Wolfgang Kohlhaase

Filmreihe

Wolfgang Kohlhaase, geboren 1931 in Berlin, war einer der markantesten Drehbuchautoren der deutschen Filmgeschichte. Mit 21 Jahren verfasste er sein erstes Drehbuch für einen DEFA-Spielfilm. Seine frühen Erfahrungen prägten etliche der von ihm geschriebenen Filme, in denen zwei Thematiken hervorstechen: die Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Krieg und ein ausgeprägtes Interesse für die Probleme Jugendlicher. Das Jugendthema kommt besonders in einer Reihe von Filmen zum Ausdruck, die Kohlhaase zusammen mit dem Regisseur Gerhard Klein entwickelte und deren berühmtester BERLIN – ECKE SCHÖNHAUSER (1957) wurde. Nach dem Tode Kleins 1970 konzentrierte sich Kohlhaase auf die Zusammenarbeit mit Konrad Wolf; beim letzten der vier gemeinsamen Filme, SOLO SUNNY (1980), war er auch offiziell Koregisseur. In den 1980er Jahren verfasste er insbesondere die Drehbücher zu zwei Filmen von Frank Beyer. Auch nach dem Untergang der DDR arbeitete er weiter fürs Kino; besonders prägnante Filme aus dieser Zeit sind DIE STILLE NACH DEM SCHUSS (Volker Schlöndorff, 2000), HAUS UND KIND (Andreas Kleinert, 2009) sowie drei zusammen mit Andreas Dresen entwickelte Filme seit 2005. Kennzeichnend für alle Drehbücher Kohlhaases sind eine starke Orientierung an der Wirklichkeit, eine plastische, ganz unideologische Figurenzeichnung, die lakonische Verdichtung von Situationen und knappe, pointierte Dialoge.

Ein Filmstill zeigt zwei Männer und eine Frau, die sich unterhalten. Es ist eine schwarz weiß Aufnahme.

Überrascht haben wir vom Tod Wolfgang Kohlhaases am Mittwoch, 5. Oktober, erfahren. War die Vorführung von EINE BERLINER ROMANZE am Abend zuvor in unserem Kino der letzte Film nach seinem Drehbuch, der zu seinen Lebzeiten im Kino gezeigt wurde?

Wir nehmen Abschied von einem der wichtigsten Autoren der deutschen Kinogeschichte. Als wir diese Filmreihe planten, rechneten wir nicht damit, dass sie mit Kohlhaases Tod so plötzlich einen so traurigen Bezug erhalten würde. Immerhin: So können wir sein wunderbares Werk ganz unmittelbar und noch den ganzen Oktober auf der großen Kinoleinwand feiern.

Sonntag  02.10.2022

18:00 Uhr

EINE BERLINER ROMANZE


DDR 1956. R: Gerhard Klein.D: Annekathrin Bürger, Ulrich Thein, Uwe-Jens Pape. 80 Min. 35mm
Filmreihe: Wolfgang Kohlhaase

EINE BERLINER ROMANZE brachte 1956 frischen Wind in die DEFA-Spielfilmproduktion, indem er eine durchaus glaubhafte Liebesgeschichte aus der gespaltenen, aber noch nicht durch die Mauer geteilten Stadt Berlin erzählt. Es ist die allmählich aufkeimende Liebe zwischen dem sechzehnjährigen HO-Lehrmädchen Uschi aus Berlin Ost und dem Bauarbeiter Hans aus Berlin West. Zunächst ist Uschi von der Konsum-Glitzerwelt Westberlins fasziniert und ebenso von einem Jungen mit Kofferradio, doch dann entwickelt sich eine Beziehung zu dem schüchternen Hans. Es war das Debut der achtzehnjährigen Hauptdarstellerin Annekathrin Bürger, und besonders sie verhalf dem Film zu einem Erfolg.

Montag  03.10.2022

18:00 Uhr

ICH WAR NEUNZEHN


DDR 1968. R: Konrad Wolf D: Jaecki Schwarz, Wassili Liwanow, Alexei Eiboschenko. 119 Min. 35mm
Filmreihe: Wolfgang Kohlhaase

ICH WAR NEUNZEHN enthält stark autobiographische Elemente aus dem Leben Konrad Wolfs. Ein junger sowjetischer Leutnant deutscher Abstammung, Sohn emigrierter Kommunisten, kommt in seine ehemalige Heimat zurück. Er gehört einem Trupp an, der in den letzten Kriegswochen mit einem Lautsprecherwagen deutsche Soldaten zur Kapitulation bewegen soll. Neugierig nähert er sich einem Land, das er zuvor nie bewusst erlebt hat und das sowohl einen Goethe als auch einen Himmler hervorbrachte. ICH WAR NEUNZEHN ist eines der Hauptwerke Wolfs (und Kohlhaases), ein Film von ebenso großer Authentizität in den Details und nüchterner Beobachtung wie packender emotionaler Zuspitzung.

