Wenn Cowboys auf Dinosaurier treffen: Erinnerung an Ray Harryhausen

von Jens Kaufmann

Am heutigen 29. Juni wäre der 1920 in Los Angeles geborene Raymond Frederick Harryhausen 100 Jahre alt geworden. Bereits 1988 hatte das Deutsche Filmmuseum (heute DFF) den König der Stop-Motion-Animation mit der Sonderausstellung Sagenhafte Welten geehrt. Der Original-Harryhausen-Styracosaurus (s. Titelbild) verbringt heute seinen Ruhestand im Archiv des DFF.

Ray Harryhausen begeisterte sich bereits als Junge für die bahnbrechenden Dinosaurierdarstellungen von Charles R. Knight, dessen Bilder im 20. Jahrhundert weltweit die menschliche Vorstellung von diesen Tieren prägten. Lange vor Harryhausen verfiel bereits der Animationspionier Willis H. O’Brien dem Zauber von Knights Gemälden, die maßgeblich dessen Arbeiten zu THE LOST WORLD (US 1925) und KING KONG (US 1933) beeinflusst haben.

Der Besuch einer Vorstellung von KING KONG war für den jungen Harryhausen ein ebenso cineastisches wie künstlerisches Erweckungserlebnis. O’Brien wurde zum Mentor des aufstrebenden Animationstechnikers und als Assistent von O’Brien arbeitete er nach dem Krieg an seinem ersten Spielfilmprojekt MIGHTY JOE YOUNG (US 1949). Der Film erhielt 1950 den Oscar® für die besten Spezialeffekte.

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Nach einigen Märchenkurzfilmen entstand 1953 unter Regie von Eugène Lourié sein erster „eigener“ Langfilm THE BEAST FROM 20,000 FATHOMS (US 1953), in dem ein fiktiver Riesendinosaurier durch einen Atombombentest aufgeweckt wird, in New York Amok läuft und seinem japanischen Kollegen Godzilla damit ein paar Jahre zuvor kommt.

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Wenngleich er aus rein rechtlichen Gründen offiziell nicht als Regisseur, sondern nur als Tricktechniker fungieren konnte, hatte er doch stets maßgeblichen Einfluss auf Inhalt und Gestaltung seiner Filme. Im Gegensatz zu Willis H. O’Brien, der nahezu alle seiner Wunschprojekte aus Geldgründen nicht mehr realisieren konnte, konnte Harryhausen durch effektive, kostensparende Methoden sein Special-Effects-Budget stets klein halten und dadurch leicht Produzenten für seine Projekte gewinnen.

Diese Langfilme waren nie reine Animationsfilme: die Monster, Dinosaurier, Außerirdischen oder mythischen Fabelwesen interagierten darin stets mit realen Schauspieler/innen.
Hier die wohl berühmteste Szene, die je von Harryhausen und seinem Team animiert wurde: der Schwertkampf mit sieben (!!!) Skeletten aus JASON AND THE ARGONAUTS (GB/US 1963):

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In der zweiten Hälfte der 60er Jahre realisierte Harryhausen ein Herzensprojekt seines mittlerweile verstorbenen Mentors O’Brien, den Western/Dinosaurer-Crossoverfilm THE VALLEY OF GWANGI (US 1969), in dem ein beindruckend blauer Gorgosaurus von Cowboys in einem verbotenen Tal gefangen und als Zirkusattraktion in eine kleine mexikanische Grenzstadt gebracht wird. Wie in THE LOST WORLD und KING KONG, in JURASSIC PARK und JURASSIC WORLD, geht das natürlich vollends daneben und endet in einem kinderfreundlichen Blutbad, in dem alle Opfer entweder sauber verschlungen, bzw. schmerzlos verschüttet werden.

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Die kindliche Idee, Cowboys und Dinosaurier in einem Film zusammen zu bringen, ist ebenso absurd wie liebenswert und ein schönes Beispiel dafür, wie Ray Harryhausen in seiner Karriere von Anfang bis Ende (sein letzter Film war CLASH OF THE TITANS (GB 1981)) Filme gemacht hat, die kleine und große Kinder gleichermaßen glücklich gemacht haben. Bill Wattersons Calvin war sicher auch ein großer Fan des mächtigen, blauen Gwangi: