10. Días de Cine

Lateinamerikanisches Filmfest

Seit zehn Jahren bringt Días de Cine aktuelle Filmproduktionen aus Lateinamerika nach Frankfurt. Eröffnet wird die zehnte Ausgabe mit PUENTES EN EL MAR in Anwesenheit der Regisseurin Patricia Ayala aus Kolumbien. Der kolumbianische Regisseur Jeferson Romero präsentiert seinen Kurzfilm SE ALQUILAN LAVADORAS über die kurzzeitige Vermietung von Waschmaschinen in Bogotá. Ein Highlight des Festivals ist das Kurzfilmprogramm in Anwesenheit vom Adriana Montenegro (DESDE EL FONDO), Gabi Wondra (ANGRY BEACH), Carlos Hurtado Múnera und Nicolás Gaitán (beide TRÁNSITO). Diese sehr unterschiedlichen Kurzfilme verbindet einerseits die Darstellung der Familie auf der Leinwand, andererseits eine gemeinsame Geschichte hinter der Kamera, da die Filmemacher:innen und Produzent:innen aus Lateinamerika nach Deutschland migriert sind. Beide Aspekte werden in der Diskussion nach dem Film thematisiert.

Bei vielen Filmen stehen die Väter (oder deren Abwesenheit) im Mittelpunkt, etwa bei TENGO SUEÑOS ELECTRICOS, EL PERRO QUE NO CALLA und NADA SOBRE MEU PAI. Doch auch sehr starke und komplexe Porträts von Müttern wie in UNA MUJER sind Teil des Programms. Indigene Gemeinschaften und der Schutz der Umwelt stehen weiterhin im Fokus (EAMI, AINBO – HÜTERIN DES AMAZONAS), ebenso wie Literatur und Poesie. Viele Geschichten drehen sich um Erinnerung – an was, wen und wie wir uns erinnern.

Das Festival zeigt preisgekrönte Filme wie Maite Alberdis LA MEMORIA INFINITA über das Leben des Journalisten Augusto Góngora mit Alzheimer. Der vom Sundance Filmfestival ausgezeichnete Film stellte kürzlich einen neuen Dokumentarfilmrekord mit den meisten Besucher:innen in chilenischen Kinos auf. Auch Kleber Mendonça Filho feiert in Brasilien einen großen Erfolg mit seinem Dokumentarfilm RETRATOS FANTASMAS über die Kinokultur in seinem Heimatort Recife. Aber auch aus weniger bekannten Filmländern kommen wunderschöne Filme: CUIDANDO AL SOL, das Regiedebüt von Catalina Razzini, erzählt eine magische Geschichte eines Mädchens auf der bolivianischen Isla del Sol am Titicacasee. Der Dokumentarfilm DE TODAS LAS COSAS QUE SE HAN DE SABER gewährt einen Einblick in das Heimatdorf des bekannten peruanischen Dichters César Vallejo.

Eine Zusammenarbeit mit dem Café Azul e.V., gefördert von:

Logo des Kuluramtes der Stadt Frankfurt am Main.

Donnerstag  09.11.2023

18:00 Uhr

PUENTES EN EL MAR

Bridges over the Sea
Kolumbien/Mexiko 2023. R: Patricia Ayala. D: Catalina Mosquera, Jailer Cortés. 89 Min. DCP. Span. OmeU
Original version with English subtitles
Eröffnungsfilm
Zu Gast: Patricia Ayala
Filmreihe: Días de Cine

Alicia lebt mit ihrem Teenagersohn Michael in Tumaco, einer armen Gegend an der kolumbianischen Pazifikküste. Sie weiß, dass die bewaffnete Gruppe, die ihr Viertel kontrolliert, ihren Sohn jederzeit rekrutieren kann. Deshalb wacht sie über ihn und beschützt ihn sehr. Doch eines Tages kehrt Michael nicht von der Schule zurück. Alicia beginnt eine hektische Suche, die sie dazu bringt, sich ihren schlimmsten Ängsten zu stellen und in der Solidarität ihres Volkes einen Ausweg zu suchen.