Dienstag  04.10.2022

20:30 Uhr

EINE BERLINER ROMANZE


DDR 1956. R: Gerhard Klein.D: Annekathrin Bürger, Ulrich Thein, Uwe-Jens Pape. 80 Min. 35mm
Filmreihe: Wolfgang Kohlhaase

EINE BERLINER ROMANZE brachte 1956 frischen Wind in die DEFA-Spielfilmproduktion, indem er eine durchaus glaubhafte Liebesgeschichte aus der gespaltenen, aber noch nicht durch die Mauer geteilten Stadt Berlin erzählt. Es ist die allmählich aufkeimende Liebe zwischen dem sechzehnjährigen HO-Lehrmädchen Uschi aus Berlin Ost und dem Bauarbeiter Hans aus Berlin West. Zunächst ist Uschi von der Konsum-Glitzerwelt Westberlins fasziniert und ebenso von einem Jungen mit Kofferradio, doch dann entwickelt sich eine Beziehung zu dem schüchternen Hans. Es war das Debut der achtzehnjährigen Hauptdarstellerin Annekathrin Bürger, und besonders sie verhalf dem Film zu einem Erfolg.

Samstag  15.10.2022

18:00 Uhr

ICH WAR NEUNZEHN


DDR 1968. R: Konrad Wolf D: Jaecki Schwarz, Wassili Liwanow, Alexei Eiboschenko. 119 Min. 35mm
Filmreihe: Wolfgang Kohlhaase

ICH WAR NEUNZEHN enthält stark autobiographische Elemente aus dem Leben Konrad Wolfs. Ein junger sowjetischer Leutnant deutscher Abstammung, Sohn emigrierter Kommunisten, kommt in seine ehemalige Heimat zurück. Er gehört einem Trupp an, der in den letzten Kriegswochen mit einem Lautsprecherwagen deutsche Soldaten zur Kapitulation bewegen soll. Neugierig nähert er sich einem Land, das er zuvor nie bewusst erlebt hat und das sowohl einen Goethe als auch einen Himmler hervorbrachte. ICH WAR NEUNZEHN ist eines der Hauptwerke Wolfs (und Kohlhaases), ein Film von ebenso großer Authentizität in den Details und nüchterner Beobachtung wie packender emotionaler Zuspitzung.

Sonntag  16.10.2022

18:00 Uhr

DER AUFENTHALT


DDR 1983. R: Frank Beyer D: Sylvester Groth, Fred Düren, Matthias Günther. 102 Min. 35mm
Filmreihe: Wolfgang Kohlhaase

DER AUFENTHALT entstand nach dem gleichnamigen Roman von Hermann Kant. Nach Kriegsende wird ein 19jähriger Wehrmachtsangehöriger in Polen fälschlich als Nazitäter identifiziert und in eine Gemeinschaftszelle mit wirklichen Tätern gesteckt. Kohlhaase und Beyer haben nicht den gesamten Roman verfilmt, sondern einen Teil herausgelöst und auf die Essenz reduziert. Fast die gesamte Dauer verlässt der Film das polnische Gefängnis nicht, aber die Räume sind mit großer filmischer Präzision in Szene gesetzt. So entstand ein gerade in seiner Reduziertheit und Lakonie beeindruckender Diskurs über Schuld und Unschuld und die moralische Verantwortung von Mitläufern.

