Von Victoria Weskamp
„Look, lady, could you get out of the way?“
„Lady? Who are you calling lady? The name is Amelia.“
Gelassen und schlagfertig stellt sich Amy Adams als lebendig gewordene Wachsfigur von Amelia Earhart dem ehemaligen Wachmann Larry Daley (Ben Stiller) in NACHTS IM MUSEUM 2 (US/CA 2009. R: Shawn Levy) in den Weg. Er ist sichtlich hektisch, weil er verhindern muss, dass ein Stoßtrupp der alten Ägypter die goldene Tafel klaut, die das Museum regelmäßig zum Leben erweckt. Wem passt da jetzt bitte eine Frau in den Kram, die einem aufmüpfig den Weg abschneidet?
Die erfundene Amelia steht kerzengerade und selbstbewusst vor einer Wand, in die sich nur Millisekunden später vier ägyptische Speere bohren. Sie verfehlen Amelia, die dabei nicht einmal mit der Wimper zuckt.
Für Larry Daley ist es die erste nähere Begegnung mit Amelia Earhart und für die meisten Kinobesucher:innen wohl auch. Die Szene macht eindrücklich klar, wer Amelia ist und vermittelt ihre Abenteuerlust und Selbstsicherheit: „I was the first woman to fly the Atlantic. First woman to receive the Flying Cross; first woman to fly across the 48 states in a gyroprop.“ Wer ist da nicht auf den ersten Blick beeindruckt? Ihre Figur, die im Laufe des Films immer wichtiger wird, schleicht sich in die Herzen der Fans, die mehr über die echte Amelia erfahren möchten.
Die zum Leben erwachte Wachsfigur in NACHTS IM MUSEUM 2 verweist auf die echte Amelia Earhart, die tatsächlich von 1897 bis 1937 gelebt hat. Amy Adams‘ Amelia macht klare Ansagen, bewahrt einen kühlen Kopf und bleibt furchtlos, denn das Unbekannte reizt sie. Sie zeigt, dass Dinge möglich sind, wenn andere sagen, es geht nicht. Sie setzt sich gegen jene Männer durch, die sie als lästig und nicht kompetent genug empfinden, weil sie eine Frau ist. Gerade deshalb nimmt man sich als Kinobesucherin auch heute noch gerne ein Beispiel an der Flugpionierin und Frauenrechtlerin. Die männlichen Betrachter sind fasziniert und angetan von ihr – es verwundert nicht, dass das reale Vorbild etliche Verehrer hatte. Auch Larry Daley ist zunehmend von Amelia Earhart beeindruckt. Nur mit ihrer Hilfe gelingt es ihm, die goldene Tafel und seine Freund:innen zu retten, denn sie ist es, die ihn höchstpersönlich ins Museum zurückfliegt. Eine gelungene Darstellung des Könnens, der Leidenschaft und Entschlossenheit der echten Amelia.
Neben Regisseur Shawn Levy befassen sich auch andere Filmemacher:innen immer wieder mit Amelia Earhart. Die Zahl der Filmwerke, die sich auf sie beziehen, scheint nicht abzureißen: Neben zahlreichen Dokus, wie etwa EXPEDITION AMELIA (US 2019. R: Chad Cohen) von National Geographic, gibt es weitere Serien und Filme, in denen auf sie verwiesen wird. Die Fernsehserie STAR TREK: RAUMSCHIFF VOYAGER (Staffel 2, Episode: The 37s) greift eine Verschwörungstheorie über ihr Verschwinden auf und benennt und eine Raumstation Sternenbasis Earhart. Ein weiteres Werk ist die ihr gewidmete Filmbiografie AMELIA (US/CA 2009. R: Mira Nair), in der sie von Hilary Swank verkörpert wird. Der Film konzentriert sich auf ihre Biografie, und wie sie zum Fliegen kam, vor allem aber auf die romantische Beziehung mit George Putnam, welche im Leben der echten Amelia Earhart wahrscheinlich eine weit weniger große Bedeutung hatte als in diesem Biopic dargestellt.
Amelia Earhart gilt bis heute als verschollen. 1937 wollte sie die Welt am Äquator umrunden. In der Nähe von Nikumaroro in der Südsee riss der Funkkontakt zu ihr ab und weder sie noch ihr Flugzeug wurden je gefunden. Das Drama um ihren Tod ließ die Neugier der Menschen niemals versiegen. Es macht die Person Amelia Earhart, die heute 125 Jahre alt werden würde, zu einem ganz eigenen Abenteuer.
Titelbild: Filmstill aus AMELIA EARHART – SUCHE NACH EINER LEGENDE (US 2019. R: Chad Cohen). Verfügbar auf Disney+
