Terza Visione

9. Festival des italienischen Genrefilms

Eine Reise durch die bunte und wilde Welt des italienischen Genrekinos: „Terza Visione“ bedeutet „Dritte Spielzeit“ und ist einer früher in Italien üblichen Bezeichnung für Nachspielkinos entlehnt. Im Fokus des Festivals steht das populäre italienische Kino der 1940er bis 1990er Jahre, das in seiner Blütezeit einen Großteil der nationalen Filmproduktion ausmachte. Das Resultat ist eine verblüffende Vielfalt an Subgenres und Handschriften, die das Programm in 35mm-Kopien und mit Einführungen facettenreich beleuchtet. Der Auftaktabend ist Regisseur Dario Argento anlässlich einer Hommage gewidmet.

Ticketinfo: Die Festival-Dauerkarte (80,- Euro), diesmal lediglich gültig vom 20.-23. Juli, ist vom 21. Juni, 15 Uhr, an online und an der Kasse als kostenfreies „Reservierungs-Ticket“ reservierbar (kann jedoch erst ab 18. Juli vor Ort abgeholt und bezahlt werden).

Wichtiger Hinweis: Tickets für die Hommage an und die Foyergespräche mit Dario Argento am 18. und 19. Juli müssen separat online oder an der Kasse erworben werden. VVK-Start: 21. Juni, 15 Uhr.

 

Programmübersicht für 18. und 19. Juli:

Warm-Up bereits am Di, 18.7., um 19:15 Uhr im Foyer des DFF:
Argento-Gespräch 1: Mord und Magie
Dario Argento im Gespräch mit Leonhard Elias Lemke
Italienisch mit deutscher Übersetzung
-> Online-Ticket

Am Mi, 19.7.: Terza-Visione-Auftaktabend meets Hommage Dario Argento:
17 Uhr: L’UCCELLO DALLE PIUME DI CRISTALLO (1970)
(Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe, 35mm, OmeU)
-> Online-Ticket
19:15 Uhr: Argento-Gespräch 2: Noir und Romantik
Dario Argento im Gespräch mit Christoph Draxtra
Italienisch mit deutscher Übersetzung
-> Online-Ticket
21 Uhr: IL FANTASMA DELL’OPERA (1998)
(Das Phantom der Oper, 35mm, OmeU)
-> Online-Ticket

Tickets für Argento-Gespräch am 19.7.: 12,- Euro (ermäßigt 8,- Euro in Kombination mit Terza-Visione-Dauerkarte)
Tickets für Argento-Filme am 19.7.: 8,- Euro (ermäßigt 6,- Euro in Kombination mit Terza-Visione-Dauerkarte)

Still aus PIZZA CONNECTION

In Kooperation mit

Logo Italienisches Kulturinstitut Köln

Im Podcast “Alles ist Film” spricht Andreas Beilharz (Kino-Team, DFF) über italienischen Genrefilm, Highlights des Festivalprogramms und Regisseur Dario Argento:

Donnerstag  20.07.2023

13:00 Uhr

URLATORI ALLA SBARRA

Programmänderung: Leider muss der ursprünglich angekündigte OPERAZIONE SAN PIETRO entfallen, als Ersatz ist eine Rarität aus dem Frühwerk des Regisseurs zu sehen:
URLATORI ALLA SBARRA
Heuler am Ruder
Italien 1960. R: Lucio Fulci. D: Joe Sentieri, Adriano Celentano, Elke Sommer, Mina, Chet Baker. 83 Min. 35mm. OmeU
Italian original version mit English subtitles
Einführung: Andreas Beilharz und Christoph Draxtra
Filmreihe: Terza Visione

In der schwungvollen Musikkomödie URLATORI ALLA SBARRA (1960) gehören unter anderem Adriano Celentano, Elke Sommer und Chet Baker zur bemerkenswerten Besetzung.

