.: Olaf Möller

Der Sowjetkommandeur Maksumow stellt fest, dass die meisten seiner Einheiten zu den überlegenen, konterrevolutionären Basmatschi-Truppen unter der Führung des Offizier Chairulla übergelaufen sind. Er bereitet einen erfinderischen und listigen Plan vor, um Chairullas Truppen zu besiegen. Chamrajews zweifellos bekanntester Film, seinerzeit sowohl in der DDR verliehen wie auch im westdeutschen Fernsehen ausgestrahlt, war in jeder Retrospektive der vergangenen Jahrzehnte zum sogenannten „Eastern“ vertreten (u.a. 2011 beim Filmfestival in Rotterdam). Er ist ein bis heute unterhaltsamer Beleg seiner inszenatorischen Qualitäten. „Dies ist ein wunderbarer Film für das Mainstream-Publikum: ein Western, der zur Zeit der Gründung der Usbekischen Sowjetrepublik spielt. Die Basmachi-Bewegung wurde von den Sowjets als Banditen angeprangert, war aber eigentlich eine Widerstandsbewegung. Der usbekische Star Dilorom Kambarova war Khamraevs Muse.“ (Saodat Ismailowa)

Sonntag  26.05.2024

17:30 Uhr

BES STRACHA

Ohne Furcht
UdSSR (Usbekistan) 1971. R: Ali Chamrajew. D: Sjuimenkul Tschokmorow, Dilorom Kambarowa, Nurmuchan Zhanturin. 89 Min. 35mm. DF
German version
Zu Gast: Ali Chamrajew
Videoeinführung: Saodat Ismailowa
Moderation: Heleen Gerritsen

Der Bürgerkrieg ist beendet. Ein usbekischer Offizier der Roten Armee wurde von einer jungen usbekischen Frau gesund gepflegt, woraufhin beide heiraten. Zusammen mit den Bolschewiken möchte der Offizier das Dorf modernisieren und fordert die Frauen zum Ablegen der Schleier auf. Seine Retterin und Ehefrau wird jedoch von ihrem strengen Vater daran gehindert. Ein Mädchen aus dem Dorf möchte ein Beispiel setzen und folgt der Aufforderung des Rotarmisten, wird daraufhin jedoch getötet. Eine Region zwischen dem Drang nach der Moderne und den alteingesessenen, strengen Traditionen. BES STRACHA ist bis heute für Chamrajew einer der wichtigsten Filme seines Werkes.

20:00 Uhr

JE TEBJA POMNJU

Ich erinnere mich an dich
UdSSR (Usbekistan) 1985. R: Ali Chamrajew. D: Wjatscheslaw Botatschjew, Gulbustan Taschbajewa, Sinaida Zharko. 93 Min. 35mm. OmeU
Original version with English subtitles
Vorfilm: JA TEBJA NE ZABYL (Ich habe dich nicht vergessen. Russland 2018. R: Ali Chamrajew. Dokumentarfilm. 45 Min. DCP. OmeU)
Zu Gast: Ali Chamrajew, Gulbustan Taschbajewa
Moderation: Barbara Wurm

JA TEBJA POMNJU ist eine autobiografische Meditation über die Vergangenheit. Der männliche Protagonist verlässt auf Wunsch seiner schwerkranken Mutter Samarkand und begibt sich auf eine Reise durch das sowjetische Russland auf der Suche nach dem Grab seines im Zweiten Weltkrieg gefallenen Vaters. Chamrajews formvollendetes, erlesen schön fotografiertes Werk ist eine poetische Odyssee, die sich auch als Reise in die unterbewusste Erinnerung erweist, und als ein filmisches Denkmal für seinen früh verstorbenen Vater. Auch in diesem Fim spielt seine spätere Frau Gulbustan Taschbajewa die Hauptrolle.

Im Vorfilm JA TEBJA NE ZABYL erzählt Chamrajew anhand vieler spannender archivarischer Funde die Geschichte seines Vaters und setzt den Schwerpunkt auf dessen Beitrag zur Entwicklung des usbekischen Kinos.

Dienstag  28.05.2024

20:30 Uhr

BELYE, BELYE AISTY

UdSSR (Usbekistan) 1966. R: Ali Chamrajew. D: Sajram Isajewa, Bolot Bejschenaliew, Hikmat Latypow. 88 Min. 35mm. OmeU
Original version with English subtitles
Zu Gast am 24.5.: Ali Chamrajew
Moderation am 24.5.: Gary Vanisian (Filmkollektiv Frankfurt)
Filmreihe: Ali Chamrajew

Der Film spielt in einem Dorf mit dem Namen Weiße Störche. Die willensstarke Malika, verheiratet, aber kinderlos, verkehrt offen mit einem anderen Mann, zu dem sie eine scheinbar zärtliche Bindung pflegt. Chamrajew nähert sich in seinem frühen Werk dem Tabuthema der außerehelichen Affäre an. Genauso faszinierend wie die leidenschaftliche Darstellung der Verbundenheit der Verliebten ist das Porträt der komplizierten, traditionsgebundenen Familienbeziehungen und die Darstellung von Bräuchen, einschließlich des rasanten Pferdespiels Buzkaschi. Vor diesem Film hatte Chamrajew GDE TY, MOJA SULFIJA? (Wo bist du, meine Sulfija?, 1964) gedreht, der bis heute eine der populärsten volkstümlichen Musikkomödien Usbekistans ist. Mit BELYE, BEYLE AISTY, dessen von Chamrajew intendiertes Ende in der UdSSR zensiert worden, in dieser Fassung aber enthalten ist, erlangte er erstmals internationale Aufmerksamkeit.

Donnerstag  30.05.2024

20:30 Uhr

SEDMAJA PULJA

Die siebente Kugel
UdSSR (Usbekistan) 1972. R: Ali Chamrajew. D: Sjuimenkul Tschokmorow, Dilorom Kambarowa, Nurmuchan Zhanturin. 88 Min. 35mm. OmeU
Original version with English subtitles
Zu Gast am 25.5.: Ali Chamrajew
Moderation am 25.5.: Olaf Möller

Der Sowjetkommandeur Maksumow stellt fest, dass die meisten seiner Einheiten zu den überlegenen, konterrevolutionären Basmatschi-Truppen unter der Führung des Offizier Chairulla übergelaufen sind. Er bereitet einen erfinderischen und listigen Plan vor, um Chairullas Truppen zu besiegen. Chamrajews zweifellos bekanntester Film, seinerzeit sowohl in der DDR verliehen wie auch im westdeutschen Fernsehen ausgestrahlt, war in jeder Retrospektive der vergangenen Jahrzehnte zum sogenannten „Eastern“ vertreten (u.a. 2011 beim Filmfestival in Rotterdam). Er ist ein bis heute unterhaltsamer Beleg seiner inszenatorischen Qualitäten. „Dies ist ein wunderbarer Film für das Mainstream-Publikum: ein Western, der zur Zeit der Gründung der Usbekischen Sowjetrepublik spielt. Die Basmachi-Bewegung wurde von den Sowjets als Banditen angeprangert, war aber eigentlich eine Widerstandsbewegung. Der usbekische Star Dilorom Kambarova war Khamraevs Muse.“ (Saodat Ismailowa)