Werner Nekes zum 80. Geburtstag

Werner Nekes (1944-2017) war – neben Dore O., Klaus Wyborny und Heinz Emigholz – einer der bedeutendsten deutschen Avantgardefilmemacher. Von der modernen bildenden Kunst kommend, begann er Mitte der 1960er Jahre mit streng komponierten kurzen 16mm-Filmen. In ihnen experimentierte er mit unterschiedlichen Aufnahme- und Schnitttechniken, etwa Einzelbildschaltung oder Mehrfachbelichtungen. Neben diesem strukturellen Interesse gab es aber von Anfang an auch eine humoristische Komponente in Nekes‘ Werk. Beide Tendenzen führte er in seinen späteren, auf 35mm gedrehten Langfilmen ab LAGADO (1977) zusammen. Seit 1978 lebte Nekes in Mülheim an der Ruhr, wo er eine umfängliche, mehrere zehntausend Objekte umfassende Sammlung aufbaute, die der Vor- und Frühgeschichte des Kinos gewidmet war. Die Sammlung wurde nach seinem Tod auf drei Institutionen, darunter das DFF, aufgeteilt. Diese Beschäftigung mit der Entwicklung der visuellen Wahrnehmung ging in vielfacher Form in seine späteren Filme ein. Zu Nekes‘ 80. Geburtstag zeigt das Kino des DFF in diesem Monat eine Dokumentation über ihn sowie eine Auswahl von drei seiner Filme. Ein weiterer Film aus seinem Werk wird im Juni zu sehen sein.

Im Podcast “Alles ist Film” spricht Frauke Haß mit Winfried Günther (Kinoabteilung des DFF) über die Filmreihe zum 80. Geburtstag von Werner Nekes.

Mittwoch  01.05.2024

18:00 Uhr

WERNER NEKES. DAS LEBEN ZWISCHEN DEN BILDERN

Deutschland 2017. R: Ulrike Pfeiffer. Dokumentarfilm. 87 Min. DCP
Filmreihe: Werner Nekes

Ulrike Pfeiffers Film ist ein Portrait von Werner Nekes sowohl als Filmemacher als auch als Sammler von Objekten zur Evolution des Sehens. Beiden Tätigkeiten lag ein gemeinsames Interesse zugrunde: das an der Erforschung der Möglichkeiten und Entwicklungslinien der visuellen Wahrnehmung der Welt durch die Menschen. Denn wie diese ihre Umgebung sehen, prägt auch ihr Verständnis von ihr entscheidend. Neben Nekes kommen auch Mitarbeiter und Weggefährten in dem Film zu Wort, darunter Helmut Herbst, Anthony Moore und Helge Schneider. Unter anderem wird erklärt, welche technischen Vorrichtungen Nekes für seine Filmaufnahmen gebaut hat und wie sich dadurch im Film eine natürliche Landschaft in ein künstlerisches Bild verwandelt.

Donnerstag  02.05.2024

18:00 Uhr

DIWAN

BRD 1974. R: Werner Nekes. 85 Min. DCP
Einführung: Julia Wallmüller (Stiftung Deutsche Kinemathek)
Filmreihe: Werner Nekes

DIWAN ist eine Anthologie von fünf Kurzfilmen Nekes‘: SUN-A-MUL, ALTERNATIM, KANTILENE, MOTO und HYNNINGEN. In ihnen sind Landschaften oder Häuser in Skandinavien und England samt der Menschen darin zu sehen. Verbunden sind die Kurzfilme durch ähnliche visuelle Strategien, nämlich Techniken wie Mehrfachbelichtungen, Einzelbildaufnahmen und versetzte Aufnahmewinkel. Dazu kommt auf der Tonebene eine hypnotisch sirrende Musik von Anthony Moore. DIWAN gelingt, eine völlig neuartige räumliche und zeitliche Wahrnehmung einer scheinbar unspektakulären Umgebung, die er somit in ein magisches Erlebnis verwandelt.

Freitag  03.05.2024

20:30 Uhr

JOHNNY FLASH

BRD 1986. R: Werner Nekes. D: Andreas Kunze, Helge Schneider, Heike Melba-Fendel. 80 Min. 35mm
Filmreihe: Werner Nekes

„Das Albernste, was ich jemals gemacht habe“ (Werner Nekes). JOHNNY FLASH ist Musik-Groteske, Ruhrgebiets-Klamotte und Experimentalfilm in einem. Im Mittelpunkt steht die Figur eines ungeschickten Elektrikers, der sich zu Höherem berufen fühlt und Schlagersänger werden will. Das passende Lied hat er auch schon komponiert: „Liebe ist nicht peinlich“. Seine allgegenwärtige Mutter, ein Künstleragent und eine Fernsehredakteurin glauben auch an ihn – die ersten beiden gespielt, wie noch etliche andere Figuren des Films, vom selben Darsteller. Den angehenden Popstar Johnny Flash dagegen spielt – in seiner ersten Filmrolle – Helge Schneider. Und es gibt, bis hin zum Schlussbild, eine Fülle von filmhistorischen Anspielungen.

Mittwoch  08.05.2024

18:00 Uhr

ULIISSES

BRD 1982. R: Werner Nekes. D: Tabea Blumenschein, Armin Wölfl, Russel Derson. 94 Min. 35mm
Filmreihe: Werner Nekes

ULIISSES (sprich: Uli-isses), wohl der bekannteste und erfolgreichste Film von Werner Nekes, ist eine filmische Hommage an den Roman Ulysses von James Joyce ebenso wie eine Odyssee durch die Geschichte des Kinos. Es gibt hier aber nicht nur den homerischen Odysseus und den Joyceschen Ulysses, sondern auch den Fotografen Uli aus dem Ruhrgebiet. Mit den dreien unternimmt der Film gewissermaßen eine Irrfahrt durch die Geschichte des Lichts von der Antike bis zum modernen Kino, an einem einzigen Tag im Ruhrgebiet. Nekes führt dabei ebenso lehrreich wie vergnüglich Techniken des bewegten Bildes vor, vom optischen Spielzeug des 19. Jahrhunderts bis zur computergesteuerten Aufnahme. ULIISSES ist eine wahrhaft abenteuerliche Reise geworden.