Jüdische Filmtage

Zum vierten Mal kehren 2022 die Jüdischen Filmtage, organisiert von der Jüdischen Gemeinde Frankfurt in Kooperation mit den Frankfurter Kinos, in das Kino des DFF zurück. Das Filmprogramm, ergänzt von Lesungen und Konzerten, erzählt von unterschiedlichen jüdischen Lebensrealitäten.

Filmstill aus Der Russe ist einer der Birken liebt: Eine Frau lehnt an einer Spiegelwand

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Sonntag  04.09.2022

17:30 Uhr

DER RUSSE IST EINER, DER BIRKEN LIEBT

Deutschland 2022. R: Pola Schirin Beck. D: Aylin Tezel, Slavko Popadic, Yuval Scharf. 105 Min. DCP. OmU
Zu Gast: Regisseurin Pola Beck
Filmreihe: Jüdische Filmtage

Mascha ist wild und laut, kompromisslos und schlagfertig, doch im Grunde ihres Herzens orientierungslos. Die angehende Dolmetscherin ist Kosmopolitin, spricht fünf Sprachen fließend. Nur über ihre eigene Fluchtgeschichte spricht sie nie. Ihr Freundeskreis ist divers, feiert ordentlich und begegnet dem allgegenwärtigen Alltagsrassismus mit böser Ironie. Mascha liebt ohne Rücksicht auf Verluste – ihre Sprachen, ihre Freund:innen und vor allem Elias. Gerade erst ist sie mit ihrem Freund zusammengezogen, als dieser durch eine zunächst harmlose Sportverletzung zum Pflegefall wird. Immer mehr gerät Maschas Leben aus den Fugen, bis sie die Flucht nach vorne antritt, sich mit nichts als ihrem Pass in ein Flugzeug setzt, Richtung Israel. Nach dem gleichnamigen Bestseller von Olga Grjasnowa.

20:30 Uhr

APRIL 7, 1980

Israel 2020. R: Nadav Schirman. 85 Min. DCP. hebräisch, arabische OmeU. Deutschlandpremiere
Original version with English subtitles
Zu Gast: Regisseur Nadav Schirman
Filmreihe: Jüdische Filmtage

Als Terroristen am Vorabend des Pessachfests in einen Kibbuz eindringen, finden sie sich versehentlich im dortigen Kindergarten wieder. Der Film nach einer wahren Begebenheit erzählt die Ereignisse dieser Nacht aus verschiedenen Perspektiven.

Dienstag  06.09.2022

18:00 Uhr

BRUXELLES - TRANSIT

Belgien 1980. R: Samy Szlingerbaum. 80 Min. 35mm. flämisch, jiddische OmU
Original version with German subtitles
Filmreihe: Jüdische Filmtage

1947 emigrierten die damals 25-jährigen Eltern des Regisseurs Samy Szlingerbaum und sein zweijähriger Bruder aus Polen. Einreisepapiere hatten sie für Costa Rica, doch nach zehntägiger Reise durch das zerstörte Europa landeten sie, mit nur einem acht Tage gültigen Transitvisum, in Brüssel. Dem biografischen Reisebericht stehen (vornehmlich Nacht-)Aufnahmen von Durchgangsorten gegenüber, die nur gelegentlich von Passant:innen schemenhaft durchquert werden.
In Kooperation mit den Tagen des Exils des Deutschen Exilarchivs 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek.

