BEACH BUM – Irgendwas zwischen Freiheitstraum und Horrortrip

Marie: „Fun is the fucking gun.” Wer Spaß hat, dem liegt die Welt zu Füßen. In Moondogs – motherfuckin‘ Moondogs – Fall ist der niemals unterbrochene Vollrausch der Spaß und Miami die Welt. Das ist eigentlich schon alles, was Harmony Korine in BEACH BUM erzählt. Ich sitze im Kinosessel und denke bei mir: „Mann, ist das gut!“, und im nächsten Moment: „Mann, wer findet das gut?!“

Frauke: Gut? Fucking awesome! Jede, die den Film sieht, möchte wissen, was Matthew  McConaughey bei den Dreharbeiten genommen hat, um diesen Grad dauerverzückten Irrsinns mimen zu können. Und nach 95 Minuten Bier- und Mega-Joint-Exzessen auf der beachbunten Leinwand gibt man für ein Butterbrot und ein Glas Milch einfach alles.

Naima: Ich sitze im Kinosessel und möchte nur eins wissen: Wie ist es möglich, dass ein Mensch so nuschelt? Ich verstehe hier und da mal einen unbekümmerten Fluch oder einen lässigen Spruch und versuche mir den Inhalt der Dialoge aus den Antworten der Gesprächspartner/innen zusammenzureimen – die restliche Zeit gehe ich davon aus, dass es schon nichts Wichtiges sein wird und bewundere die diversen Beach-Outfits.

Jenni: Tja, laut VICE Magazine ist der Film ja auch „The Most Important Fashion Film of 2019“ – schon klar. Dabei glänzen die Dialoge hier und da mindestens so funkelnd wie der starbesetzte Cast. Snoop Doggs und Moondogs wehmütige Remineszenz an die Liebeskünste der verstorbenen Mrs. Moondog mal beiseite (Gott hab sie selig!) – wirklich göttlich ist der Dialog mit Martin Lawrence als verstrahltem Delfinliebhaber.

Frauke: Ach, komm! Also ich finde Matthew Mc Conaughey, der ins rosa-seidene Plüsch-Negligé-Morgencape seiner Frau gehüllt im Liegestuhl am Pool seinen ehelichen Pflichten so eifrig wie beseelt nachkommt, auch nicht zu verachten.

Naima: Ist das derselbe Mann, der in THE WEDDING PLANNER (US 2001, R: Adam Shankman) in einer heldenhaften Aktion Jennifer Lopez‘ Absatz aus dem Gullydeckel befreite, bevor er sich als leitender Arzt der Kinderkrankenhausstation zu erkennen gab? Der in HOW TO LOSE A GUY IN 10 DAYS (US 2003, R: Donald Petrie) Kate Hudson innerhalb von 10 Tagen dazu zu bringen versuchte, sich in ihn zu verlieben? Puh, in die frühen 2000er Jahre wünscht man sich komödienmäßig auch nicht zurück. Dann doch lieber der Plüsch-bekleidete Moondog-Matthew.

Marie: Wir sollten mehr Drogen nehmen, dann kämen wir viel schneller dahinter, welch großer Künstler und guter Mensch in dem Mehrzweckanzug im Feuerflammenmuster (Stichwort Fashion) steckt. Genau das hat schließlich ganz Miami längst begriffen (mit ein paar wenigen Ausnahmen verspießerter Idioten wie Moondogs Schwiegersohn), und wenn wir dazugehören würden, dann würde Moondog uns UND unsere Mütter bestimmt auch zum nächsten Gangbang einladen, wie den Poolboy, der sich höflich bedankt und unbeirrt weiter sauber macht, während sein Boss von der Polizei abgeführt wird.

Jenni: Pop- und Medienkultur hat Regisseur Harmony Korine schon in seinem Vorgänger SPRING BREAKERS (US 2012) möglichst vulgär durch den Fleischwolf gedreht. Irgendwo zwischen Freiheitstraum und Horrortrip scheint er damit einen Nerv getroffen zu haben. Und den reizt er auch in BEACH BUM gewaltig. Die Welt des Films fühlt sich so an, als ob sich jede Erfahrung, Begebenheit, jedes Gefühl mit ein- und demselben Wort beschreiben ließe: GEIL!!!!!!

Also: „Mann, wer findet das gut?!“ – outet Euch und kommentiert!

von Marie Brüggemann, Jenni Ellwanger, Frauke Haß, Naima Wagner

Ältere Filmblogs