Queer im DFF – Programmempfehlungen im November 2023

Um die Sichtbarkeit queerer Inhalte zu erhöhen und gleichzeitig einen leichteren Überblick zu gewährleisten, geben wir auf dieser Seite eine Zusammenfassung unserer Veranstaltungen, Filme und Angebote, die nicht-heteronormative Themen aufgreifen oder in den Mittelpunkt stellen. Dabei weisen wir auch auf solche Inhalte hin, die zwar nicht explizit queer sind, aber entsprechenden Subtext haben oder für Teile der LGBT*IQA-Community aus anderen Gründen interessant sein könnten.

Es lohnt sich, diese Seite regelmäßig zu besuchen, da im Laufe des Monats kurzfristig weitere Programmpunkte hinzugefügt werden können.

Filme und Veranstaltungen im Kino

Sonntag 12.11.2023, 13:00 Uhr
ICH MÖCHTE KEIN MANN SEIN
Filmreihe “Weimar Weiblich

DE 1918. R: Ernst Lubitsch, D: Ossi Oslwalda, Curt Goetz. 45 Min., DCP. Musikfassung.

Die aufmüpfige Ossi ist eine Protofeministin, die ihren männlichen Freunden ebenbürtig sein will, indem sie an der einen oder anderen Pokerrunde teilnimmt, dabei raucht, ein oder vier Gläser Toddy hinunterkippt und den vorbeigehenden männlichen Arbeitern aus dem Fenster zuruft, dass sie süße “Leckereien” verteilt. Als ihr Onkel ihr mitteilt, dass er auf Zeit verreisen muss, freut sich Ossi auf ein Leben ohne Grenzen. Womit sie nicht gerechnet hat: Dr. Kersten soll Ossi während der Abwesenheit des Onkels damenhaftes Benehmen beibringen. Doch diese kontert die Erziehungsversuche mit einem gewagten Rollenwechsel und lässt sich beim Herrenausstatter mit Frack und Zylinder einkleiden, um als Mann ein Nachtlokal zu besuchen. Dort trifft sie auf den ahnungslosen Kersten. Die beiden kommen sich näher und nach einer durchzechten Nacht küssen sie sich. Der amerikanische Filmwissenschaftler Richard McCormick bezeichnete den Film als eine emanzipatorische Cross-Dressing-Erzählung, die “Hoffnungen auf das Aufbrechen, Stören und Umstürzen” der frühen Weimarer Klassen-, Ethnien- und Geschlechterhierarchien einfängt.

Sonntag, 26.11., 17 Uhr und Dienstag, 28.11., 20:30 Uhr
L’immensità
im Rahmen von Verso Sud – Festival des italienischen Films

Italien 2022. R: Emanuele Crialese. D: Penélope Cruz, Luana Giuliani, Vincenzo Amato, 97 Min.

L’immensità erzählt die Geschichte des Trans*-Jungen Adri, der mit seiner Familie im Rom der 1970er Jahre aufwächst. Es gibt zu dieser Zeit nur ein vages Verständnis für das, was in Adri vorgeht – von seiner liebevollen, aber besorgten Mutter Clara, gespielt von Penélope Cruz, wird er akzeptiert, bei seinem strengen und ausfallenden Vater Felice stößt er auf Unverständnis. Das ergreifende, halb autobiografische Drama ist der erste Film des gefeierten Regisseurs Emanuele Crialese seit 11 Jahren. “Die Inspiration war meine Kindheit und meine Geschichte, die nun umgesetzt und neu interpretiert wird”, sagt Crialese über den Film. “Ich habe versucht, eine gute Interpretation zu finden. Ich wollte nicht, dass der Film selbstreferenziell wird. Ich wollte nicht nur über mich sprechen. Wie bei jedem Film, den ich mache, habe ich versucht, die Themen, die mir wirklich am Herzen liegen, wie zum Beispiel Migration, auf eine breitere Art und Weise darzustellen. Die Migration einer Seele. Es ist ein Übergang von einem Zustand in einen anderen.” Der Film wird bei uns im Rahmen des Festivals Verso Sud gezeigt, dessen vollständiges Programm am 8. November veröffentlicht wird. Zum Trailer

LUCAS-STREAMING: Kurzfilme im Klassenzimmer

Schulklassen, Kinder- sowie Jugendgruppen haben die exklusive Möglichkeit die Kurzfilme der Wettbewerbe von LUCAS #46 im Klassenzimmer als LUCAS-Streaming über die Streamingplattform DFF Kino+ anzusehen. Hier heben wir zwei queere bzw. Geschlechterrollen hinterfragende Filme aus dem Programm hervor.

Online auf DFF Kino+
MANITY | Wann ist ein Mann ein Mann?
Aus dem Kurzfilmprogramm “LUCAS-STREAMING

LB/FR 2022. R: Hussen Ibraheem. 15 Min. Spielfilm. OmeU

Schießübungen und Fahrstunden: Wenn es nach seinem Vater geht, soll Firas besser früher als später abgehärtet werden und vermeintlich männlichen Idealen nacheifern. Aber will er das überhaupt? Wenngleich nicht queer, hinterfragt der Film jedoch einfühlsam die bestehenden Geschlechterrollen. Verfügbar im Kurzfilmprogramm #3.