Donnerstag  08.09.2022

18:00 Uhr

EINE FRAU

Deutschland/Argentinien 2021. R: Jeanine Meerapfel. 104 Min. DCP. DF
Zu Gast: Jeanine Meerapfel
Filmreihe: Jüdische Filmtage

Frankreich, Deutschland, Holland und Argentinien – der Film EINE FRAU führt die Zuschauer:innen in Länder und an Orte, die das Leben von Marie Louise Chatelaine Meerapfel, der Mutter der Regisseurin, geprägt haben. Mithilfe von Fotos, Tagebucheinträgen und Archivfilmen ist ein zutiefst emotionaler und berührender, dokumentarischer Essay entstanden – eine eigene ästhetische Form des Erinnerns, die auch von Brüchen und Inkohärenzen durchzogen ist und Raum für eigene Imaginationen lässt. Biographie und Zeitgeschichte verbindend, ist es die Geschichte einer Frau, ihre Erfahrungen auf der Flucht und im Exil, die die Geschichte vieler Frauen zu erzählen versucht.

Sonntag  11.09.2022

20:15 Uhr

ALSO DANN IN BERLIN…

Artur und Maria Brauner – Eine Geschichte vom Überleben, von großem Kino und der Macht der Liebe
Szenische Lesung und Konzert
Lesung: Alice Brauner
Gesang: Laura Rosen
Klavier: Boris Rosenthal

Das Leben des legendären Filmproduzenten Artur „Atze“ Brauner und seiner Frau Maria ist eine Geschichte vom Überleben im Krieg, von einer großen Liebe und dem Traum, Hollywood nach Berlin zu holen. Seine Tochter Alice Brauner erzählt die Geschichte ihrer außergewöhnlichen Eltern und spannt den Bogen dabei von der Kindheit in Polen über die Wirren des Krieges und den Neuanfang ausgerechnet in Deutschland bis hin zur jüngeren Vergangenheit. Eine Geschichte über die Macht der Liebe, über großes Kino und darüber, wie Träume wahr werden – trotz allem.

Dienstag  13.09.2022

18:00 Uhr

MAMELE

Polen 1938. R: Joseph Green & Konrad Tom. 97 Min. DCP. jiddische OmeU
Original version with English subtitles
Filmreihe: Jüdische Filmtage

Der Filmklassiker auf Jiddisch von 1938 ist in einer neu-restaurierten Fassung zu sehen. Mamele erzählt die Geschichte der pflichtbewussten Tochter, die ihre Familie nach dem Tod der Mutter zusammenhält. Sie ist so sehr damit beschäftigt, für ihre Geschwister zu kochen, zu putzen, dass sie kaum Zeit für sich selbst hat - bis sie den Geiger auf der anderen Seite des Hofes entdeckt. Die in Lodz spielende rasante musikalische Komödie mit der legendären Molly Picon in der Hauptrolle zeigt das vielfältige Spektrum des jüdischen Lebens im Polen der Zwischenkriegszeit.
Filmrestaurierung und neue englische Untertitel von The National Center for Jewish Film.

Mittwoch  14.09.2022

18:00 Uhr

SAMSTAGMITTAG, 12 UHR

Deutschland 2022. R: Peggy und Thomas Henke. D: Martina Gedeck. 79 Min. digital
Zu Gast: Regisseur Thomas Henke und Céline Wendelgaß (Bildungsstätte Anne Frank)
Filmreihe: Jüdische Filmtage

SAMSTAGMITTAG, 12 UHR ist eine filmisch-performative Auseinandersetzung mit den Tagebüchern der in Auschwitz ermordeten Amsterdamer Jüdin Etty Hillesum auf der Grundlage einer für den Film bearbeiteten Textauswahl. Der Film folgt der Chronologie der Tagebücher, die mit der Beschreibung eines Verliebtseins beginnen und mit dem Abtransport Etty Hillesums nach Auschwitz enden. Vor dem Hintergrund des sich verdichtenden Wissens um die systematische Vernichtung der Jüd:innen sowie um ihre eigene beschreibt Hillesum die letzten drei Jahre ihres Lebens voller Entwicklungs- und Wandlungsprozesse. Der Film wagt einen Grenzgang zwischen den unauflöslichen Spannungsfeldern von subjektiver Annäherung und dramaturgisch-medialer Gestaltung einerseits und der Autonomie des Textes und Kontextes auf der anderen Seite.