MANDABI Die Postanweisung

MANDABI  Die Postanweisung
Senegal 1968. R: Ousmane Sembène
D: Makhourédia Guèye, Ynousse N‘Diaye, Isseu Niang. 90 Min. DCP. OmU. Wolof

Ousmane Sembène gilt als Vater des afrikanischen Kinos. Und doch bieten sich nur wenige Gelegenheiten, seine Filme zu sehen, erst recht auf großer Leinwand. Sein zweiter Spielfilm MANDABI war 2021 beim 27. Africa Alive Festival im Kino des DFF als neue 4K-Restaurierung zu sehen.

Die gängigen Streamingportale präsentieren häufig nicht die ganze Welt des Kinos – zumindest nicht auf den ersten Blick. Wer Filme aus afrikanischen Ländern sehen möchte, kann sich nicht auf Empfehlungs-Algorithmen verlassen, sondern muss sie gezielt suchen. Auf der Streamingplattform filmingo finden sich beispielsweise einige Filme, die in den vergangenen Jahren bei Africa Alive zu sehen waren. Die Plattform wird von der Schweizer Kulturstiftung trigon-film betrieben, die eine kuratierte Auswahl von Filmen unter anderem aus Afrika im Kino sowie in einer eigenen DVD-Edition herausbringt.

Wer nur wenige in afrikanischen Ländern produzierte Filme kennt, fragt sich vielleicht: Wo anfangen? MANDABI ist, ebenso wie Sembènes erster Langfilm LA NOIRE DE … (1965), ein Schlüsselwerk des afrikanischen Kinos – also ohne Zweifel ein guter Anfang.

MANDABI ist die Verfilmung einer Kurzgeschichte des Regisseurs und erzählt von dem arbeitslosen Ibrahima Dieng, der unerwartet eine Postanweisung über 25.000 Franc von seinem Neffen aus Paris erhält. Beim Versuch, diese einzulösen, ist er nicht nur mit bürokratischen Hürden konfrontiert, sondern auch mit Menschen, die ihre Machtpositionen ausnutzen, um sich selbst zu bereichern.

Der Film formuliert eine Kritik an postkolonialen Gesellschaftsstrukturen, die zulassen, dass Menschen als Bürger:innen zweiter Klasse behandelt werden. Wichtig ist hierbei auch der Umstand, dass es sich bei MANDABI um den ersten in Wolof gedrehten Film handelt. Als Zuschauer:in vefolgt man mit zunehmender Frustration den Weg des Protagonisten, der einfach nicht bekommt, was ihm zusteht – sei es, weil er kein Französisch spricht, keine Geburtsurkunde hat oder an die falschen Leute gerät. ‚Nun gebt dem Mann doch sein Geld!‘, will man rufen. Doch trotz der Kritik ist der Film humorvoll, kurzweilig und überaus unterhaltsam.

Das nächste Africa Alive Festival, das jedes Jahr Klassiker im Programm hat, findet von 22. bis 29. September 2022 statt.

Verfügbar auf Apple TV

Streamingtipp von:

Naima Wagner
Naima Wagner

Trailer