15:30 Uhr

METTI, UNA SERA A CENA

Warum nicht eines Abends bei Tisch
Italien 1969. R: Giuseppe Patroni Griffi. D: Florinda Bolkan, Tony Musante, Jean-Louis Trintignant. 125 Min. 35mm. OmeU
Italian original version with English subtitles
Einführung: Felix Mende
Filmreihe: Terza Visione

Bevor er selbst Regie führte, sammelte Dario Argento erste Erfahrungen im Filmgeschäft als Drehbuchautor. Hauptsächlich erfüllte er dabei Auftragsarbeiten, die keine große Bedeutung für ihn hatten. Anders verhielt es sich bei METTI, UNA SERA A CENA: Hier arbeitete er am gleichnamigen Theaterstück von Regisseur Giuseppe Patroni Griffi, einem elegant-abgründigen Konversationsdrama über zwei Paare, die zu luxuriösen Diners zusammenkommen, philosophische Gespräche über die Liebe führen und sich in erotischen Spielen üben. Argento sollte die Vorlage leinwandtauglicher machen – wozu er das Stück letztlich fast vollständig umschrieb. Erstmals erprobte er sich dabei an jenen Suspense-Mechanismen, die er später in seinen eigenen Filmen ausfeilen sollte, und wandte sie hier auf die Welt der sexuellen Libertinage an. Der Film wurde ein großer Erfolg und überzeugte den Chef der Titanus, dass man dem jungen Schreiberling auch eine Regiearbeit zutrauen könnte – geebnet war der Weg für L'UCCELLO DALLE PIUME DI CRISTALLO (zu sehen am 1. und 19. Juli).

20:00 Uhr

BUIO OMEGA

Sado - Stoß das Tor zur Hölle auf
Italien 1979. R: Joe D'Amato. D: Kieran Canter, Cinzia Monreale, Franca Stoppi. 93 Min. 35mm. OmeU
Italian original version with English subtitles
Mit Vortrag am 20.7.: Arthur Pokorny und Sven Safarow
Wegen hoher Nachfrage gibt es eine Zusatzvorstellung am Do. 3.8. um 21 Uhr!
Filmreihe: Terza Visione

In Deutschland mehrfach beschlagnahmt, fast 40 Jahre auf dem Index: Der berüchtigte Skandalfilm BUIO OMEGA hat Joe D’Amato einen Ruf als harter Horrorfilmemacher beschert, der er so im Grunde nie gewesen ist. Von seinen rund 200 Filmen könnte man letztendlich nur sechs als „reine“ Horrorfilme bezeichnen. BUIO OMEGA ist ein Remake des Films IL TERZO OCCHIO von D’Amatos Freund Mino Guerrini, der wiederum stark von Hitchcocks PSYCHO (1960) inspiriert ist: Darin verarbeitet der Tierpräparator Frank seine Trauer über den Tod seiner Frau Anna, indem er ihren Leichnam konserviert. Dabei werden alle, die über sein düsteres Geheimnis stolpern, konsequent zum Schweigen gebracht. Die loyale Haushälterin Iris, seine ehemalige Amme, nimmt ihren Beruf ernst und räumt konsequent hinter ihm auf. Doch drei sind immer eine(r) zu viel, selbst wenn eine davon nicht mehr am Leben ist... Ein blutiges, makabres und melancholisches Horror-Melodram mit pulsierendem Goblin-Soundtrack.

