Dr. Margarete Wach über VLCÍ BOUDA (Die Wolfsbaude)

LECTURE & FILM: VERA CHYTILOVÁ

Husáks »Normalisierung« als Stoff für einen Sci-Fi-Horror in VLCÍ BOUDA von Vera Chytilová

Lecture von Dr. Margarete Wach (Universität Siegen)

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 28.04.2022 im Kino des DFF

In VLCÍ BOUDA verbindet Vera Chytilová Horror- und Science-Fiction-Elemente auf ihre eigene Art und Weise: Der Film erzählt von einer Gruppe von Jugendlichen, die für ein Elite-Ski-Training in die Berge reisen soll. Durch eine Lawine werden sie von der Außenwelt abgeschnitten. Zugleich häufen sich merkwürdige Ereignisse. Parabelartig und subtil verhandelt der Film Mechanismen und gesellschaftliche Dynamiken autoritärer Herrschaftssysteme.

Wie man bereits dem Titel der Lecture entnehmen kann, thematisiert der Vortrag das Verhältnis zwischen Macht und Kunst, das für Chytilovás Filmarbeit maßgebend war – sowohl für ihre Filme der Neuen Welle, die mit ihren formalen Experimenten ohne Dubceks Reformen nicht denkbar gewesen wären, als auch für die Filme der „Normalisierungs“-Zeit, als sie nach ihrem mehrjährigen Berufsverbot mit dem Neostalinisten Gustav Husak eine Art Versteckspiel spielte. Auch diese Phase animierte sie zu subversiven Praktiken, die ihr eine „versteckte“ Kritik an politischen und gesellschaftlichen Zuständen in der Tschechoslowakei ermöglichten. Dazu gehörten u.a. der Rückgriff auf Genres wie den Horrorfilm oder auf den Modus eines allegorischen Märchens, um die Kritik subversiv zu verschleiern.

Mit ihren surrealistisch inspirierten, anarchischen Filmkunstwerken gab Vera Chytilová dem Kino in den 1960er Jahren ein neues Gesicht. Die “Lecture & Film” Reihe: Zwischen Surrealismus und Subversion: Die Filme von Vera Chytilová präsentiert die wichtigsten Arbeiten der Regisseurin, gepaart mit Einführungen von Expert:innen.

Film:
VLCÍ BOUDA
Die Wolfsbaude
CSSR 1987. R: Vera Chytilová