Lecture von Sonia Campanini zu LES GLANEURS ET LA GLANEUSE: Die Sammler und die Sammlerin

LECTURE & FILM: AGNÈS VARDA // Sonia Campanini: „Agnès Varda: Eine Ährenleserin der Bilder und Töne“

Zu Gast: Sonia Campanini im Gespräch mit Vinzenz Hediger

Fasziniert von der Figur der Ährenleserin in der Malerei des 19. Jahrhunderts reist Agnès Varda für ihren Film LES GLANEURS ET LA GLANEUSE durch Frankreich und sucht nach zeitgenössischen Ährenleser/innen: nach Menschen, die liegen gelassene und nicht mehr gebrauchte Objekte auflesen. Wer sind diese Leute, und was treibt sie an in ihrem Sammeln? Tun sie es aus schierer Not, weil sie sich verpflichtet fühlen, aus Leidenschaft oder aus Tradition? Oder treibt sie ein bestimmter Ethos an, handelt es sich um eine Form des Aktivismus, ja der Kunst? Um diese Fragen zu beantworten, wird Varda selbst zu einer „glaneuse“, zu einer Sammlerin von Bildern und Tönen. Und wie andere Sammler/innen, die an Orte zurückkehren, an denen ihre Suche von Erfolg gekrönt war, kehrt Varda in DEUX ANS APRÈS zu den Drehorten von LES GLANEURS ET LA GLANEUSE zurück und trifft vertraute und neue Vertreter/innen der Kunst des Auflesens.

Sonia Campanini ist Juniorprofessorin für Filmkultur im Studiengang Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt.

LES GLANEURS ET LA GLANEUSE Die Sammler und die Sammlerin

Frankreich 2000. R: Agnès Varda Dokumentarfilm. 82 Min. DCP. OmeU

Agnès Vardas filmische Komposition LES GLANEURS ET LA GLANEUSE passt zum Motto der aktuellen Sonderausstellung im Deutschen Filmmuseum. Mit einer digitalen Kamera fährt die Regisseurin durch Frankreich und sammelt Bilder von Menschen am Rande der Gesellschaft, die – mal freiwillig und aus Leidenschaft, mal aus einer Notlage heraus – zurückgelassene und weggeworfene Lebensmittel aufsammeln. Zeit -Kritiker Merten Worthmann bezeichnete den Film treffend als „dokumentarische Fantasie über die eigene Neugier, die eigene Methode, das eigene Ethos – gespiegelt in den Mühen, Überzeugungen und kreativen Umwegen anderer Menschen.

Aufzeichnung der Lecture vom 19.05.2016 im Kino des DFF.