Dienstag  18.10.2022

18:00 Uhr

DIE GRÜNSTEIN-VARIANTE


BRD 1984. R: Bernhard Wicki D: Fred Düren, Klaus Schwarzkopf, Jörg Gudzuhn. 105 Min. 35mm
Filmreihe: Wolfgang Kohlhaase

Sommer 1939 in einem Pariser Untersuchungsgefängnis: Drei nicht identifizierbare Männer teilen sich eine schmutzige Zelle und warten auf ihre Abschiebung als unerwünschte Ausländer; zwei von ihnen spielen Schach mit aus Brot gekneteten Figuren. Das ist der Stoff von DIE GRÜNSTEIN-VARIANTE, zunächst ein Hörspiel von Wolfgang Kohlhaase, das 1978 den Prix Italia gewann und 1984 von Bernhard Wicki als westdeutsche Produktion in der DDR verfilmt wurde. Die Verfilmung eines Hörspiels, das von seinen Dialogen lebt? Das klingt öde und unfilmisch, ist aber das Gegenteil: Ein präzises Drehbuch, voller Sensibilität für die Figuren und sogar von leisem, untergründigem Humor erfüllt, wurde hier einfühlsam als filmisches Kammerspiel umgesetzt.

Samstag  22.10.2022

20:15 Uhr

SOMMER VORM BALKON


Deutschland 2005. R: Andreas Dresen. D: Inka Friedrich, Nadja Uhl, Andreas Schmidt. 110 Min. 35mm
Filmreihe: Wolfgang Kohlhaase

SOMMER VORM BALKON erzählt von zwei Freundinnen in Berlin Mitte, die eine Altenpflegerin aus dem Osten, die andere stammt aus dem Westen, war mit einem Ossi verheiratet und ist gerade arbeitslos. Tagsüber sucht sie nach einer neuen Arbeit, abends sitzen die beiden Frauen oft zusammen auf dem Balkon. Dann lernt die erste einen Lastwagenfahrer kennen und beginnt ein Verhältnis mit ihm. In gewisser Weise knüpft SOMMER VORM BALKON an die Berlin-Filme an, die Kohlhaase in den 1950er und 1960er Jahren mit Gerhard Klein drehte: Auch hier herrscht die genaue Beobachtung von Alltagssituationen vor, aber nicht naturalistisch, sondern etwas stilisiert und verdichtet. In seiner Leichtigkeit ist das einer von Andreas Dresens besten Filmen.

Sonntag  23.10.2022

18:00 Uhr

SOLO SUNNY


DDR 1980. R: Konrad Wolf, Wolfgang Kohlhaase D: Renate Krößner, Alexander Lang, Heide Kipp. 104 Min. 35mm
Filmreihe: Wolfgang Kohlhaase

Sunny nennt sich eine junge Frau vom Prenzlauer Berg, die als Schlagersängerin auftritt und mit einer Band durch die DDR tingelt. Wirklich zufrieden ist sie mit ihrem Leben aber nicht, und auch mit ihren Männerbekanntschaften klappt es nicht ganz so, wie sie es sich gedacht hat. Schließlich gerät sie in eine Krise … SOLO SUNNY schildert ein Stück Leben aus der DDR ernsthaft, aber mit leichter Hand. Er lebt von seinen genauen Beobachtungen, den lakonisch zugespitzten Dialogen, dem geradezu physisch spürbaren Milieu und nicht zuletzt den großartigen Schauspielern – allen voran die Hauptdarstellerin Renate Krößner. SOLO SUNNY war Konrad Wolfs letzter Spielfilm, und Wolfgang Kohlhaase erhielt hier zum ersten Mal einen Credit als Koregisseur.

Mittwoch  26.10.2022

17:45 Uhr

SOMMER VORM BALKON


Deutschland 2005. R: Andreas Dresen. D: Inka Friedrich, Nadja Uhl, Andreas Schmidt. 110 Min. 35mm
Filmreihe: Wolfgang Kohlhaase

SOMMER VORM BALKON erzählt von zwei Freundinnen in Berlin Mitte, die eine Altenpflegerin aus dem Osten, die andere stammt aus dem Westen, war mit einem Ossi verheiratet und ist gerade arbeitslos. Tagsüber sucht sie nach einer neuen Arbeit, abends sitzen die beiden Frauen oft zusammen auf dem Balkon. Dann lernt die erste einen Lastwagenfahrer kennen und beginnt ein Verhältnis mit ihm. In gewisser Weise knüpft SOMMER VORM BALKON an die Berlin-Filme an, die Kohlhaase in den 1950er und 1960er Jahren mit Gerhard Klein drehte: Auch hier herrscht die genaue Beobachtung von Alltagssituationen vor, aber nicht naturalistisch, sondern etwas stilisiert und verdichtet. In seiner Leichtigkeit ist das einer von Andreas Dresens besten Filmen.