Visible Evidence: Documentary and Democracy in Crisis

Mit welchen künstlerischen Formen, Themen und Produktionsweisen reagiert der Dokumentarfilm auf das, was gegenwärtig als „Krise der Demokratie“ bezeichnet wird? Begleitend zur Konferenz Visible Evidence, die das Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität vom 14. bis 18. Dezember in Kooperation mit dem DFF und dem Künstlerhaus Mousonturm veranstaltet, sind im DFF aktuelle Dokumentarfilme zu sehen.

In THE HOTTEST AUGUST blickt die Filmemacherin Brett Story ausgehend von einer Erkundung der Stadtteile und Bewohner:innen New Yorks auf das politische und gesellschaftliche Klima im Jahr 2017. Agustina Comedis EL SILENCIO ES UN CUERPO QUE CAE ist eine Auseinandersetzung mit der Familiengeschichte der Regisseurin: Nach dem Tod ihres Vaters erfährt Comedi, dass dieser vor der Hochzeit mit ihrer Mutter in den 1980er Jahren eine Beziehung mit einem Mann geführt hat, zu einer Zeit in der Homosexualität in Argentinien als Tabu galt.

Informationen zu weiteren Filmvorstellungen, Gästen und Präsentationen: www.2021.visibleevidence.org

Filmstill aus Old Mei in Huangpotan Village. Eine alte Frau sitzt an einem Tisch und schaut in die Kamera. Im Hintergrund sitzen zwei weitere Frauen an einem anderen Tisch und unterhalten sich.

In Kooperation mit:

            

        

Bitte beachten Sie:

Ab Donnerstag, 25.11.2021, gilt bei uns für alle Besucher:innen 2G, hierfür müssen alle Nachweise im Original und mit einem amtlichen Lichtbildausweis (ebenfalls im Original) am Infopunkt beim Betreten des DFFs präsentiert werden. Ausgenommen von 2G sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre und Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. Kinder unter 6 Jahren (nicht im schulpflichtigen Alter) brauchen keinen Nachweis. Alle Schüler:innen können nach wie vor ihre Testhefte (Hessen) vorlegen oder einen zertifizierten Antigen-Test (24h) vorlegen. Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, müssen unbedingt ein medizinisches Attest, einen amtlichen Lichtbildausweis mit einem zertifizierten Antigentest (24h) alles im Original vorzeigen.

Mittwoch  15.12.2021

10:30 Uhr

SPELL REELL

DE/PT/FR/GW 2017. R: Filipa César. Dokumentarfilm. 96 Min. DCP. OmeU
Original version with English subtitles
Filmreihe: Visible Evidence – Documentary and Democracy in Crisis

Von 1963 bis 1974 befreite sich Guinea-Bissau mit Waffengewalt von der Kolonialmacht Portugal. Der Kampf wurde von den Freiheitskämpfer und Filmemachern Sana na N’Hada und Flora Gomes dokumentiert – das Filmmaterial tauchte erst 2011 in Guinea-Bissau wieder auf. Filipa César, die Regisseurin von „Spell Reel“, sichtete die Szenen und ließ sie in Berlin im Rahmen des Projekts „Animated Archive“ digitalisieren, wobei sie mit Sana na N’Hada und Flora Gomes zusammenarbeitete. Anschließend reisten die beiden an die Orte, an denen ihre Filme damals entstanden waren, bauten ihr Wanderkino auf und führten sie kommentiert vor. Es war das erste Mal, dass diese Dokumente des Freiheitskampfes öffentlich gezeigt wurden – und Filipa César war mit der Kamera dabei.