20:30 Uhr

TENGO SUEÑOS ELÉCTRICOS

I Have Electric Dreams
Belgien/Frankreich/Costa Rica 2022. R: Valentina Maurel. D: Daniela Marín Navarro, Reinaldo Amien, José Pablo Segreda. 102 Min. DCP. Span. OmeU
Original version with English subtitles
Filmreihe: Días de Cine

Nach der Trennung ihrer Eltern sind Eva und ihre kleine Schwester bei der strengen Mutter geblieben. Eva will viel lieber bei ihrem cholerischen Vater leben, obwohl der es kaum schafft, sich um sich selbst zu kümmern. Er wohnt vorübergehend im Haus von Palomo, wo sich regelmäßig Dichter:innen bei viel Alkohol und Drogen treffen. Eva besucht ihn so oft wie möglich und sammelt Wohnungsanzeigen in der Hoffnung auf ein gemeinsames Zuhause. Vergeblich fordert sie Liebe von ihm ein, doch ihre emotionalen und körperlichen Grenzen werden immer wieder überschritten.

Freitag  10.11.2023

18:00 Uhr

DE TODAS LAS COSAS QUE SE HAN DE SABER

About Everything There Is to Know
Peru 2021. R: Sofía Velázquez. Dokumentarfilm. 91 Min. DCP. Span. OmeU
Original version with English subtitles
Filmreihe: Días de Cine

Das Filmteam fährt in die nördlichen peruanischen Anden nach Santiago de Chuco, den Heimatort des Dichters César Vallejo (1892–1938). Dort veranstalten sie im Dorftheater eine Art Casting und entdecken dabei die enge Verbindung der Einheimischen mit dem Werk des frühen Modernisten. Der Film will dabei die Spuren und das Erbe Vallejos beleuchten – ohne strikt objektiv über sein Leben zu berichten. Herausgekommen ist dabei ein Film über rührende Verbindungen zwischen dem Filmteam und den Bewohner:innen, zwischen Musik, Geschichten und Poesie.

20:15 Uhr

EL PERRO QUE NO CALLA

The Dog Who Wouldn’t Be Quiet
Argentinien 2020. R: Ana Katz. D: Daniel Katz, Julieta Zylberberg, Carlos Portaluppi. 73 Min. DCP. Span. OmeU
Original version with English subtitles
Zu Gast: Jeferson Romero
Vorflim: SE ALQUILAN LAVADORAS
Kolumbien 2021. R: Jeferson Romero. Dokumentarfilm. 20 Min. Digital. Span. OmeU
Filmreihe: Días de Cine

EL PERRO QUE NO CALLA
Ausschnitte aus dem Leben von Sebastian, einem gewöhnlichen Mann in den Dreißigern, der seinen Hund liebt. Der Porteño spring von Arbeit zu Arbeit auf der Suche nach einem Sinn im Leben. Er muss mit Liebe, Verlust und Vaterschaft zurechtkommen. Die Regisseurin des farbenfrohen Films MI AMIGA DEL PARQUE (Días de Cine 2016) präsentiert dieses Mal schwarzweiße Bilder, die die außergewöhnliche Geschichte betonen.
SE ALQUILAN LAVADORAS
Die Erfahrungen von Familien im Potosi-Viertel von Bogotá, die ein einziger Ritus vereint: das Waschen ihrer Kleidung mit Leihwaschmaschinen.

Samstag  11.11.2023

16:00 Uhr

CUIDANDO AL SOL

Die Tochter der Sonne
Bolivien/Deutschland/Spanien 2021. R: Catalina Razzini. D: María Belén Callisaya, Karina Paco, Luis Aduviri. 84 Min. DCP. OmU (Spanisch und Aymara)
Original version with subtitles
Zu Gast: Catalina Razzini
Filmreihe: Días de Cine

Lucía wohnt mit ihrer Familie und dem Alpaka Albino auf der bolivianischen Isla del Sol am Titicacasee. Sie gerät in einen Strudel neuer und widersprüchlicher Gefühle, als ihr Vater in die Hauptstadt La Paz fährt, um dort Arbeit zu suchen. Lucía wartet sehnlich auf seine Rückkehr. Um die Sehnsucht zu mildern, denkt sie an Geschichten, die der Vater ihr erzählte, und die eng mit den Mythen der Insel verbunden sind. Eine schöne, emanzipatorische Geschichte für die ganze Familie (empfohlen für Kinder ab acht Jahren).

