Kanadisches Kino – Patricia Rozema

Der Auftritt des Ehrengasts 2020 der Frankfurter Buchmesse: Kanada wurde auf 2021 verschoben. Das Kino des DFF präsentiert dennoch schon diesen Oktober ein filmisches Länderporträt. Die Filmauswahl knüpft an das „Canada Now – The Maple Movies Festival“ an, das bereits im Vorjahr mit einem Film des Regisseurs Atom Egoyan im Kino des DFF eröffnete und nun einen Vorgeschmack auf das nächste Jahr gibt.

Zu sehen ist der Klassiker ENTRE LA MER ET L’EAU DOUCE (1967) des für seine dokumentarischen Arbeiten bekannt gewordenen Regisseurs Michel Brault über den gesellschaftlichen Wandel Quebecs in den 1960er Jahren.

Ein kleines Porträt ist der Filmemacherin Patricia Rozema gewidmet. Rozema gehört der sogenannten Toronto New Wave an, jener Generation anglokanadischer Filmemacher/innen, die Ende der 1980er Jahre mit unkonventionellen Filmen für den internationalen Durchbruch des kanadischen Kinos sorgte. Ihr fantasievoller Debütfilm I’VE HEARD THE MERMAIDS SINGING (1987) erzählt von der Ichfindung der 31-jährigen Polly, die einen Sekretärinnen-Job in einer Galerie annimmt. In WHEN NIGHT IS FALLING (1995) erliegt eine College-Dozentin den Verführungskünsten einer Zirkusartistin – eine mit Leichtigkeit erzählte Geschichte vom Erwachen der Sinnlichkeit. Weiterhin sind die Jane-Austen-Verfilmung MANSFIELD PARK (1999) und der aktuelle Film MOUTHPIECE (2018) zu sehen, eine humorvoll und mit eigenwilliger Gestaltungslust inszenierte Geschichte über die Sinnkrise und Selbstreflexion einer jungen Autorin.

In Kooperation mit dem Lichter Filmfest präsentiert das Kino des DFF außerdem zwei aktuelle Filme, die während des Festivals nur online zu sehen waren. THE 20TH CENTURY (2019) ist eine unverschämt bizarre Polit-Groteske über den Aufstieg eines der mächtigsten Politiker Kanadas – konsequent auf 16mm in der Ästhetik des frühen Kinos gedreht. ONE DAY IN THE LIFE OF NOAH PIUGATTUK (2019) handelt vom rücksichtslosen Angriff des Westens auf den Lebensraum der Inuit inmitten einer eisigen Schneelandschaft.

Filmstill aus dem Film When Night Is Falling. Zwei Frauen küssen sich.

In Kooperation mit Kanada, Ehrengast der Frankfurter Buchmesse, unterstützt von Canada Council for the Arts und in Kooperation mit Lichter Filmfest

   

Freitag  02.10.2020

18:00 Uhr

ENTRE LA MER ET L’EAU DOUCE

Kanada 1967. R: Michel Brault. D: Geneviève Bujold, Claude Gauthier. 85 Min. DCP. frz. OmU
Filmreihe: Kanadisches Kino – Patricia Rozema

Claude verlässt seinen Heimatort in der Provinz an der Côte-Nord, um in Montreal seinen Traum von einer Karriere als Folksänger zu verwirklichen. Dort lernt er die Kellnerin Geneviève kennen, und die beiden werden ein Liebespaar. Doch Claudes beginnender Erfolg als Musiker, damit aufkommende Verlockungen und seine Probleme mit dem Großstadtleben belasten die Beziehung. Michel Brault (1928-2013) war eine der maßgebenden Stimmen in der legendären Gründungszeit des neuen Cinéma Québecois in den 1960er und 1970er Jahren. Mit dem Sänger Claude Gauthier und der jungen Geneviève Bujold in den Hauptrollen drehte der vor allem für seine Dokumentationen bekannte Regisseur sein poetisches Spielfilmdebüt ENTRE LA MER ET L’EAU DOUCE, das ausdrucksstark den gesellschaftlichen Wandel Quebecs in den 1960er Jahren und den Kontrast zwischen Provinz und Metropole reflektiert.

