Kino-Stuntman Arnim Dahl zum 100. Geburtstag

In Stettin wurde vor 100 Jahren „Klettermaxe“ Arnim Dahl geboren. Ein kleiner Einblick in Leben und Wirken des waghalsigen Stuntmans von Mathieu Geers, Praktikant in den Sammlungen und Nachlässen des DFF.

Seine Devise war: „Lieber zehn Minuten Angst als einen Monat arbeiten.“ Sie kostete ihm beinahe das Leben, als er am 12. September 1951 am Karl-Muck-Platz in Hamburg in 32 Meter Höhe über den Köpfen des Publikums an einer roten Hamburg-Fahne hing, die plötzlich begann einzureißen. Gleichzeitig verschaffte ihm dieses Motto jedoch auch den Ruhm, den er sich mit dutzenden perikulösen und risikoreichen Stunts in Spiel- und Werbefilmen erarbeitete.

Als Sohn eines Kunstspringers und einer Leichtathletin wurde Arnim Dahl am 12. März 1922 in Stettin geboren. Früh übte er sich in der Turnkunst, die zur späteren Grundlage seines Lebensunterhalts werden sollte. Als deutscher Jugendmeister im Kunstspringen 1938 und potentieller Athlet für die Olympischen Spiele in Tokyo 1940 bahnte sich eine erfolgreiche Sportlerkarriere an, die allerdings durch den Zweiten Weltkrieg und seine Einberufung in den Kriegsdienst verfrüht beendet wurde.

Nach dem Krieg sammelte Arnim Dahl als Trapezkünstler, Seiltänzer und Clown erste artistische und schauspielerische Erfahrungen. Das erste Mal auf der Leinwand war er 1949 in DAS FRÄULEIN UND DER VAGABUND von Rolf Meyer zu sehen. Als Double sprang er in diesem Film von einem fahrenden Motorrad in einen Ententeich. Die Stuntman-Karriere nahm ihren Anfang.

Dahl bewarb sich daraufhin als Stuntman bei der Produktionsfirma Real-Film von Gyula Trebitsch und Walter Koppel und erhielt so weitere Aufträge. In SCHATTEN DER NACHT (DE 1949. R: Eugen York), DER SCHATTEN DES HERRN MONITOR (DE 1950. R: Eugen York) und MÄDCHEN AUS DER SÜDSEE (DE 1950. R: Hans Müller) kletterte er Hauswände hinauf, stürzte sich durch Glasdächer und rannte in Verfolgungsjagden über die Dächer seiner Wahlheimat Hamburg.

Fotoalbum Arnim Dahls mit Fotos aus SCHATTEN DER NACHT (1949)

 

Sein großer Durchbruch gelang ihm 1952 mit KLETTERMAXE unter der Regie von Kurt Hoffmann, in welchem er als Stuntdouble des Hauptdarstellers Albert Lieven halsbrecherische Stunts übernahm. Dahl trug fortan den Spitznamen „Klettermaxe“ und wirkte in über 40 Filmproduktionen mit. Er spielte die Double von unter anderem Heinz Rühmann, Kirk Douglas und Curd Jürgens und wurde selbst zum Filmstar.

Zu seinen berühmtesten Stunts zählen das Hängen an der Hamburg-Fahne und am Zeiger des Hamburger Michels, sein Handstand am Empire-State-Building, der Sprung von einem fahrenden Hochbahnzug in die Elbe und der Umstieg vom Dach eines fahrenden Güterzugs auf einen Hubschrauber. Bei letzterem entglitt ihm die am Hubschrauber hängende Strickleiter. Dahl musste ins Krankenhaus – einer von zahlreichen Krankenhausaufenthalten und Knochenbrüchen. Denn nicht alle Stunts gingen glimpflich aus.

Fotoalbum Arnim Dahls mit Bildern des legendären Sprungs von der Hamburger Hochbahn in die Elbe

 

Neben seiner Schauspieltätigkeit im Film drehte Dahl auch eine Vielzahl an Werbeclips. So warb er mit seinen Stunts unter anderem für die Automobil-Unternehmen Goliath-Werke Bremen und Volvo, für James-Bond-Filme und für die Versicherungsgruppe Deutscher Ring – die einzige Versicherung, die Dahl als Kunden akzeptierte. Mit seiner Sendung „Zirkus Dahl“ begeisterte er im Fernsehen das junge Publikum. Der unermüdliche Arnim Dahl ging mit 70 Jahren in den Ruhestand. Am 03. August 1998 starb er in Wedel an einer Krebserkrankung.

Im DFF Archiv- und Studienzentrum verwahren wir den Nachlass Arnim Dahls, der u.a. zahlreiche Zeitungsausschnitte, Fotos, Plakate sowie einige Stunt-Utensilien enthält. Mehr dazu auch in Kürze in einer neuen Podcast-Folge.

Strickleitern als Stunt-Utensilien Arnim Dahls