Dr. Natascha Drubek-Meyer über KOPYTEM SEM, KOPYTEM TAM (1988)

LECTURE & FILM: VERA CHYTILOVÁ

„Einmal hin, einmal her“: Chytilovás Kino am Ende des Sozialismus
Vortrag von Dr. Natascha Drubek-Meyer

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 17.02.2022 im Kino des DFF

Natascha Drubek-Meyer lehrt Filmwissenschaft sowie Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Sie ist Chefredakteurin der open-access-Zeitschrift Apparatus (www.apparatusjournal.net), die sich Film- und Medienkulturen in Zentral- und Osteuropa widmet.

Wir schreiben das Jahr 1988, die qualvolle Endphase des realen Sozialismus in der westböhmischen Provinz. Eine neurotische Kamera verfolgt Arbeit und Freizeit dreier Männer im spärlichen Schnee des Kurorts Karlsbad. Es stellt sich die Frage: Was kann man in diesem korrupten Dschungel sonst tun, als es miteinander zu treiben? Chytilová liefert eine Satire ihrer Gesellschaft der 80er, die sich unmerklich von einer Komödie in eine Tragödie verwandelt. Bewirkt die Katastrophe eine Reinigung oder bleibt es beim Jammern und Schaudern?
Die Tragikomödie kreist um eine Gruppe von Mitdreißigern, die sich von Party zu Party und diversen sexuellen Abenteuern bewegen, bis einer der Freunde AIDS-positiv diagnostiziert wird. Als eine der ersten Regisseurinnen Osteuropas realisierte Vera Chytilová damit einen Film über das damalige Tabuthema der AIDS-Erkrankung. Das Ende des Films soll damals wie eine Bombe in die ahnungslose Tschechoslowakei eingeschlagen haben, die diesen Film sowohl auf das Moskauer Filmfestival als auch in den Oscar-Wettbewerb schickte.

Film:
KOPYTEM SEM, KOPYTEM TAM
Tainted Horseplay. CSSR 1988
R: Vera Chytilová