Samstag  03.10.2020

20:30 Uhr

I’VE HEARD THE MERMAIDS SINGING

Kanada 1987. R: Patricia Rozema. D: Sheila McCarthy, Paule Baillargeon. 82 Min. 35mm. OmU
Filmreihe: Kanadisches Kino – Patricia Rozema

Polly Vandersma ist schüchtern und verträumt. Als „erfolgloseste Karrierefrau aller Zeiten“ hangelt sie sich von einem Zeitarbeitsjob zum nächsten. Ihr Leben hält sie in Fotos und Filmen fest. Beim Entwickeln der Bilder hat sie die wunderbarsten Erlebnisse und im Traum hört sie bisweilen sogar Meerjungfrauen singen. Vor einer geklauten Videokamera sitzend berichtet Polly von ihrem neusten Job als Bürokraft in einer mondänen Kunstgalerie in Toronto. Deren karrierebewusste Chefin Gabrielle unterhält eine finanzielle und emotionale Beziehung zur Künstlerin Mary; Polly bewundert sie sehr dafür. Als sie aber in das Leben ihrer Chefin eingreift, bringt sie ungewollt einen Kunstschwindel ins Rollen. Patricia Rozemas Regiedebüt wurde in Cannes 1987 mit dem Prix de la Jeunesse prämiert, ihre skurrile Romanze avancierte im Nachgang zu einem Klassiker des queeren Kinos.

Sonntag  04.10.2020

20:30 Uhr

ENTRE LA MER ET L’EAU DOUCE

Kanada 1967. R: Michel Brault. D: Geneviève Bujold, Claude Gauthier. 85 Min. DCP. frz. OmU
Filmreihe: Kanadisches Kino – Patricia Rozema

Claude verlässt seinen Heimatort in der Provinz an der Côte-Nord, um in Montreal seinen Traum von einer Karriere als Folksänger zu verwirklichen. Dort lernt er die Kellnerin Geneviève kennen, und die beiden werden ein Liebespaar. Doch Claudes beginnender Erfolg als Musiker, damit aufkommende Verlockungen und seine Probleme mit dem Großstadtleben belasten die Beziehung. Michel Brault (1928-2013) war eine der maßgebenden Stimmen in der legendären Gründungszeit des neuen Cinéma Québecois in den 1960er und 1970er Jahren. Mit dem Sänger Claude Gauthier und der jungen Geneviève Bujold in den Hauptrollen drehte der vor allem für seine Dokumentationen bekannte Regisseur sein poetisches Spielfilmdebüt ENTRE LA MER ET L’EAU DOUCE, das ausdrucksstark den gesellschaftlichen Wandel Quebecs in den 1960er Jahren und den Kontrast zwischen Provinz und Metropole reflektiert.

Mittwoch  07.10.2020

20:30 Uhr

I’VE HEARD THE MERMAIDS SINGING

Kanada 1987. R: Patricia Rozema. D: Sheila McCarthy, Paule Baillargeon. 82 Min. 35mm. OmU
Filmreihe: Kanadisches Kino – Patricia Rozema

Polly Vandersma ist schüchtern und verträumt. Als „erfolgloseste Karrierefrau aller Zeiten“ hangelt sie sich von einem Zeitarbeitsjob zum nächsten. Ihr Leben hält sie in Fotos und Filmen fest. Beim Entwickeln der Bilder hat sie die wunderbarsten Erlebnisse und im Traum hört sie bisweilen sogar Meerjungfrauen singen. Vor einer geklauten Videokamera sitzend berichtet Polly von ihrem neusten Job als Bürokraft in einer mondänen Kunstgalerie in Toronto. Deren karrierebewusste Chefin Gabrielle unterhält eine finanzielle und emotionale Beziehung zur Künstlerin Mary; Polly bewundert sie sehr dafür. Als sie aber in das Leben ihrer Chefin eingreift, bringt sie ungewollt einen Kunstschwindel ins Rollen. Patricia Rozemas Regiedebüt wurde in Cannes 1987 mit dem Prix de la Jeunesse prämiert, ihre skurrile Romanze avancierte im Nachgang zu einem Klassiker des queeren Kinos.

Freitag  09.10.2020

20:30 Uhr

WHEN NIGHT IS FALLING

Kanada 1995. R: Patricia Rozema. D: Pascale Bussières, Rachael Crawford. 95 Min. 35mm. OmU
Filmreihe: Kanadisches Kino – Patricia Rozema

Die Mythologie-Dozentin Camille unterrichtet an einem konservativen christlichen College, hat sich mit ihrem Freund verlobt und steht kurz vor einer Beförderung. Als ihr Hund stirbt, beginnt sich jedoch ihr Leben zu ändern: Camille lernt die Zirkusartistin Petra kennen und erliegt nach und nach deren Verführungskünsten. Zurückhaltend und mit Augenmerk für Details in der Bildgestaltung erzählt Patricia Rozema in WHEN NIGHT IS FALLING von dem Erwachen der Sinnlichkeit ihrer Protagonistinnen.