Online auf dff Kino+
THE DANCE-OFF | Das Tanzduell
Aus dem Kurzfilmprogramm “LUCAS-STREAMING”

US/AR 2023. R: Nicolás Keller Sarmiento. 13 Min. Spielfilm. OmeU

Der junge Ernesto möchte Tänzer werden. Doch in dem patriarchalen Umfeld, in dem er aufwächst, wird sein Traum nicht akzeptiert. Aus dem Nichts taucht eine Drag-Queen auf, die Ernesto auf seinem Weg zum Tänzer zur Seite stehen wird. Verfügbar im Kurzfilmprogramm #2.

tingeltangel – ein Kabarettfestival im DFF

Elnaz Farahbakhsh

3. November 2023, 16:00-20:00 Uhr
Schreibworkshop mit Elnaz Farahbakhsh
für jüdische LGBT*QIA+ BIPOCs und Allies

Der Schreibworkshop befasst sich mit den vielseitigen intersektionalen Perspektiven auf die vermeintlich Goldenen Zwanziger und die Lücken, die sowohl damals vorhanden waren. Der Workshop richtet sich an jüdische LGBT*QIA+ BIPOCs und Allies. Die Teilnehmenden tasten sich auf unkonventionelle Weise gemeinsam an Schreibmethoden heran. So kreieren sie zusammen einen entspannten Raum, in dem sich Leichtigkeit und Kreativität entfalten können. Anmeldung per Email: events@dff.film. Betreff: Schreibworkshop

Micaela Leon

3. November, 20:30 Uhr
Micaela Leon: Tiger, Musen & Jasmin
Eine Revue über neun Held*innen der Weimarer Republik

Das Programm lässt neun berühmt-berüchtigte Trendsetter*innen der 1920er-Jahre wieder auferstehen. Die Künstlerin Micaela Leon bringt mit viel Witz, Eleganz und Esprit frischen Wind in das deutsche Musikkabarett – ihre charmanten und bewegenden Interpretationen Berliner Kabarettlieder verzaubern ihr Publikum und lassen die Goldenen Zwanziger in neuem Licht erklingen. Viele der Lieder ihres Programms wurden von den Nazis als „entartete Musik“ abgetan, und fast alle der dargestellten Frauen und Liederkomponisten mussten während des Dritten Reiches ins Exil fliehen oder wurden ermordet.

Online

Filmgespräch
Karola Gramann und Heide Schlüpmann über MÄDCHEN IN UNIFORM (1931)
Zur Ausstellung WEIMAR WEIBLICH

Der Klassiker des frühen deutschen Tonfilms, der heute als lesbischer Kultfilm gilt, wartet mit einem rein weiblichen Cast und zwei Frauen in Schlüsselpositionen auf: Das Drehbuch schrieb Christa Winsloe, Regie führte Leontine Sagan. Im Anschluss an die Filmvorführung sprachen die Filmwissenschaftlerinnen Karola Gramann und Heide Schlüpmann über die Rezeptionsgeschichte, über die Bedeutung des Films für sie persönlich und über ein Interview, das sie Anfang der 80er Jahre mit der Hauptdarstellerin Hertha Thiele geführt haben. Mehr…

Podcast
Das Homosexuellen-Melodram ANDERS ALS DIE ANDERN
Zur Ausstellung WEIMAR WEIBLICH

Richard Oswalds ANDERS ALS DIE ANDERN (DE 1919) war der erste Film, der Homosexualität und den Schwulenparagraphen 175 zum Thema machte. Der Filmwissenschaftler Wolfgang Theis schildert im Podcastgespräch mit Frauke Haß, dass der Aufklärungsfilm mit Conrad Veidt in der Hauptrolle zwar ein Kassenschlager, aber ebenso auch homophoben Angriffen ausgesetzt war. Mehr…

Podcast
Queere Mutterschaft
Zur Ausstellung WEIMAR WEIBLICH

Im Podcastgespräch mit der Berliner Künstlerin annette hollywood geht es u.a. um die Frage, warum lesbische Mütter in der Geschichtsschreibung kaum auftauchen und wenn, dann meistens in Kriminalakten. Außerdem stellt annette hollywood das Videoprojekt ihrer Spurensuche zu queerer Mutterschaft, anderkawer, vor, von dem ein Video auch im Foyer der Ausstellung WEIMAR WEIBLICH zu sehen ist.. Mehr…

Filmvortrag
2001: A QUEER FUTURE
Int. Kubrick-Symposium 2018

2001 kubrick

Wird die Zukunft gender-fluid, also vom unspezifischen, wechselnden Geschlecht, geprägt sein? In diesem Vortrag von 2018 stellte Kulturhistoriker Dominic Janes heraus, dass Kubricks 2001 – ODYSSEE IM WELTRAUM auch als queere Odyssee gelesen werden kann. Mehr…

RHIZOM Filmgeschichte
QUEER CINEMA
Themenpfad

Die Plattform RHIZOM FILMGESCHICHTE befasst sich mit Filmanfängen. Im Themenpfad QUEER CINEMA – Counter-Narratives und filmische Experimente schreibt Karin Michalski über ein explizit politisches Phänomen, das sich nicht an festumrissenen Identitäten orientiert, sondern viel mehr normative gesellschaftliche Identitätskonzepte unterläuft, verwirrt, und erweitert. Mehr…

Online-Talk
OUTING IN DER FAMILIE
Prägende Filme und Kino

Anlässlich der queeren Aktionstage 2022 sprach Olaf Wehowski (LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans, DFF) mit Ioannis Karathanasis (Verband binationaler Familien und Partnerschaften) und Josefine Liebig (Bündnis Akzeptanz und Vielfalt Frankfurt) über Filme zum Thema Outing in der Familie. Mehr…