WERBENDE FILME

WERBENDE FILME AUS DEM FILMARCHIV DES DIF

MELODIE DER WELLEN (D 1931, Regie: Hans Fischerkoesen)
PERLEN (D 1936, Regie: Wolfgang Kaskeline)
THÜRINGEN DAS GRÜNE HERZ DEUTSCHLANDS (D 1940, Regie: Carl Hartmann)
FRÜHLING IN DEN VOGESEN (D 1942, Regie: Heinz-Hermann Schwerdtfeger)
MÄRKISCHE FAHRT (D 1942, Regie: Kurt Rupli)

Nach dem Ersten Weltkrieg trat der Werbefilm seinen Siegeszug in den Kinos an. Er wurde zu einem Kreativlaboratorium für Künstler wie Hans Fischerkoesen oder Wolfgang Kaskeline, die die gestalterischen Möglichkeiten im Umgang mit diesem relativ neuen Medium ausloteten. Fischerkoesens eigener unverwechselbarer Stil wurde zu einer Marke für flotte Zeichentrick-Werbefilme, die Alltagssituationen schildern, und sich mit surrealen Elementen, pfiffigen Pointen und gereimten Texten voller Sprachwitz stilistisch an Wilhelm Busch anlehnten, weswegen er auch oft „der deutsche Walt Disney“ genannt wurde. MELODIE DER WELLEN ist ein kurzer Animationsfilm, der mittels einer rot-blau leuchtenden Zweifarben-Sequenz für Telefunken Radioröhren wirbt.
Wolfgang Kaskeline kam über die Malerei zum Trickfilm, stellte jahrelang für die Werbefilmabteilung der UFA abstrakte Farbkurzfilme her und zählte Anfang der 1930er Jahre zu den ersten Werbe-Tricktonfilmern Europas. Die Stilmittel des abstrakten Films setzte Kaskeline auch bei dem für die Epoche Color-Film AG produzierten Sekt-Werbefilm PERLEN ein. In leuchtendem Gasparcolor wird darin Exotismus pur zelebriert – inklusive malaysischen Perlentauchern und Perlen-weinenden Südsee-Schönheiten.
Eine weitere Ausprägung der Filmwerbung fand sich in den Landschaftswerbefilmen, die in den 1940er Jahren im Rahmen der UFA-Kulturfilmproduktion entstanden. Im Frühsommer 1939 begann die UFA mit der Produktion von Werbe- und Kulturfilmen nach dem Agfacolor- Verfahren. Mit leuchtenden Farben sollte von der Realität des Alltags abgelenkt und die Schönheit des Reisens im eigenen Land propagiert werden.
THÜRINGEN DAS GRÜNE HERZ DEUTSCHLANDS unterscheidet sich dabei von dem Großteil der späteren Landschaftsfilme durch seinen explizit touristischen Werbeauftrag. Im Film reist eine Touristengruppe in einem Reisebus durch Thüringen und fungiert dabei als roter Faden für eine rasche Abfolge diverser Stadt- und Landschaftsbilder, während derer unter anderem Reiseprospekte vor der Kamera ausgebreitet werden und mit Skilaufszenen für eine Reise nach Thüringen, auch in der Wintersaison, geworben wird.
Neben dem touristischen Aspekt des Reisens findet sich zunehmend die Darstellung von Brauchtum im Vordergrund. So werden in FRÜHLING IN DEN VOGESEN nicht nur das Landschaftsbild der Vogesen und diverser Elsässer Orte gezeigt. Heinz-Hermann Schwerdtfeger wendet sich zudem der Beschreibung von Besonderheiten der Land- und Forstwirtschaft, Weinanbau, sowie Handwerk und Kultur zu und liefert damit ein ebenso historisch wie zeitgeschichtlich relevantes Kolorit überlieferten Brauchtums.
In diesen Zusammenhang läßt sich auch MÄRKISCHE FAHRT einordnen. Der Film zeigt neben märkischen Landschaften auch einige Ansichten der noch unzerstörten Städte Potsdam und Berlin, inklusive einer Einstellung vom Berliner Schloß. Der Filmkommentar wird von Wilhelm Borchert gesprochen, der im ersten deutschen Nachkriegsfilm DIE MÖRDER SIND UNTER UNS die Hauptrolle gespielt hat.