Ein Katastrophenfilm auf Speed: MOONFALL

von Stefanie Plappert

Roland Emmerichs MOONFALL als Katastrophenfilm zu bezeichnen, ist richtig – und falsch.

Richtig, weil alle klassischen Elemente – größtenteils gleich mehrfach – vorkommen: der dramaturgische Aufbau, das große, scheinbar unüberwindliche Bedrohungsszenario, die zusammengewürfelte Gruppe Held:innen, die relativ wenig heldenhaftes in sich tragen, die menschliche Komponente illustriert durch angesichts der Lage wieder gekittete Beziehungen – und nicht nur narratives Tempo, sondern auch die überwältigenden Zerstörungseffekte .

Falsch, weil sich MOONFALL als Hybrid so unterschiedlicher Genres wie Science Fiction, Melodrama, Slapstick-Komödie, und eben einer katastrophalen Rahmenhandlung geriert, und diese Komponenten immer wieder bis ins Unermessliche überzeichnet. Es gibt gleich mehrere kaputte Vater-Sohn-Beziehungen, die Held:innen operieren nicht nur im All (erste Generation), sondern auch auf der Erde (zweite Generation), die Bedrohungslage ist vielgestaltig: der titelgebende „fallende Mond“ (er löst sich aus seiner Umlaufbahn) zeitigt Auswirkungen auf Klima und Atmosphäre und droht einzuschlagen. Er entpuppt sich als selbstständiger Akteur, technisch entwickelt und mit eigener moralischer Zielsetzung (zum Unglück der Erde zählt, dass das Wesen bösartig ist). Ideen aus dem Bereich der Hohlen-Erde-Theorie (ihre Blütezeit hatte diese in der Science-Fiction vor der bemannten Raumfahrt) werden verquickt mit der Zeichnung einer Gesellschaft, die auf Bedrohungen immer noch schlecht eingestellt ist.

MOONFALL ist ein Katastrophenfilm auf Speed, ist Science-Fiction mit Logiklöchern, Melodrama in unterschiedlichen Beziehungskonstellationen, und feiert Mut, Durchhaltevermögen und Selbstopfer: Wenn man wissen möchte, wie der emmerichste Emmerich bisher aussieht, Lust auf die ganz großen Theorien hat und einmal mehr unseren Planeten gerettet sehen möchte: Ab ins Kino!

Die Sonderausstellung KATASTROPHE. Was kommt nach dem Ende? ist noch bis 22. Mai im DFF zu sehen. 

Die US-Weltraumagentur NASA stand übrigens der Filmproduktion beratend zur Seite – stellte aber auf Twitter klar, dass die im Film beschriebene Gefahr eher außerhalb realer Möglichkeiten liegt.

Titelbild: MOONFALL (US 2022. R.: Roland Emmerich). IMAGO / ZUMA Press