Rainer Werner Fassbinder

Als Rainer Werner Fassbinder am 10. Juni 1982 starb, war er erst 37 Jahre alt. Doch in den Jahren seit 1966 hatte er bereits 43 Filme gedreht, darunter einzeln gezählt auch ganze Fernsehserien, und war weltberühmt. Fassbinders 75. Geburtstag am 31. Mai 2020 feierte das DFF mit einer ganztägigen Online-Veranstaltung auf Social Media und auf der Website, die unter dff.film/rwf75 weiterhin abrufbar ist. Das Kino musste zu diesem Zeitpunkt noch geschlossen bleiben, weshalb die geplante Vorführung seiner ersten Fernsehserie ACHT STUNDEN SIND KEIN TAG von 1972/73 auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wird. Bereits im Juli ist aber Gelegenheit, sieben charakteristische Filme Fassbinders aus allen Schaffensperioden des Regisseurs wieder auf der großen Leinwand zu erleben.

Verabschieden musste sich die Filmgemeinschaft nur wenige Tage zuvor von der Schauspielerin Irm Hermann, die am 26. Mai im Alter von 77 Jahren starb. Fassbinder hatte sie bereits 1966 für seine Filme entdeckt und immer wieder eingesetzt. Nach dessen Tod setzte sie ihre eindrucksvolle Karriere mit Rollen in Werken bedeutender Filmemacher, von Herbert Achternbusch bis Christoph Schlingensief, fort. In fünf Filmen dieser Reihe, KATZELMACHER (1969), HÄNDLER DER VIER JAHRESZEITEN (1972), DIE BITTEREN TRÄNEN DER PETRA VON KANT (1972), MUTTER KÜSTERS’ FAHRT ZUM HIMMEL (1976) und LILI MARLEEN (1981), glänzt Irm Hermann mit ihrem markanten Darstellungsstil in größeren oder kleineren Rollen. Die Reihe ist auch eine Hommage an diese bedeutende Schauspielerin.

MUTTER KÜSTERS‘ FAHRT ZUM HIMMEL ist dabei einer von zwei Filmen Fassbinders, die in Frankfurt am Main gedreht wurden – es folgte 1978 noch IN EINEM JAHR MIT 13 MONDEN. Fassbinder war in der Stadt 1974/75 Leiter des Theaters am Turm, und schon wegen des Frankfurt-Bezugs durften diese beiden Filme nicht fehlen. In CHINESISCHES ROULETTE (1976) spielt eine der Hauptrollen Anna Karina, der das Kino des DFF in diesem Monat ebenfalls eine Hommage widmet. CHINESISCHES ROULETTE war Fassbinders zweite internationale Koproduktion, wird aber heute eher selten gezeigt. Dabei ist sie ein virtuos inszeniertes Verwirrspiel, das die Betrachtenden mit seinem großen ästhetischen Reiz in den Bann zieht.

Filmstill aus dem Schwarz-Weiß-Film Katzelmacher. Drei Frauen sitzen auf einer Bank zusammen mit einem schwarz gekleideten Mann.
Filmstill aus Die bitteren Tränen. Zwei Frauen sitzen auf einem Bett. Die vordere der Beiden lehnt sich auf das Fußende des Bettes und hält ein Glas in der Hand.

Donnerstag  02.07.2020

18:00 Uhr

KATZELMACHER

BRD 1969. R: Rainer Werner Fassbinder. D: Hanna Schygulla, Lilith Ungerer, Elga Sorbas, Doris Mattes. 88 Min. 35mm
Filmreihe: Rainer Werner Fassbinder

1968 schrieb Fassbinder das gleichnamige Stück für das antiteater, ein Jahr später nahm er es als Vorlage für seinen zweiten Spielfilm. Die vom sozialkritischen Volkstheater inspirierte Darstellung stilisierter Trostlosigkeit spielt in einem Münchener Vorort, wo eines Tages der griechische Gastarbeiter Jorgos auftaucht. Einige Jugendliche, deren Alltag sonst von Langeweile, antriebslosen Träumereien und bedrückender Sprachlosigkeit geprägt ist, tun sich nun gegen den stummen Fremdling zusammen. Als die schöne Marie sich in Jorgos verliebt, spitzt sich die Situation zu.

Freitag  03.07.2020

20:30 Uhr

KATZELMACHER

BRD 1969. R: Rainer Werner Fassbinder. D: Hanna Schygulla, Lilith Ungerer, Elga Sorbas, Doris Mattes. 88 Min. 35mm
Filmreihe: Rainer Werner Fassbinder

1968 schrieb Fassbinder das gleichnamige Stück für das antiteater, ein Jahr später nahm er es als Vorlage für seinen zweiten Spielfilm. Die vom sozialkritischen Volkstheater inspirierte Darstellung stilisierter Trostlosigkeit spielt in einem Münchener Vorort, wo eines Tages der griechische Gastarbeiter Jorgos auftaucht. Einige Jugendliche, deren Alltag sonst von Langeweile, antriebslosen Träumereien und bedrückender Sprachlosigkeit geprägt ist, tun sich nun gegen den stummen Fremdling zusammen. Als die schöne Marie sich in Jorgos verliebt, spitzt sich die Situation zu.

Sonntag  05.07.2020

18:00 Uhr

HÄNDLER DER VIER JAHRESZEITEN

BRD 1972. R: Rainer Werner Fassbinder. Hans Hirschmüller, Irm Hermann. 89 Min. 35mm
Filmreihe: Rainer Werner Fassbinder

In der Bundesrepublik der 1950er Jahre arbeitet Hans Epp mit seiner Frau Irmgard als umherziehender Obst- und Gemüsehändler, ein „marchand des quatre-saisons“, wie Fassbinder wörtlich aus dem Französischen übersetzte. Lieblosigkeit und Verrat führen zu Hans’ Abstieg: In seiner Jugend wollte er Mechaniker werden, was seine gefühlskalte Mutter ihm ausredete. Nach seiner Rückkehr aus der Fremdenlegion kam er schließlich mit Irmgard zusammen, nachem seine große Liebe ihn ob seiner niederen Herkunft abgewiesen hatte. Der in nur elf Tagen gedrehte Film wurde von der zeitgenössischen Kritik überschwänglich gelobt.

Donnerstag  09.07.2020

18:00 Uhr

DIE BITTEREN TRÄNEN DER PETRA VON KANT

BRD 1972. R: Rainer Werner Fassbinder. D: Margit Carstensen, Hanna Schygulla, Irm Hermann, Eva Mattes. 124 Min. 35mm
Filmreihe: Rainer Werner Fassbinder

Die erfolgreiche Modeschöpferin Petra von Kant lebt zusammen mit ihrer Sekretärin Marlene in Bremen. Das Verhältnis der beiden ist geprägt von den ständigen Demütigungen, die Marlene erleidet. Dann verliebt sich Petra von Kant in das junge Model Karin Thimm, das zu ihr zieht. Karin wird der Beziehung jedoch schnell müde und lenkt sich durch Affären ab. 1971 fiel Fassbinders gleichnamiges Stück bei der Uraufführung im Frankfurter Theater am Turm beim Publikum durch. Doch bald nach der Premiere des Films, der seinen theatralischen Ursprung durch eine hochgradige Stilisierung betont, wurde es zu einem seiner meistgespielten Theaterwerke.

Freitag  10.07.2020

18:00 Uhr

HÄNDLER DER VIER JAHRESZEITEN

BRD 1972. R: Rainer Werner Fassbinder. D: Hans Hirschmüller, Irm Hermann. 89 Min. 35mm
Filmreihe: Rainer Werner Fassbinder

In der Bundesrepublik der 1950er Jahre arbeitet Hans Epp mit seiner Frau Irmgard als umherziehender Obst- und Gemüsehändler, ein „marchand des quatre-saisons“, wie Fassbinder wörtlich aus dem Französischen übersetzte. Lieblosigkeit und Verrat führen zu Hans’ Abstieg: In seiner Jugend wollte er Mechaniker werden, was seine gefühlskalte Mutter ihm ausredete. Nach seiner Rückkehr aus der Fremdenlegion kam er schließlich mit Irmgard zusammen, nachem seine große Liebe ihn ob seiner niederen Herkunft abgewiesen hatte. Der in nur elf Tagen gedrehte Film wurde von der zeitgenössischen Kritik überschwänglich gelobt.

Samstag  11.07.2020

20:30 Uhr

DIE BITTEREN TRÄNEN DER PETRA VON KANT

BRD 1972. R: Rainer Werner Fassbinder. D: Margit Carstensen, Hanna Schygulla, Irm Hermann, Eva Mattes. 124 Min. 35mm
Filmreihe: Rainer Werner Fassbinder

Die erfolgreiche Modeschöpferin Petra von Kant lebt zusammen mit ihrer Sekretärin Marlene in Bremen. Das Verhältnis der beiden ist geprägt von den ständigen Demütigungen, die Marlene erleidet. Dann verliebt sich Petra von Kant in das junge Model Karin Thimm, das zu ihr zieht. Karin wird der Beziehung jedoch schnell müde und lenkt sich durch Affären ab. 1971 fiel Fassbinders gleichnamiges Stück bei der Uraufführung im Frankfurter Theater am Turm beim Publikum durch. Doch bald nach der Premiere des Films, der seinen theatralischen Ursprung durch eine hochgradige Stilisierung betont, wurde es zu einem seiner meistgespielten Theaterwerke.

Sonntag  12.07.2020

17:30 Uhr

MUTTER KÜSTERS‘ FAHRT ZUM HIMMEL

BRD 1976. R: Rainer Werner Fassbinder. D: Brigitte Mira, Ingrid Caven, Karlheinz Böhm, Margit Carstensen. 120 Min. 35mm
Filmreihe: Rainer Werner Fassbinder

Als in seinem Betrieb Massenentlassungen angedroht werden, erschießt ein Fabrikarbeiter einen Vorgesetzten und anschließend sich selbst. Seine Witwe, Mutter Küsters, muss nun mit den Folgen der Tat zurechtkommen. Während ihre Tochter, eine Nachtclub-Sängerin, die mediale Aufmerksamkeit für eigene Zwecke nutzt, zieht der Sohn aus der mütterlichen Wohnung aus und lässt sie allein. Ein sich freundschaftlich gebender Journalist missbraucht das Vertrauen der Witwe und schreibt einen reißerischen Artikel über den Fall Küsters. Auch als ihr ein freundliches Ehepaar (beide in der DKP) Hilfe anbietet, wird ihre Hoffnung am Ende enttäuscht.

Mittwoch  15.07.2020

18:00 Uhr

CHINESISCHES ROULETTE

BRD/Frankreich 1976. R: Rainer Werner Fassbinder. D: Margit Carstensen, Anna Karina, Alexander Allerson, Ulli Lommel. 86 Min. 35mm
Filmreihe: Rainer Werner Fassbinder

Das Ehepaar Ariane und Gerhard Christ geht getrennt auf Geschäftsreise und trifft sich kurz darauf unverhofft auf dem gemeinsamen Schloss wieder – mit den jeweiligen Geliebten im Schlepptau. Zuletzt stößt auch die 14-jährige, gehbehinderte Tochter der Christs dazu. Das intelligente Mädchen lässt die Gruppe das zynische Wahrheitsspiel „Chinesisches Roulette“ spielen. In eingespielter Zusammenarbeit mit dem Kameramann Michael Ballhaus zeigt sich Fassbinder auf dem Höhepunkt seiner Inszenierungskunst: Kamerabewegung und Bildausschnitt gestalten den Handlungsraum und die Position der Figuren darin zu eigenständigen Bedeutungsträgern.

Donnerstag  16.07.2020

18:00 Uhr

MUTTER KÜSTERS‘ FAHRT ZUM HIMMEL

BRD 1976. R: Rainer Werner Fassbinder. D: Brigitte Mira, Ingrid Caven, Karlheinz Böhm, Margit Carstensen. 120 Min. 35mm
Filmreihe: Rainer Werner Fassbinder

Als in seinem Betrieb Massenentlassungen angedroht werden, erschießt ein Fabrikarbeiter einen Vorgesetzten und anschließend sich selbst. Seine Witwe, Mutter Küsters, muss nun mit den Folgen der Tat zurechtkommen. Während ihre Tochter, eine Nachtclub-Sängerin, die mediale Aufmerksamkeit für eigene Zwecke nutzt, zieht der Sohn aus der mütterlichen Wohnung aus und lässt sie allein. Ein sich freundschaftlich gebender Journalist missbraucht das Vertrauen der Witwe und schreibt einen reißerischen Artikel über den Fall Küsters. Auch als ihr ein freundliches Ehepaar (beide in der DKP) Hilfe anbietet, wird ihre Hoffnung am Ende enttäuscht.

Samstag  18.07.2020

20:30 Uhr

IN EINEM JAHR MIT 13 MONDEN

BRD 1978. R: Rainer Werner Fassbinder. D: Volker Spengler, Ingrid Caven, Gottfried John. 124 Min. 35mm
Filmreihe: Rainer Werner Fassbinder

Einige Monate nach dem Selbstmord seines Ex-Freundes Armin Meier drehte Fassbinder einen seiner persönlichsten Filme, in dem er erstmals auch die Kameraarbeit übernahm. Die tragische Geschichte von Elvira Weishaupt spielt in einem Jahr mit 13 Neumonden, die für gefühlsbetonte Menschen als besonders gefährlich gelten. Elvira, die sich vor einigen Jahren aus Liebe zu einem Mann einer Geschlechtsumwandlung unterzogen hat, rekapituliert ihr Leben, ihre Kindheit und ihre Beziehungen zu ihren Nächsten. Dabei wandert sie durch ein unwirtliches Frankfurt.

Sonntag  19.07.2020

18:00 Uhr

IN EINEM JAHR MIT 13 MONDEN

BRD 1978. R: Rainer Werner Fassbinder. D: Volker Spengler, Ingrid Caven, Gottfried John. 124 Min. 35mm
Filmreihe: Rainer Werner Fassbinder

Einige Monate nach dem Selbstmord seines Ex-Freundes Armin Meier drehte Fassbinder einen seiner persönlichsten Filme, in dem er erstmals auch die Kameraarbeit übernahm. Die tragische Geschichte von Elvira Weishaupt spielt in einem Jahr mit 13 Neumonden, die für gefühlsbetonte Menschen als besonders gefährlich gelten. Elvira, die sich vor einigen Jahren aus Liebe zu einem Mann einer Geschlechtsumwandlung unterzogen hat, rekapituliert ihr Leben, ihre Kindheit und ihre Beziehungen zu ihren Nächsten. Dabei wandert sie durch ein unwirtliches Frankfurt.

Donnerstag  23.07.2020

17:45 Uhr

LILI MARLEEN

BRD/Italien 1981. R: Rainer Werner Fassbinder. D: Hanna Schygulla, Giancarlo Giannini, Mel Ferrer. 120 Min. 35mm
Filmreihe: Rainer Werner Fassbinder

Während des Zweiten Weltkrieges wurde der melancholische Schlager „Lili Marleen“ zum meistgehörten Soldatenlied. Später von zahlreichen Sängerinnen interpretiert, war es ursprünglich Lale Andersen, deren Stimme der Sehnsucht der Soldaten an allen Fronten Ausdruck verlieh. Fassbinder erzählt weitgehend fiktional von der Entstehung des Liedes und von Andersens Beziehung zu einem jüdischen Komponisten. Dessen Tätigkeit als Widerstandskämpfer gefährdet beider Leben. Das Werk ist eine visuelle und narrative Huldigung an die Stilmittel des Melodrams und damit typisch für Fassbinders späte Filme.

Freitag  31.07.2020

20:30 Uhr

LILI MARLEEN

BRD/Italien 1981. R: Rainer Werner Fassbinder. D: Hanna Schygulla, Giancarlo Giannini, Mel Ferrer. 120 Min. 35mm
Filmreihe: Rainer Werner Fassbinder

Während des Zweiten Weltkrieges wurde der melancholische Schlager „Lili Marleen“ zum meistgehörten Soldatenlied. Später von zahlreichen Sängerinnen interpretiert, war es ursprünglich Lale Andersen, deren Stimme der Sehnsucht der Soldaten an allen Fronten Ausdruck verlieh. Fassbinder erzählt weitgehend fiktional von der Entstehung des Liedes und von Andersens Beziehung zu einem jüdischen Komponisten. Dessen Tätigkeit als Widerstandskämpfer gefährdet beider Leben. Das Werk ist eine visuelle und narrative Huldigung an die Stilmittel des Melodrams und damit typisch für Fassbinders späte Filme.