Sonntag  11.10.2020

20:30 Uhr

MANSFIELD PARK

Großbritannien 1999. R: Patricia Rozema. D: Frances O'Connor, Jonny Lee Miller, Harold Pinter. 110 Min. 35mm OmU
Filmreihe: Kanadisches Kino – Patricia Rozema

Fanny Price entstammt einer armen Familie und wird als Zehnjährige zu ihren wohlhabenden Verwandten nach Mansfield Park geschickt. Während sie von ihrer Tante Mrs Norris geringschätzig als eine Art Dienerin behandelt wird, ist es vor allem ihr Cousin Edmund, der ihr nahe steht und sie zu eigenen literarischen Versuchen ermutigt. Patricia Rozemas Adaption von Jane Austens gleichnamigem Roman verbindet die literarische Vorlage mit Elementen aus Briefen und dem Tagebuch der Autorin. MANSFIELD PARK ist dabei zugleich Relektüre und Aktualisierung des Stoffes, indem die Regisseurin die Rolle der Sklaverei als Fundament des luxuriösen Lebensstils der Protagonist/innen des Buchs in den Vordergrund rückt.

Mittwoch  14.10.2020

20:30 Uhr

MOUTHPIECE

Kanada 2018. R: Patricia Rozema. D: Amy Nostbakken, Norah Sadava. 91 Min. DCP. OmU
Filmreihe: Kanadisches Kino – Patricia Rozema

Nach dem unerwarteten Tod ihrer Mutter macht sich die junge Autorin Cassandra Haywood gegen den Widerstand ihrer Familie daran, eine Trauerrede zu verfassen. Doch der Versuch stürzt sie in eine immer absurder werdende Sinnkrise, die Cassandras Bild von der Verstorbenen ebenso erschüttert wie ihre eigenen Gefühlsgewissheiten und politischen Überzeugungen. Nach dem preisgekrönten Bühnenstück von Amy Nostbakken und Norah Sadava inszenierte Regisseurin Patricia Rozema den Konflikt ihrer Heldin mit einer furiosen Gestaltungslust abseits aller Genrekonventionen. MOUTHPIECE verbindet mühelos rabiaten Humor, feministische Selbstreflexion sowie surreale Musicalnummern und erinnert dabei sowohl an die Filme Charlie Kaufmans als auch Lena Dunhams Serie GIRLS.

Freitag  16.10.2020

18:00 Uhr

MOUTHPIECE

Kanada 2018. R: Patricia Rozema. D: Amy Nostbakken, Norah Sadava. 91 Min. DCP. OmU
Filmreihe: Kanadisches Kino – Patricia Rozema

Nach dem unerwarteten Tod ihrer Mutter macht sich die junge Autorin Cassandra Haywood gegen den Widerstand ihrer Familie daran, eine Trauerrede zu verfassen. Doch der Versuch stürzt sie in eine immer absurder werdende Sinnkrise, die Cassandras Bild von der Verstorbenen ebenso erschüttert wie ihre eigenen Gefühlsgewissheiten und politischen Überzeugungen. Nach dem preisgekrönten Bühnenstück von Amy Nostbakken und Norah Sadava inszenierte Regisseurin Patricia Rozema den Konflikt ihrer Heldin mit einer furiosen Gestaltungslust abseits aller Genrekonventionen. MOUTHPIECE verbindet mühelos rabiaten Humor, feministische Selbstreflexion sowie surreale Musicalnummern und erinnert dabei sowohl an die Filme Charlie Kaufmans als auch Lena Dunhams Serie GIRLS.

Sonntag  18.10.2020

20:30 Uhr

WHEN NIGHT IS FALLING

Kanada 1995. R: Patricia Rozema. D: Pascale Bussières, Rachael Crawford. 95 Min. 35mm. OmU
Filmreihe: Kanadisches Kino – Patricia Rozema

Die Mythologie-Dozentin Camille unterrichtet an einem konservativen christlichen College, hat sich mit ihrem Freund verlobt und steht kurz vor einer Beförderung. Als ihr Hund stirbt, beginnt sich jedoch ihr Leben zu ändern: Camille lernt die Zirkusartistin Petra kennen und erliegt nach und nach deren Verführungskünsten. Zurückhaltend und mit Augenmerk für Details in der Bildgestaltung erzählt Patricia Rozema in WHEN NIGHT IS FALLING von dem Erwachen der Sinnlichkeit ihrer Protagonistinnen.

