Filmgespräch zu Eugène Greens TOUTES LES NUITS (2001)

DAS LEBENDIGE WORT. Die Filme von Eugène Green //
Filmgespräch zu Eugène Greens TOUTES LES NUITS (2001)

Eugène Green und Christelle Prot im Gespräch mit Birgit Kohler
(Arsenal – Institut für Film und Videokunst) und Gary Vanisian

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 18.03.2023 im Kino des DFF

1967 im ländlichen Aix-en-Provence: Die zwei Schulfreunde Henri und Jules bereiten sich auf ihre Abschlussprüfungen vor und träumen von einer nur der Kunst gewidmeten Zukunft. Dann verliebt sich Henri in Émilie, die Frau seines Nachhilfelehrers, und brennt mit ihr nach New York durch. Jules erlebt in seiner Heimat die Wirren des Jahres 68. Die Freunde verlieren sich aus den Augen, bleiben jedoch über Émilie einander verbunden. Green erzählt in TOUTES LES NUITS zwölf Jahre im Leben seiner Hauptfiguren als mitreißend-epischen Sog, als faszinierendes Mosaik von Figuren und Lebensentwürfen, die untrennbar mit den Ereignissen ihrer Zeit verwoben sind.

Seit seinem Regiedebüt TOUTES LES NUITS (2001) im Alter von 53 Jahren hat Eugène Green seine unverkennbare Filmsprache weiterentwickelt: Das Spiel der Darsteller:innen, die ihre Sätze in stechender Direktheit in die Kamera sprechen, rückt die Kraft der Sprache ins Zentrum der Werke. Von seinem ersten Film an arbeitete Green mit Raphaël O’Byrne zusammen, dessen Kameraführung zwischen Fragmentierung und intensiver Körper- und Gesichtspräsenz changiert. Hinzu kommt der lakonisch-schelmische Witz, der das tragikomische Potential seiner Werke ausmacht. In New York geboren, ließ sich Green in den späten 60ern in Paris nieder. Dort gründete er 1977 das Théâtre de la Sapience, mit dem er barockes Theater neu inszenierte. Zudem ist er Autor von Gedichtbänden, Romanen und Essays.

Film:
TOUTES LES NUITS
Every Night
Frankreich 2001
R: Eugène Green
D: Christelle Prot, Alexis Loret