OSKAR FISCHINGER – MUSIK FÜR DIE AUGEN

Von Frauke Haß

Zwar machen die Rechner vieles leichter, aber selbst in Zeiten der Computer-Animation sind Animationsfilme noch immer eine ganz besondere Herausforderung. Müssen doch für jede Minute Film immer noch hunderte Bilder animiert werden. Weitaus gigantischer war die Aufgabe vor beinahe hundert Jahren, als der Animationsfilm sich gerade erst entfaltete. Der Avantgarde-Filmkünstler Oskar Fischinger, zu dessen Werk das DFF viele Schätze in seinem Archiv hütet, hat den Animationsfilm mit-„erfunden“ und mit vielen Innovationen entscheidend geprägt.

Dass Fischinger unter den Pionieren des Animationsfilms sicherlich einer der leidenschaftlichsten und kreativsten war, wird in Harald Pulchs und Ralf Otts Film OSKAR FISCHINGER – MUSIK FÜR DIE AUGEN mehr als deutlich.

Fischingers Ehefrau und Mitarbeiterin Elfriede Fischinger erzählt in einem umfangreichen Interview, das 1993 über mehrere Tage in Los Angeles aufgenommen wurde, sehr anschaulich und charmant von der gemeinsamen Arbeit.

Mit vielen Anekdoten macht Elfriede Fischinger deutlich, wie die Eheleute die Fischinger-Filme gemeinsam verwirklicht haben. Dabei wird auch klar, dass ihre Filmprojekte immer auch ein Spiel für das Paar waren. Ein Spiel, das Fischinger, der als Erfinder der visuellen Musik gilt, mit immer neuen Ideen und originellen Apparaturen bereicherte.  Sie erzählt halb belustigt, wie die beiden in mühevoller Kleinarbeit leere Zigarettenhüllen mit passgenauen Hölzchen füllten, um diese auf einer Plastilin-Unterlage in mühevoller Kleinarbeit Bild für Bild immer wieder neu anzuordnen. Heraus kam ein berückender Werbefilm für eine Zigarettenfirma, in dem die Zigaretten in munteren Reihen ins Tanzen geraten. Sie beschreibt, wie Fischinger eine vor einem sternenübersäten  Nachthimmel startende Rakete für Fritz Langs FRAU IM MOND aufsteigen ließ. (Ein Raketen-Exponat dazu ist samt Interviewausschnitt seit kurzem auch in der Dauerausstellung des DFF zu sehen.)

Zwischen den Interviews mit Elfriede Fischinger sind Filmszenen aus den beschriebenen Filmen zu sehen, die die Produzenten Pulch und Ott so in die digitale Welt herüberholen und damit einen schönen Einblick in das kreative Schaffen Fischingers geben.

Oskar und Elfriede wurden als Cousin und Cousine beide in Gelnhausen geboren;  sie arbeiteten später in München und Berlin zusammen und flohen 1936 vor den Nazis nach Hollywood, wo Fischinger neben Paramount und MGM auch für Disney (FANTASIA, 1942) tätig war, was ihn nicht glücklich machte, weshalb er die Firma nach kurzer Zeit wieder verließ. Mit seinen Einfällen und Innovationen habe er vor allem den Film als Kunst voranbringen wollen, erzählt Elfriede. „Du musst Dir das patentieren lassen“, habe sie ihm immer wieder gesagt. Doch vergebens. Geldverdienen habe für ihn nie im Mittelpunkt gestanden, sondern die bunten Welten seiner Form- und Farbwelten, die ein musikalisch-visuelles Gesamtkunstwerk auf die Leinwand zauberten.

OSKAR FISCHINGER – MUSIK FÜR DIE AUGEN ist noch vor dem offiziellen Kinostart (21. September) am Mittwoch, 20. September, um 20 Uhr im Kino des DFF zu sehen. Zu Gast sind auch Harald Pulch (Regisseur und Produzent) und Ralf Ott (Produzent).