22:45 Uhr

EVA MAN (DUE SESSI IN UNO)

Eva Man - Zwei Geschlechter in einem
Italien/Spanien 1980. R: Antonio D'Agostino. D: Eva Robin’s, Ajita Wilson, Ramón Centenero. 78 Min. 35mm. OmeU
Italian original version with English subtitles
Einführung: Andreas Beilharz und Felix Mende
Filmreihe: Terza Visione

Eva ist sowohl mit weiblichen als auch mit männlichen Geschlechtsmerkmalen ausgestattet und folglich die ideale Testperson für den „Sexmaker,“ eine spektakuläre neue Erfindung, die das Lustempfinden von Frauen wie Männern ins Unendliche steigern kann. Doch auch Gangster haben es darauf abgesehen und kidnappen Eva, die nun auf die Hilfe der Tänzerin Ajita angewiesen ist. Noch so manch verwegenen Haken schlägt der krude B-Movie-Plot, doch sie alle stehen ganz im Dienste der beiden Hauptdarstellerinnen, den populärsten Transfrauen des europäischen Exploitationkinos: Eva Robin’s und Ajita Wilson, deren unbändige sexuelle Energie der Film vorbehaltlos zelebriert. EVA MAN pendelt unbekümmert zwischen Sex, Action und sommerlichen Hangout-Fugen, zwischen Easy Listening und Disco – und zwischen den Geschlechtergrenzen.

Freitag  21.07.2023

12:30 Uhr

LA CONTROFIGURA

Liebe ist wie ein Sturm
Italien 1971. R: Romolo Guerrieri. D: Ewa Aulin, Jean Sorel, Lucia Bosè. 89 Min. 35mm. DF
Mit Vorfilm: ISOLE DI FUOCO (FEUERINSELN)
Italien 1954. R: Vittorio De Seta. 9 Min. 35mm. DF
Filmreihe: Terza Visione

Ein lakonischer Einstieg wie aus einem Noir: Ein Mann fährt mit seinem Sportwagen in eine Tiefgarage, wird dort von einem Älteren niedergeschossen. Während er in Slow-Motion zu Boden geht, lässt der Sterbende die zurückliegenden Ereignisse in mehreren Flashbacks Revue passieren. Romolo Guerrieris Verfilmung des gleichnamigen Romans von Libero Bigiaretti (erschienen 1968) erzählt die Geschichte von Frank, einem bekennenden Dandy, der sich mehr und mehr in die Idee hineinsteigert, seine junge, aufreizende Freundin Lucia habe eine Affäre mit einer Urlaubsbekanntschaft in Marokko. Die Ebenen von Realität und Fantasie zerfließen zusehends, es wird mysteriös. Der gialleske Plot verzichtet dabei weitgehend aufs Exploitative, vielmehr legt der nie fürs Heimkino veröffentliche Film Wert auf sanft-sommerliche Bilder zu lieblichen Klängen.

16:00 Uhr

UN AMORE

Eine Liebe
Italien/Frankreich 1965. R: Gianni Vernuccio. D: Agnès Spaak, Rossano Brazzi, Gérard Blain. 95 Min. 35mm. OmeU
Italian original version with English subtitles
Filmreihe: Terza Visione

Un amore a Milano: Antonio, ein Mann um die Fünfzig, ist ein wohlhabender Architekt aus der Mailänder Upper Class. Bei der Arbeit ist er selten zu sehen, zu den krampfigen Abendgesellschaften mit seiner Mutter, Freunden und Würdenträgern kommt er dennoch zu spät und plappert nervös vor sich hin. Was er zu vertuschen versucht: Der feine Junggeselle sucht gerne ein Etablissement auf, wo ihm von einer „Partnervermittlerin“ Frauen vermittelt werden – sehr junge Frauen, so wie er sie besonders möge. Als ihm die junge Balletttänzerin Aide vorgestellt wird, ändert sich für Antonio vieles. Die Unverbindlichkeit im Umgang mit den Call Girls weicht nun selbstgerechtem Besitzdenken. Während er gereizt durch das elegant wie melancholisch anmutende Mailand streift, liegt der Fokus der Kamera auf seinem strengen Gesicht.