Mittwoch  21.10.2020

20:30 Uhr

MANSFIELD PARK

Großbritannien 1999. R: Patricia Rozema. D: Frances O'Connor, Jonny Lee Miller, Harold Pinter. 110 Min. 35mm OmU
Filmreihe: Kanadisches Kino – Patricia Rozema

Fanny Price entstammt einer armen Familie und wird als Zehnjährige zu ihren wohlhabenden Verwandten nach Mansfield Park geschickt. Während sie von ihrer Tante Mrs Norris geringschätzig als eine Art Dienerin behandelt wird, ist es vor allem ihr Cousin Edmund, der ihr nahe steht und sie zu eigenen literarischen Versuchen ermutigt. Patricia Rozemas Adaption von Jane Austens gleichnamigem Roman verbindet die literarische Vorlage mit Elementen aus Briefen und dem Tagebuch der Autorin. MANSFIELD PARK ist dabei zugleich Relektüre und Aktualisierung des Stoffes, indem die Regisseurin die Rolle der Sklaverei als Fundament des luxuriösen Lebensstils der Protagonist/innen des Buchs in den Vordergrund rückt.

Freitag  23.10.2020

18:00 Uhr

THE TWENTIETH CENTURY

Kanada 2019. R: Matthew Rankin. D: Dan Beirne, Marianne Cormier. 90 Min. DCP. OF
Filmreihe: Kanadisches Kino – Patricia Rozema

Ganze fünf Legislaturen lang war William Lyon Mackenzie King kanadischer Premierminister. Dessen posthum veröffentlichte Tagebücher nimmt Regisseur Matthew Rankin als Grundlage für eine unverschämt bizarre Polit-Groteske über Kings Aufstieg zum vielleicht mächtigsten Politiker Kanadas – fiebertraumartig inszeniert und auf 16 mm in der Ästhetik des frühen Kinos festgehalten. Dieser Film ist ein bissiger Kommentar auf menschliches Gebaren in der Politik.

Samstag  24.10.2020

20:30 Uhr

THE TWENTIETH CENTURY

Kanada 2019. R: Matthew Rankin. D: Dan Beirne, Marianne Cormier. 90 Min. DCP. OF
Filmreihe: Kanadisches Kino – Patricia Rozema

Ganze fünf Legislaturen lang war William Lyon Mackenzie King kanadischer Premierminister. Dessen posthum veröffentlichte Tagebücher nimmt Regisseur Matthew Rankin als Grundlage für eine unverschämt bizarre Polit-Groteske über Kings Aufstieg zum vielleicht mächtigsten Politiker Kanadas – fiebertraumartig inszeniert und auf 16 mm in der Ästhetik des frühen Kinos festgehalten. Dieser Film ist ein bissiger Kommentar auf menschliches Gebaren in der Politik.

Sonntag  25.10.2020

20:30 Uhr

ONE DAY IN THE LIFE OF NOAH PIUGATTUK

Kanada 2019. R: Zacharias Kunuk. D: Apayata Kotierk, Kim Bodnia, Benjamin Kunuk. 111 Min. DCP. OmeU
Filmreihe: Kanadisches Kino – Patricia Rozema

1961: Im Norden Kanadas rastet ein Clan Inuit. Unheilbringend taucht im Auftrag der kanadischen Regierung ein Weißer mit Dolmetscher im Gepäck auf und erklärt der Gemeinschaft, sie müsse ihren nomadischen Lebensstil aufgeben. Doch die denkt gar nicht daran… Es entspinnt sich ein nicht enden-wollender Dialog, teils komisch, teils hoffnungslos verloren zwischen den Sprachen. Inmitten einer eisigen Schneelandschaft erzählt der Film vom rücksichtslosen Angriff des Westens auf den Lebensraum der „First People“.

Mittwoch  28.10.2020

20:30 Uhr

ONE DAY IN THE LIFE OF NOAH PIUGATTUK

Kanada 2019. R: Zacharias Kunuk. D: Apayata Kotierk, Kim Bodnia, Benjamin Kunuk. 111 Min. DCP. OmeU
Filmreihe: Kanadisches Kino – Patricia Rozema

1961: Im Norden Kanadas rastet ein Clan Inuit. Unheilbringend taucht im Auftrag der kanadischen Regierung ein Weißer mit Dolmetscher im Gepäck auf und erklärt der Gemeinschaft, sie müsse ihren nomadischen Lebensstil aufgeben. Doch die denkt gar nicht daran… Es entspinnt sich ein nicht enden-wollender Dialog, teils komisch, teils hoffnungslos verloren zwischen den Sprachen. Inmitten einer eisigen Schneelandschaft erzählt der Film vom rücksichtslosen Angriff des Westens auf den Lebensraum der „First People“.