Galerieausstellung: Die endgültige Wahrheit über Arnold Hau?!

Die endgültige Wahrheit über Arnold Hau

7.10.2007 – 10.2.2008

Als Regisseur, Drehbuchautor, Kameramann und Produzent wird Arnold Hau von Nachschlagewerken und filmportal.de verzeichnet. Acht bis elf Werke (die Angaben unterscheiden sich) umfasst seine Filmografie. Und doch bleibt er, der auch in weiteren Kunstformen glänzte, ein Unbekannter, wie Lützel Jeman alias Robert Gernhardt beklagte. Die Galerieausstellung und eine DVD-Edition würdigen nun – endlich – das filmische Werk von Arnold Hau.

Arnold Hau – wie ist es möglich, dass dieses Phänomen deutscher Medienkultur vielen cineastisch und literarisch Interessierten bisher verborgen blieb? Das fragte sich schon Lützel Jeman, der 1966 gemeinsam mit F. W. Bernstein und F. K. Waechter Die ganze Wahrheit über Arnold Hau herausgab, und stellte fest, dass das gesamte kulturelle Deutschland eine schwere Schuld an Hau gutzumachen hätte. Doch trotz dieser mannigfaltigen Fähigkeiten ist sowohl der Mensch als auch das künstlerische Genie Arnold Hau bis heute nahezu unerforscht geblieben. Veröffentlichungen zu seiner Person sind und blei­ben rar, obwohl Hau zeitlebens alles andere als unproduktiv gewesen ist. So stellt sich unverändert die Frage: Wer ist dieser Mensch Arnold Hau, und warum fristet er trotz seiner fulminanten künstlerischen Projekte und Produkte noch heute ein Schattendasein? Das Deutsche Filmmuseum hat nun die schwierige Aufgabe übernommen, den Versuch zu wagen, sich diesem Multitalent wenigstens auf dem Feld seines filmischen Schaffens ein Stück weit zu nähern.

AUF DEN SPUREN VON ARNOLD HAU
Die Suche setzt an im Jahr 1962: Kurz vor seinem Verschwinden gab Hau sein literarisches und zeichnerisches Vermächtnis in die vertrau­ensvollen Hände jenes Lützel Jeman, welcher – Gott sei Dank – sein Versprechen, den Nachlass zu vernichten, nicht einhielt. In drei klei­nen, gelben Sandelholzkistchen befand sich das beeindruckende künstlerische Werk eines zutiefst verkannten Meisters der Poesie, Prosa und Zeichenkunst. Das daraus entstandene, vier Jahre später veröffentlichte Sammelbändchen konnte nur einen Bruchteil des Schaffens wiedergeben; es verunsicherte, beeindruckte, schockierte und provozierte. Vor allem aber schürte es kontroverse Diskussionen und gab allerhand Anlass zu Spekulationen.
Da das Verschwinden von Arnold Hau endgültig schien, fürchteten Fachkreise, dass dies schon alles aus der Feder dieses stets suchenden Poeten gewesen sein könnte. Doch acht Jahre später trat Hau völlig überraschend erneut in die Öffentlichkeit. In den Jahren seiner Abwesenheit schien seine künstlerische Ausdrucksfähigkeit weiter gereift und um wichtige Komponenten ergänzt worden zu sein. Hau bewegte sich nun vor allem in cineastischen Fachzirkeln mit einem neuen Selbst- und Weltbewusstsein und verstand es sofort, auch dort zu faszinieren und zu provozieren.

In den 1970er Jahren tauchten einige künstlerisch wertvolle Kleinodien der Filmgeschichte auf, die seinem Schaffen zugeordnet werden können. Nicht nur bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen hatte er sich schon bald den Ruf eines großen Avantgardisten errungen, selbst Berühmtheiten wie Bundespräsident Walter Scheel oder Alfred Edel ließen sich zu einer künstlerischen Zusammenarbeit mit Hau bewegen. Freunde und Förderer ermutigten den Unermüdlichen stets aufs neue, sodass 1974 sein Erfolg in einer eigenen TV-Schau, der „Hau-Schau“ kulminierte. Weitere kleine Meisterwerke entstanden. Aber der wirkliche Durchbruch schien sich 1981 bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin zu vollziehen. Sein Film DAS CASANOVA-PROJEKT rief Staunen und Begeisterungsstürme hervor.
Wer nun aber glaubt, dass dies der Anfang einer wunderbaren Erfolgsgeschichte sein könnte, irrt leider. Denn wie er auftauchte, so verschwand Arnold Hau wieder, ohne dass das Geheimnis um seine Genialität je wirklich gelüftet werden konnte. Viel zu schnell geriet dieser Mann in Vergessenheit.

DOCH WAS BLEIBT?
Sind es die phänomenalen Filme, seine seltenen Auftritte in der Öffentlichkeit oder die akribisch von Gernhardt, F. W. Bernstein und F. K. Waechter zusammengetragenen Schnipsel des frühen Schaffens? Oder gar seine lückenhafte Biografie, die Aufschluss über das Wesen Haus geben könnte?
Die Galerieausstellung Die endgültige Wahrheit über Arnold Hau?! des Deutschen Filmmuseums kann selbstverständlich nur als Versuch gewertet werden, zumindest in Ansätzen dem Genius Haus gerecht zu werden. Sie gewährt einen kleinen aber wertvollen Einblick in das filmkünstlerische OEuvre und hinter die Kulissen der „Hau-Coop“. Diese kleine Hommage zur Entstehung der „Hau-Schau“ vor 33 Jahren, die von der Veröffentlichung einer DVD begleitet wird, wendet sich an Filmfreunde und interessierte Laien. Selbst wenn dadurch nur einem Bruchteil der Bevölkerung der Zugang zu Haus filmischen Werken ermöglicht wird, ist dies ein wichtiger Schritt in Richtung einer längst schon überfälligen und unabdingbaren Hau-Forschung.