20:00 Uhr

PIZZA CONNECTION

Italien 1985. R: Damiano Damiani. D: Michele Placido, Mark Chase, Simona Cavallari. 116 Min. 35mm. DF
Einführung: Sven Safarow
Filmreihe: Terza Visione

Mario Vialone arbeitet offiziell als Pizzabäcker in New York und inoffiziell für die Mafia. Als er nach Palermo kommt, besucht er nicht nur seine Familie, sondern plant auch ein Attentat auf den Oberstaatsanwalt, der die Drogengeschäfte der Mafia bedroht. Dazu möchte er auch seinen Bruder Michele rekrutieren, doch diesen plagen Gewissensbisse. Marios Loyalität wird auf die Probe gestellt. Am Ende steht fest: Blut ist dicker als Wasser. Nur wessen Blut? Damianis Spätwerk nimmt sich gekonnt seinem wichtigsten Sujet an und schafft einen atmosphärisch dichten und wütenden Film, der sich mehr auf familiäre Dynamiken als auf die polizeiliche Ermittlung konzentriert. PIZZA CONNECTION war Damianis vorletzter Festivalerfolg und für den Goldenen Bären nominiert.

22:45 Uhr

STRIDULUM (THE VISITOR)

Die Außerirdischen
Italien 1979. R: Giulio Paradisi. D: Mel Ferrer, Glenn Ford, Lance Henriksen. 101 Min. 35mm. Engl. OF
English original version
Mit Trailershow
Filmreihe: Terza Visione

Barbara ahnt, dass mit ihrer Tochter Katy irgendwas nicht stimmt: Tatsächlich hat sie nicht nur telekinetische Fähigkeiten, sondern wird auch von sinistren Kräften umworben, allen voran einer Geheimgesellschaft, angeführt von Dr. Walker. Giulio Paradisi, der zuvor als Schauspieler und Regieassistent arbeitete, drehte für den Produzenten Ovidio G. Assonitis diesen ungewöhnlichen Science-Fiction-Horrorfilm, der nicht nur die drei erfolgreichen US-Okkulthorrorfilme THE EXORCIST, THE OMEN und ROSEMARY’S BABY amalgamiert, sondern auch mit Elementen aus CLOSE ENCOUNTERS OF THE THIRD KIND und dem Mystizismus des Spätwerks von Philip K. Dick kreuzt

Samstag  22.07.2023

14:00 Uhr

LA CORONA DI FERRO

Die eiserne Krone (The Iron Crown)
Italien 1941. R: Alessandro Blasetti. D: Elisa Cegani, Luisa Ferida, Gino Cervi, Massimo Girotti. 109 Min. 35mm. OmeU
Italian original version with English subtitles
Filmreihe: Terza Visione

Einer der ungewöhnlichsten Filme der Mussolini-Ära: Angesiedelt im 13. Jahrhundert und ausgepolstert mit imposanten Massenszenen mag er zwar die Bedingungen an ein stattliches Historienepos erfüllen, doch mit seinen märchenhaften Kulissen, glitzernden Kostümen und seinem hemmungslos eklektischen Zugriff auf allerlei mythologische, fantastische und romantische Motive, wirkt er vielmehr wie ein früher Vorläufer des Peplum-Booms. Alessandro Blasetti, großer Innovator des frühen italienischen Tonfilms, sympathisierte noch wenige Jahre zuvor mit dem Faschismus, doch diese Phase ist mit LA CORONA DI FERRO endgültig vorbei. Die Geschichte vom machtgierigen Tyrannen, der nur vom Friedensbegehren des Volkes gestürzt werden kann, spricht eine andere Sprache, die dekadent experimentierfreudige Ästhetik zeichnet ein anderes Bild. Goebbels habe gesagt, so Blasetti: ein deutscher Regisseur wäre für diesen Film erschossen worden.