13:00 Uhr

DE CIERTA MANERA

CU 1974. R: Sara Gómez. 73 Min. DCP. OmU
Original version with English subtitles
Filmreihe: Visible Evidence – Documentary and Democracy in Crisis

DE CIERTA MANERA beschreibt das Leben in einem Armenviertel im postrevolutionären Kuba. Die Werte und Rollenbilder der Bewohner:innen haben sich mit dem Neubau von Wohnungen nicht verändert – eine neue Gesellschaft entsteht nicht auf Abruf. Yolanda, eine Grundschullehrerin, und Mario, der in einem Omnibus-Werk arbeitet, werden ein Liebespaar. Während sich Yolanda um einen pädagogischen Ansatz bemüht, der marginalisierte Schüler:innen integriert und damit bei Kolleg:innen und Eltern auf Unverständnis stößt, fällt es Mario schwer, sich von patriarchalischen Vorbildern zu lösen. Ihre konträren Vorstellungen stellen auch ihre Beziehung auf die Probe und spiegeln zugleich den gesellschaftlichen Transformationsprozess kritisch wider. DE CIERTA MANERA war der erste kubanische Langfilm einer Regisseurin und zugleich Gómez’ letzter Film.

Donnerstag  16.12.2021

10:30 Uhr

SELF-PORTRAIT: FAIRY TALE IN 47KM

CN 2021. R. Zhang Mengqi. Dokumentarfilm. 109 Min. OmeU
Original version with English subtitles
Filmreihe: Visible Evidence – Documentary and Democracy in Crisis

„This is the ninth film of the 47 KM series. In 2019, I spent my tenth winter in 47 KM village. On one of the village’s hills, a new space is coming into being, from children’s paper drawings to the solid ground, from a fairytale to reality. Why did I name this film a fairytale? Why do we need fairy tales? In 2020, I started editing this film, it was a special year. It seems to me to be a reboot, a reconfirmation of the present and the future.“ (Zhang Mengqi)

13:00 Uhr

OLD MEI IN HUANGPOTAN VILLAGE

CN 2021. R: Yu Shuang. Dokumentarfilm. 104 Min. OmeU
Original version with English subtitles
Filmreihe: Visible Evidence – Documentary and Democracy in Crisis

CN 2021. R: Yu Shuang. Dokumentarfilm. 104 Min. OmeU
Original version with English subtitles
Filmreihe: Visible Evidence – Documentary and Democracy in Crisis

15:30 Uhr

READING JIAOXING VILLAGE I

CN 2021. R: Gao Ang. Dokumentarfilm. 84 Min. OmeU
Original version with English subtitles
Filmreihe: Visible Evidence – Documentary and Democracy in Crisis

„Reading Jiaoxing Village I presents my experience of living in the UK during the global pandemic as a Chinese person, where I began to reflect on my own position in this world. It also reflects the crisis of self-identity of the young generation in the context of rapid urbanization in current China. This film leads a journey of self-examination and self-reflection by looking at the image of my hometown – Jiaoxing Village. Hometown is a mirror; when people look at it, it reflects themselves. I arrived at a deeper understanding of myself in respect to the world I inhabit when I read and analyzed the intellectual and physical practice in Jiaoxing village. This film is the start of further self-searching and self-recovery. I will continue reading my village, myself and our relationship.“ (Gao Ang)

20:00 Uhr

THE HOTTEST AUGUST

US 2019. R: Brett Story. Dokumentarfilm. 95 Min. DCP. OF
Original version, film talk in English
Zu Gast: Brett Story (Zoom)
Filmreihe: Visible Evidence – Documentary and Democracy in Crisis

THE HOTTEST AUGUST ist das komplexe Porträt einer Stadt und ihrer Bewohner:innen, das einen Einblick in das kollektive Bewusstsein einer Gesellschaft freizulegen versucht. Ausgangspunkt des Films ist die Beobachtung New York Citys. Es ist ein Monat geprägt von der Präsidentschaft Donald Trumps, der wachsenden Angst vor steigenden Mieten, marschierenden weißen Nationalisten und den unablässigen Nachrichten über Waldbrände oder Hurrikane an den Küsten. Der Film dreht sich um die Frage, wie unsere Zukunft aussehen wird und wo wir heute stehen. THE HOTTEST AUGUST hält einer Gesellschaft am Rande der Katastrophe den Spiegel vor und registriert die Ängste, Ablenkungen und Überlebensstrategien, die das gewöhnliche Leben am Laufen halten.

