BUCHTIPP: »Das Leben ist kein Drehbuch« von Malte Wirtz

rezensiert von Marie Brüggemann

Gemütlich bei einem Bierchen und einer Unterhaltung in der Kneipe sitzen ist ja gerade leider nicht drin. Aber wenn man Malte Wirtz‘ Buch übers Filmemachen liest, fühlt man sich ein bisschen so – auch ohne Bier und Kneipe: Das Leben ist kein Drehbuch liest sich in etwa so als würde jemand fragen: „Sag mal, Malte, wie ist das eigentlich so, das Filmemachen? Meinst Du, ich könnte das auch?“ Und dann erzählt Malte:

Im sympathischen Plauderton berichtet er von übermüdeten Schauspielerinnen und unkooperativen Produzenten, von überflüssigen Nahaufnahmen und erlösenden Ohrfeigen, von hilfreichen Fördergeldern und mittelloser Freiheit, vom heiligen Moment zwischen einem „Bitte“ und einem „Danke“ – und es gelingt ihm dabei sehr überzeugend, zu vermitteln, dass selbst aus dem kleinsten Budget ein großes Werk entstehen kann.

Eine schöne Sammlung unterhaltsamer Anekdoten aus beinahe 20 Jahren Filmschaffen (auch eine Filmpremiere im Kino des DFF zählt dazu!) bilden das Grundgerüst des kompakten Buchs, das entsprechend kurzweilig und zugänglich daherkommt. Was finden Filmemacher:innen oder die, die es werden wollen, bei Wirtz? Gewiss keinen Leitfaden für das eigene Filmprojekt, aber eine Menge hilfreicher praxisnaher Tipps und – vielleicht noch wichtiger – an zahlreichen Stellen sich selbst und ihre eigenen Erfahrungen wieder. Und wenn man nach der Lektüre der 120 Seiten etwas gelernt hat, dann vor allem das: Den einen Leitfaden für den perfekten Film wird es nie geben. Aber wie man die Ressourcen im eigenen Umfeld optimal nutzen und dabei trotzdem sich selbst und der eigenen Idee treu bleiben kann, dafür hat Wirtz ein paar kluge Tipps parat.

Für Lai:innen ist Das Leben ist kein Drehbuch ein wertvoller Blick hinter die Kulissen und ein ehrlicher, erfrischender Bericht aus einer spannenden Branche, der das ein oder andere filmische Werk künftig mit anderen Augen betrachten lassen wird.

2017 stellte der Marburger Malte Wirtz seinen Film HARD & UGLY auf dem Lichter Filmfest im Kino des DFF vor. Die Independent-Komödie hat Sooner unter diesem Link im Heimkino-Angebot.

Das Leben ist kein Drehbuch. Filmemachen ohne Geld

erschienen im Schüren Verlag, Marburg, Juni 2020

120 Seiten
ISBN 978-3-7410-0366-0

15,- € (Paperback)
12,99 € (E-Book)

Titelbild: Animation von John E. Scheitel für »Das Leben ist kein Drehbuch«