16:30 Uhr

NEROSUBIANCO

Attraction
Italien 1969. R: Tinto Brass. D: Terry Carter, Umberto Di Grazia, Anita Sanders. 76 Min. 35mm. DF
Einführung: Alexander Schultz
Filmreihe: Terza Visione

Irgendwo zwischen seinen Anfängen als politisch konfrontativer Avantgardist und seinem genussvoll erotomanen Spätwerk liegen die Jahre, die Tinto Brass im Swinging London verbrachte. Um den dortigen Zeitgeist einzufangen, bediente er sich hemmungslos aller ihm zur Verfügung stehenden filmischen Mittel: Im Vorgänger COL CUORE IN GOLA filterte er Antonioni durch die Ästhetik des Underground-Comics, in NEROSUBIANCO geht er noch einen Schritt weiter und verwandelt den Spaziergang einer jungen Frau durch den Hyde Park in einen reißenden psychedelischen Bewusstseinsstrom. Dessen einziger Anker ist die Band Freedom, zusammengesetzt aus vormaligen Procol Harum-Mitgliedern, die immer wieder im Bild erscheinen, um das Geschehen musikalisch zu kommentieren.

20:00 Uhr

BLINDMAN

Blindman, der Vollstrecker
Italien/USA 1971. R: Ferdinando Baldi. D: Tony Anthony, Ringo Starr, Lloyd Battista. 102 Min. 35mm. DF
Einführung: André Malberg
Filmreihe: Terza Visione

Nicht nur die Figur des Samurais Yojimbo wurde vom italienischen Genrekino kurzerhand „entlehnt“ und in die kargen Landschaften des Italowesterns gestellt, auch der blinde Masseur und Schwertkämpfer Zatoichi bekam sein ebenso gehandicaptes wie treffsicheres Pendant: Ferdinando Baldis BLINDMAN folgt einem namenlosen Revolverhelden, der mit seinem „Blindenstock“ auch auf Menschen schießt. Ein Held ist er dabei, entsprechend der Genretradition, nicht. Vielmehr ist er hinter 50 Mail Order Brides her, die er für eine texanische Bergarbeitersiedlung eskortierte, bis eine mexikanische Bande sie ihm abnahm. So beginnt der von Grausamkeiten gesäumte Pfad des blauäugigen Blinden. Der Filmdienst war erwartungsgemäß verstimmt, und die fürs Genre ungewohnt ausstaffierte Nacktheit rief zudem die Zensur in Großbritannien auf den Plan. Apropos Großbritannien: Der Ex-Beatle und Nebendarsteller Ringo Starr (als sadistischer Candy) steuerte den Song „Blindman“ bei. Absurd: Er schaffte es nicht in den Film. Dafür liefern die psychedelischen Vibes von Stelvio Cirpianis Score die kongeniale musikalische Untermalung für die ebenso originellen wie irrwitzigen Vorgänge, die in ihrer lustvoll karikaturesken Übersteigerung dem Film immer wieder knalligen Comic-Strip-Charakter verleihen.

22:30 Uhr

PROFUMO

Lorenza
Italien 1987. R: Giuliana Gamba. D: Florence Guérin, Luciano Bartoli, Robert Egon. 98 Min. 35mm. OmU
Italian original version with German subtitles
Filmreihe: Terza Visione

Giuliana Gamba hat sich als erste Frau in Italien dem erotischen Film gewidmet – beflügelt durch Joe D’Amato, der ihr die Regie bei drei seiner Hardcore-Produktionen anvertraute. Sie genoss die entspannte Arbeitsatmosphäre und entschied sich dazu, für ihre erste größere Produktion im Metier zu bleiben und einen Erotikthriller zu inszenieren. PROFUMO, in dem eine Frau sich aus einer toxischen Beziehung zu befreien versucht, badet genüsslich in den Texturen des 80er-Softcore-Kinos, ist aber zugleich ganz geprägt von Gambas Freude am Spiel mit den Mechanismen des Sexfilms: „Ich habe mich gefragt, was ich als Frau gerne sehen würde, und versuchte, sexuelles Verlangen realistischer darzustellen: Was für den Mann vor allem körperlich war, habe ich als erotisch betrachtet. Ich versuchte, durch Details das Begehren zu wecken, und konzentrierte mich auf Dinge wie das Ausziehen eines Schlüpfers. Diese kleinen „Erfindungen“ waren damals Alternativen zu brutaler Penetration. Und meine Frauenfiguren waren immer aktiv in Bezug auf ihre Lust.“