Freitag  17.12.2021

10:30 Uhr

THE HALFMOON FILES

DE 2007. R: Philipp Scheffner. Dokumentarfilm. 87 Min. OmU
Original version with German subtitles
Filmreihe: Visible Evidence – Documentary and Democracy in Crisis

Sie wurde im Jahr 1914 gebaut, für die im sogenannten "Halbmondlager" internierten Kriegsgefangenen aus dem Ersten Weltkrieg. Kolorierte Postkarten der Moschee sind jedoch nicht die einzigen Spuren aus jener Zeit: ausgehend von Bild- und Tondokumenten indischer und nordafrikanischer Gefangener unternimmt Philipp Scheffner in THE HALFMOON FILES (D 2007) eine vielschichtige audiovisuelle Recherche.

12:30 Uhr

TERRACE OF THE SEA/SO DEAR, SO LOVELY

TERRACE OF THE SEA
US/PS 2009. R: Diana Allan. Dokumentarfilm. 52 Min. OmeU
Original version with English subtitles

SO DEAR, SO LOVELY
CA/LB 2019. R: Diana Allan. Dokumentarfilm. 23 Min. OmeU
Original version with English subtitles
Filmreihe: Visible Evidence – Documentary and Democracy in Crisis

Gefilmt in einem palästinensischen Beduinenlager im Südlibanon, reflektiert TERRACE OF THE SEA Erinnerung, Verlust und Geschichte anhand einer Sammlung von Familienfotos, die über drei Generationen hinweg aufgenommen wurden.
Der palästinensiche Taxifahrer Abu Hosam fährt durch die Straßen von Beirut. Mit wilder Energie und viel Witz berichtet er in SO DEAR, SO LOVELY von seiner wechselhaften Vergangenheit und eine Zukunft voller Zweifel.

14:30 Uhr

PURPLE SEA

DE 2020. R: Amel Alzakout, Khaled Abdulwahed. Dokumentarfilm. 67 Min. OmeU
Original version with English subtitles
Filmreihe: Visible Evidence – Documentary and Democracy in Crisis

Die Migrationsroute über das Mittelmeer ist das Setting von Purple Sea. Von hier aus entfaltet der Film die drängenden Fragen nach Zeugenschaft und Unterlassungen des Westens. Im Angesicht der humanitären Katastrophe macht der Film ein Angebot, das ohne Zweifel verstörend ist.

Sonntag  19.12.2021

18:00 Uhr

EL SILENCIO ES UN CUERPO QUE CAE

Silence is a falling body
AR 2017. Agustina Comedi. 72 Min. DCP. OmeU
Original version with English subtitles, film talk in English
Vorfilm: PLAYBACK
AR 2019. R: Agustina Comedi. 14 Min. Digital. OmeU
Original version with English subtitles
Zu Gast: Agustina Comedi (Zoom), Michael Karrer
Filmreihe: Visible Evidence – Documentary and Democracy in Crisis

Agustina Comedis EL SILENCIO ES UN CUERPO QUE CAE ist eine dokumentarische Auseinandersetzung mit der Familiengeschichte der Regisseurin: Lange nach dem Tod ihres Vaters erfährt Comedi, dass dieser vor der Hochzeit mit ihrer Mutter eine Beziehung mit einem Mann geführt hat. Mithilfe der großen Sammlung von Heimvideos, die ihr Vater als Hobby anfertigte, sowie Interviews mit alten Freund:innen, gibt der Film Einblick in die Zeit vor der Geburt der Regisseurin. Während in weiten Teilen der Gesellschaft Argentiniens Homosexualität in den 1980er Jahren als Tabu galt, formierte sich gleichzeitig eine Gegenbewegung, die für Solidarität und Emanzipation stand. Die alten VHS- und 8mm-Aufnahmen von Urlauben und Geburtstagsfeiern schaffen eine nostalgisch-poetische Atmosphäre, in der die Filmemacherin mitfühlend versucht, zu verstehen, wie es für ihren Vater gewesen sein muss, mit einer Lüge zu leben.
Der Kurzfilm PLAYBACK ist eine Hommage an eine Gruppe von Trans-Frauen und Drag-Queens im Córdoba der 1980er, das einerseits von euphorischen Momenten der Selbstermächtigung, andererseits von zunehmenden Aids-Erkrankungen geprägt ist.