Ausgeblendet / Eingeblendet

Eine jüdische Filmgeschichte der Bundesrepublik

Die jüdische Filmgeschichte der Bundesrepublik ist noch ungeschrieben. Nun wird sie in der umfangreichen Ausstellung Ausgeblendet / Eingeblendet. Eine jüdische Filmgeschichte der Bundesrepublik (bis 14. Januar 2024) im Jüdischen Museum Frankfurt beleuchtet.

Die Ausstellung handelt von unterschiedlichen und widersprüchlichen Lebenswegen und Karrieren jüdischer Produzenten, Regisseur:innen sowie Schauspieler: innen, die zwischen 1945 und 1989 ihre Erfahrungen in der Filmproduktion machten. Sie zeichnet entlang exemplarischer Filme ihre Geschichten nach, die historische und soziale Kontexte beleuchten. Diese ungeschriebene Filmgeschichte mit ihren bezeichnenden Brüchen eröffnet auch neue Perspektiven auf eines der wichtigsten Medien des 20. Jahrhunderts und seine Bedeutung in der Bundesrepublik. Die Ausstellung basiert auf der Forschung der Filmwissenschaftler:innen Lea Wohl von Haselberg und Johannes Praetorius-Rhein.

Allen Filmvorstellungen geht eine Einführung voran.

In Kooperation mit

Logo des Jüdischen Museums Frankfurt

Mittwoch  02.08.2023

18:00 Uhr

MORITURI

Deutschland 1948. R: Eugen York. D: Walter Richter, Lotte Koch, Winnie Markus. 85 Min. 35mm
Einführung: Johannes Praetorius-Rhein (Ausstellungskurator)
Filmreihe: Ausgeblendet / Eingeblendet

MORITURI war die zweite Produktion der CCC und dem Produzenten Artur Brauner ein ganz besonderes persönliches Anliegen; er wollte damit den Opfern des NS-Regimes ein filmisches Denkmal setzen und verarbeitete auch eigene Erlebnisse. Der Film erzählt von fünf Häftlingen verschiedener Nationalität, die aus dem KZ entkommen und sich zusammen mit mehreren Familien in einem polnischen Wald verstecken, um auf die Rote Armee zu warten – ständig in Gefahr, von deutschen Patrouillen entdeckt zu werden. Unter schwierigen Drehbedingungen entstanden, bietet der Film eine Mischung aus expressiver Überhöhung und hautnahem Realismus.

Mittwoch  09.08.2023

18:00 Uhr

FEUERWERK


BRD 1954. R: Kurt Hoffmann. D: Lilli Palmer, Karl Schönböck, Romy Schneider. 98 Min. DCP
Einführung: Johannes Praetorius-Rhein (Ausstellungskurator)
Filmreihe: Ausgeblendet / Eingeblendet

FEUERWERK entstand nach der gleichnamigen musikalischen Komödie von Erik Charell und Jürg Arnstein, uraufgeführt 1950, und spielt im wilhelminischen Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg. Ein Wanderzirkus kommt in eine Kleinstadt und mit ihm der vor zwanzig Jahren durchgebrannte Bruder eines der Honoratioren der Stadt, eines Gartenzwergfabrikanten. Der Bruder und seine Frau sorgen für allerhand Unruhe in der spießbürgerlichen Gesellschaft. Erik Charell war auch einer der zwei Produzenten dieses Films; er holte für die weibliche Hauptrolle Lilli Palmer nach Deutschland zurück, die wie er die Nazizeit im US-amerikanischen Exil verbracht hatte.

Mittwoch  16.08.2023

18:00 Uhr

DER KONGRESS TANZT

Deutschland 1931. R: Erik Charell. D: Lilian Harvey, Willy Fritsch, Otto Wallburg. 85 Min. 35mm
Mit Einführung
Filmreihe: Ausgeblendet / Eingeblendet

DER KONGRESS TANZT ist eine der berühmtesten deutschen Tonfilmoperetten der 1930er Jahre, einer der herausragenden Filme des „Traumpaars“ Lilian Harvey und Willy Fritsch und eine der bedeutendsten Produktionen Erich Pommers. Darüber hinaus handelt es sich um einen von nur zwei Filmen, die der renommierte Operetten- und Revue-Regisseur Erik Charell drehte, der das Drehbuch für FEUERWERK schrieb und an dessen frühere Erfolge angeknüpft werden sollte. FEUERWERK-Regisseur Kurt Hoffmann war als Kameraassistent tätig. Pommer und Charell sahen sich 1933 als Juden zur Emigration gezwungen. Die Filmhandlung spielt während des Wiener Kongresses 1814 und schildert eine Romanze zwischen einer einfachen Handschuhmacherin und Zar Alexander von Russland, derweil Fürst Metternich im Hintergrund die Fäden zieht. Dass DER KONGRESS TANZT der wohl teuerste Ufa-Film der Weimarer Republik war, glaubt man sofort, wenn man die Szene sieht, in der Lilian Harvey in einer Kutsche fährt und „Das gibt‘s nur einmal“ singt.