Sonntag  23.07.2023

12:45 Uhr

GODZILLA

Italien/Japan/USA 1977. R: Luigi Cozzi, Ishirô Honda, Terry O. Morse. D: Raymond Burr, Mikel Conrad, Paul Frees. 97 Min. 35mm. OmeU
Italian original version with English subtitles
Einführung: Sven Safarow
Filmreihe: Terza Visione

Ein Triumph der Collagenkunst: Dieser italienische Remix der amerikanischen Version des japanischen Monsterfilmklassikers von Ishirô Honda wirkt aus heutiger Sicht wie ein postmoderner Experimentalfilm und doch war der Ursprung dieses Werks rein kommerzieller Natur. Nach dem großen Erfolg des Remakes von KING KONG (1976) versprach eine Wiederaufführung von GOJIRA große Gewinne. Doch Cozzi bekam lediglich die Rechte an der amerikanischen Bearbeitung von Terry O. Morse. Der Verleih wollte keinen Schwarzweißfilm, also begann Cozzi den Film kostengünstig zu kolorieren, umzuschneiden, und Bilder aus anderen Filmen hineinzuschmuggeln. Cozzis umstrittene Entscheidung, dokumentarische Aufnahmen von Hiroshima-Opfern in den Film zu integrieren, verleihen dem Film zusätzliche Mondo-Qualitäten. Frizzi, Bixio und Tempera liefern unter dem Namen „Magnetic System“ einen zusätzlichen elektronischen Soundtrack, der den sinfonischen Score ergänzt.

16:30 Uhr

COZ TAKHLE DAT SI SPENAT

Programmänderung: Leider muss der ursprünglich angekündigte PANE, VY JSTE VDOVA! entfallen, als Ersatz ist vom selben Regisseur ein anderes Füllhorn fantastischer Absurditäten zu sehen (mit deutschen statt englischen Untertiteln):
COŽ TAKHLE DÁT SI ŠPENÁT
Wie wäre es mit Spinat?
Tschechoslowakei 1977. R: Václav Vorlícek. D: Vladimír Menšík, Jirí Sovák, Iva Janžurová, Michal Kocourek. 86 Min. 35mm. OmU
Czech original version with German subtitles
Einführung: Svetlana Svyatskaya
Filmreihe: Terza Visione

„WIE WÄRE ES MIT SPINAT? entspinnt eine derart pessimistische Vision der kleinen Korruption in der sozialistischen Arbeitswelt, wie man es nur von jener glücklichen Epoche der tschechoslowakischen Filmgeschichte zur Zeit des Prager Frühlings kennt, als anarchische Komödien wie Vera Chytilovas TAUSENDSCHÖNCHEN und Formans FEUERWEHRBALL zu Welterfolgen wurden. In Vorlíceks Film entwenden drei Gauner einen Verjüngungsapparat, um seine Wirkung auf zahlungskräftige Hotelgäste auszuprobieren. Wie stets, wenn sich in seinen Filmen Menschen Verwandlungen unterziehen, ist das Resultat ein schlechter Tausch – verstärkt doch der Verzehr von gewöhnlichem Spinat die Wirkung derart, dass sich die Behandelten entweder rein äußerlich oder in besonders unerfreulichen Fällen rein geistig in Kinder verwandeln.“ (Daniel Kothenschulte)

20:00 Uhr

PEMBALASAN RATU LAUT SELATAN

Lady Terminator
Indonesien 1989. R: H. Tjut Djalil. D: Barbara Anne Constable, Christopher J. Hart, Claudia Angelique Rademaker. 82 Min. 35mm. Englische Fassung
English version
Einführung: Sven Safarow
Filmreihe: Terza Visione

