Filmblog // RESPECT – Eine Hommage an Aretha Franklin

von Eva Becker

Von einer schweren Kindheit geprägt, schafft sie es zum Aufstieg und Ruhm, wobei sie ein Drogenproblem entwickelt, welches schließlich überwunden wird. Das klingt zunächst einmal nach einem sehr klassischen Aufbau eines Künstler:innen-Biopics aus Hollywood.

Dennoch hebt sich RESPECT (US 2021. R.: Liesl Tommy), ein Film über – die Queen of Soul Aretha Franklin – gespielt von Jennifer Hudson – von der Masse ab. Der Film, der die ersten 30 Jahre von Franklins Leben umreißt, setzt in 1952 an und erzählt von einer Kindheit, die von traumatischen Erlebnissen, Unterdrückung und ungleichen Machtverhältnissen geprägt ist.

In ihren erwachsenen Jahren beeinflussen diese Erfahrungen das Leben und die Identitätssuche der jungen Frau weiterhin stark. Ihre künstlerische Inspiration nimmt Franklin aus den Erlebnissen und Einflüssen ihres Umfeldes. Die Bürgerrechtsbewegung um Martin Luther King, die Bevormundung und Unterdrückung von Frauen und auch Religion spielen auf der Suche nach ihrer eigenen Stimme und dem eigenen Stil eine elementare Rolle. RESPECT ist auch Gesellschaftsbild, indem es zum Beispiel die Geschlechterrollenverteilung in den 1960er und 1970er Jahren oder die Stellung von Schwarzen Menschen thematisiert. Gewissermaßen ist der Film ein Zeitdokument, das von den Emanzipationsbewegungen der Afroamerikaner:innen in den USA erzählt. Die offenbar persönliche Verbindung zwischen Franklin und Martin Luther King wird leider nur angedeutet. Trotz all dieser gesellschaftlichen Themen gelingt es der Regisseurin Liesl Tommy eine angenehme Balance zwischen Privatleben und Zeitgeschichte zu finden.
Das Biopic hebt sich besonders durch den Fokus  auf Studioaufnahmen, Konzerte und Entstehungsphasen der Songs hervor. Liebevoll inszenierte Szenen machen nachvollziehbar, wie aus kleinen spontanen Jamsessions oder Klimpereien auf dem Klavier Aretha Franklins weltbekannte Hits entstanden. Die vielen Musikeinlagen bringen den Film auf eine Gesamtlänge von zweieinhalb Stunden, sie machen ihn aber gleichzeitig auch zu einem kurzweiligen und unterhaltsamen Werk.

Wenngleich RESPECT sich dramaturgisch wenig von anderen Biopics unterscheidet, punktet der Film mit einzigartigen Musikszenen. Das ist nicht zuletzt Jennifer Hudsons Performance zu verdanken (die dafür eigentlich eine Oscar® Nominierung zu verdient hätte…). Hudson wurde sogar von Aretha Franklin persönlich für die Rolle ausgesucht. Regisseurin Liesl Tommy ist mit RESPECT ein durchaus kraftvolles Biopic und eine ehrenwürdige Hommage an Aretha Franklin gelungen.

Verfügbar ist der Film u.a.  auf Amazon Prime.