Samstag  19.08.2023

18:00 Uhr

KAMPF UM ROM (TEIL 1)

BRD/Rumänien/Italien 1968. R: Robert Siodmak D: Laurence Harvey, Orson Welles, Sylva Koscina, Honor Blackman. 103 Min. DCP
Vorfilm: HOLLYWOOD IN DEBLATSCHKA PESCARA (BRD 1965. R: Ulrich Schamoni. 12 Min. DCP)
Mit Einführung
Filmreihe: Ausgeblendet / Eingeblendet

Eines der letzten großen Historienspektakel der 1960er Jahre und die bis dahin aufwändigste Produktion Artur Brauners. gedreht mit einem Riesenaufwand vor allem in Rumänien. Geschildert wird der Untergang des Ostgotenreiches in Italien nach dem Tode Theoderichs des Großen durch interne Machtkämpfe und Verrat. Hier gibt es alles zu sehen, was das Genre des Monumentalfilms ausmacht: schöne Kostüme, Palastintrigen, Schlachtszenen mit Tausenden von Komparsen. Dem Drehbuchautor Ladislas Fodor und dem Regisseur Robert Siodmak gelang es, die völkischen und ultranationalistischen Töne der Romanvorlage von Felix Dahn zum Verschwinden zu bringen.

20:30 Uhr

KAMPF UM ROM (TEIL 2)

BRD/Rumänien/Italien 1968. R: Robert Siodmak. D: Laurence Harvey, Orson Welles, Sylva Koscina, Honor Blackman. 84 Min. DCP
Mit Einführung
Filmreihe: Ausgeblendet / Eingeblendet

Eines der letzten großen Historienspektakel der 1960er Jahre und die bis dahin aufwändigste Produktion Artur Brauners. gedreht mit einem Riesenaufwand vor allem in Rumänien. Geschildert wird der Untergang des Ostgotenreiches in Italien nach dem Tode Theoderichs des Großen durch interne Machtkämpfe und Verrat. Hier gibt es alles zu sehen, was das Genre des Monumentalfilms ausmacht: schöne Kostüme, Palastintrigen, Schlachtszenen mit Tausenden von Komparsen. Dem Drehbuchautor Ladislas Fodor und dem Regisseur Robert Siodmak gelang es, die völkischen und ultranationalistischen Töne der Romanvorlage von Felix Dahn zum Verschwinden zu bringen.

Mittwoch  23.08.2023

18:00 Uhr

ARCHE NORA

Deutschland 1948. R: Werner Klingler. D: Edith Schneider, Claus Hofer, Willy Maertens. 82 Min. 35mm
Einführung: Valentin Herleth
Filmreihe: Ausgeblendet / Eingeblendet

ARCHE NORA spielt in der Umgebung von Hamburg in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Zwei junge Männer haben sich in einem Schiffswrack häuslich eingerichtet. Eines Tages gesellt sich eine junge Frau zu ihnen, die ein Kind erwartet. Das ist ein zeittypischer Trümmerfilm, subtil in der Gestaltung, plausibel in der Handlungsführung und getragen von einem vorsichtigen Optimismus. ARCHE NORA war die erste Produktion der Real-Film GmbH, welche Anfang 1947 von Walter Koppel und Gyula Trebitsch, zwei Verfolgten des Nazi-Regimes, gegründet worden war. Aus diesen Anfängen erwuchs später Studio Hamburg, eine der wichtigsten deutschen Filmproduktionsstätten.

Mittwoch  30.08.2023

18:00 Uhr

WEG OHNE UMKEHR

BRD 1953. R: Victor Vicas. D: Ivan Desny, Ruth Niehaus, René Deltgen. 94 Min. 35mm
Einführung: Johannes Praetorius-Rhein (Ausstellungskurator)
Filmreihe: Ausgeblendet / Eingeblendet

Der erste lange Spielfilm von Victor Vicas erzählt eine Liebesgeschichte aus dem geteilten Berlin Anfang der 1950er Jahre. Ein russischer Offizier lernt kurz nach Kriegsende eine junge Deutsche kennen. Einige Jahre später treffen sie sich wieder: er nun als Ingenieur auf Inspektionsreise, sie als Sekretärin in der sowjetischen Kommandantur. Gemeinsam geraten sie in die Mühlen der Politik. Ohne alle Kalter-Kriegs-Klischees und Propaganda liefert WEG OHNE UMKEHR ein packend inszeniertes und zeitnahes Bild der Lebensverhältnisse und politischen Auseinandersetzungen im Berlin jener Zeit.