H. Tjut Djalil ist Exploitation-Fans bekannt durch Filme wie MYSTICS IN BALI (1981) und DANGEROUS SEDUCTRESS (1995). Dazwischen machte er mit LADY TERMINATOR (1988) seinen im Westen wahrscheinlich bekanntesten Film: ein so absurdes wie brutales Ripoff von James Camerons Schwarzenegger-Film, angereichert mit einer großen Portion indonesischer Folklore. Die Anthropologie-Studentin Tania wird vom bösen Geist der Südseekönigin, einer Art indonesischer Loreley, besessen. Sie beginnt; Jagd auf den Popstar Erica zu machen die letzte Nachfahrin des hundertsten Ehemannes eben jener Königin, der ihrem Treiben als Einziger Einhalt gebieten konnte. Eine Jagd auf Leben und Tod beginnt… Der im Westen hauptsächlich als Kult- oder Trashfilm wahrgenommene LADY TERMINATOR löste in seinem Land einen kleinen Skandal aus: Elf Tage nach seinem Kinostart wurde er wegen lautstarker Proteste durch Politik und Medien verboten. Doch anstatt in der Versenkung zu verschwinden, wurde der Film ins Ausland geschmuggelt und kam als illegale Videokopie nach Indonesien zurück. Erst 1994 wurde er dort in einer zensierten Fassung wieder offiziell zugänglich gemacht.

22:15 Uhr

LE FRISSON DES VAMPIRES

Das Schaudern der Vampire (The Shiver of the Vampires)
Frankreich 1971. R: Jean Rollin. D: Sandra Julien, Jean-Marie Durand, Jacques Robiolles. 95 Min. 35mm. OmeU
French original version with English subtitles
Ausreichend Restkarten an der Abendkasse vorhanden!
Filmreihe: Terza Visione

Das ästhetische Feld, welches Jean Rollins dritter Langfilm erstmals ganz absteckt und das er in den darauffolgenden gut vierzig Jahren immer wieder beackern sollte: Eine romantische Liebe – hier das frisch vermählte Pärchen Isa und Antoine –, ein scheinbar verlassenes Chateau, nackte Vampirfrauen, neblige Landschaften, Einsprengsel schwarzen Humors, psychedelischer Acid-Rock, insgesamt ein surreal-anachronistisches Repertoire des Grusels, das mehr aus den frühen Serials eines Louis Feuillade als aus den zeitgleichen Ausprägungen des modernen Horror- und Terrorkinos abgeleitet scheint. „Sex und Tod, das ist das Thema von Jean Rollins Filmen, die ein Zug wunderbarer Naivität durchzieht. Die Surrealisten und die Pop Art haben ihn beeinflusst, […] die Farbgestaltung ist ein einziger psychedelischer Traum.“ (Hans Schifferle)

Dienstag  25.07.2023

16:00 Uhr

RESERVIERUNG DAUERKARTE TERZA VISIONE

Für die Reservierung einer Dauerkarte für das Festival Terza Visione im Juli 2023 bitte eine Freikarte über "Ticket kaufen" erwerben. Dieses kostenfreie "Reservierungs-Ticket" kann ab 18.7. an der Kasse des DFF gegen die Festival-Dauerkarte eingelöst und vor Ort in bar oder mit EC-Karte bezahlt werden (80 Euro bzw. 64 Euro ermäßigt, gültig für 16 Festival-Filme von Donnerstag 20.7. bis Sonntag 23.7. - bitte beachten Sie, dass die Argento-Filme und Argento-Gespräche am 18.7. und 19.7. nicht inkludiert sind und dafür Einzeltickets erworben werden müssen, in Verbindung mit der Dauerkarte können Sie am 19.7. ermäßigte "Mit Dauerkarte Terza Visione"-Tickets erwerben) . Ein direkter Online-Kauf der Dauerkarte ist aus technischen Gründen leider nicht möglich.

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