18:00 Uhr

ANGRY BEACH, TRÁNSITO & DESDE EL FONDO

FAMILIA – Kurzfilme zwischen Lateinamerika und Deutschland
ANGRY BEACH
Brasilien/Deutschland 2022. R: Gabi Wondra.12 Min. Digital. Portugiesische OmeU
TRÁNSITO Transit
Kolumbien 2021. R: Nicolás Gaitán Sierra. P: Carlos Hurtado Múnera. 16 Min. DCP. Span. OmeU
DESDE EL FONDO From the Core
Bolivien 2008. R: Adriana Montenegro. 19 Min. Digital. Span. OmeU
Original version with English subtitles
Nach dem Film: Gespräch mit den Regisseur:innen Adriana Montenegro, Gabi Wondra, Nicolás Gaitán Sierra und Produzent Carlos Hurtado Múnera über die Filme und über das Filmemachen in Deutschland und in Lateinamerika
Filmreihe: Días de Cine

Dokumentar-, Spiel- und Experimentalfilme, die die Wurzeln der Familie thematisieren – ein universelles Thema, das lateinamerikanischen Filmemacher:innen sehr am Herzen liegt. In Anwesenheit von Regisseur:innen und Produzent:innen, die in Deutschland leben.
ANGRY BEACH
Eine Punk-Rock-Collage von Bildern und Tönen. Eine nostalgische und affektvolle Reise zurück in der Heimat der Regisseurin, begleitet von komplexen Gefühlen, die nicht ganz einfach zu erklären sind.
TRÁNSITO
Hybrider Kurzfilm mit Sofía, der fiktiven Figur, die die Mutter des Regisseurs manchmal spielt, wenn sie sich langweilt. Sie erinnert sich an die Worte des Vaters, auch ein Brief taucht auf. Um Zeit außerhalb ihrer Wohnung zu verbringen, wandert Sofia durch die Stadt.
DESDE EL FONDO
Angesichts der plötzlichen Krankheit ihres Großvaters kehrt Alicia sofort nach Bolivien zurück. Als es ihr nicht gelingt, ihn ein letztes Mal lebend zu sehen, begibt sich Alicia auf eine fantastische Zeitreise zurück in seine Jugend während des Chaco-Krieges von 1933, um sich endgültig zu verabschieden.

20:15 Uhr

RETRATOS FANTASMAS

Pictures of Ghosts
Brasilien 2023. R: Kleber Mendonça Filho. Dokumentarfilm. 93 Min. DCP. Portugiesische OmeU
Original version with English subtitles
Filmreihe: Días de Cine

Der Regisseur der Filme O SOM AO REDOR, AQUARIUS (Días de Cine 2017) und BACURAU widmet sich in diesem Dokumentarfilm seinem Heimatort Recife im Nordosten Brasiliens. Die Geschichte entfaltet sich zwischen der Entstehung von Mendonças Filmographie und der Kinolandschaft im Zentrum der Stadt. Die Grenzen zwischen Leben und Film, Fiktion und Realität verschwimmen bei dieser sehr persönlichen Art des Geschichtenschreibens mit der Filmkamera.

Sonntag  12.11.2023

16:30 Uhr

EAMI

Paraguay/Argentinien/Mexiko 2022. R: Paz Encina. D: Anel Picanerai, Curia Chiquejno Etacoro, Ducubaide Chiquenoi. 85 Min. DCP. OmeU (Ayoreo und Guaraní)
Original version with English subtitles
Filmreihe: Días de Cine

Eami bedeutet auf Ayoreo "Wald", aber auch "Welt". Das indigene Volk der Totobiegosode macht da keinen Unterschied. Aber sie leben jetzt in einem Gebiet, das die schnellste Entwaldung der Welt erlebt. Dies ist die Geschichte eines Mädchens namens Eami, aber auch eine Geschichte der Vertriebenen. Es ist die Erinnerung eines Volkes, das seinen ursprünglichen Platz verlassen musste, den immer kleiner werdenden Wald im Chaco-Gebiet von Paraguay.

18:30 Uhr

NADA SOBRE MEU PAI

Nothing about my Father
Brasilien 2023. R: Susanna Lira. Dokumentarfilm. 93 Min. DCP. Portugiesische und spanische OmU
Original version with subtitles
Filmreihe: Días de Cine

Die Suche nach ihrem Vater bringt die brasilianische Regisseurin Susanna Lira nach Quito, Ecuador. Dort trifft sie sich mit unterschiedlichen Männern, die ihr Vater hätten sein können. Sie hat ihn nie kennengelernt und weiß nur, dass der ecuadorianische Junge als politischer Aktivist/Guerillero im Brasilien der 1970er unterwegs war, als sie geboren wurde. Bei der Suche nach ihrer Familiengeschichte lernt Lira auch viel über die Filmtradition des Landes und über die Geschichte einer turbulenten Zeit, die bis heute nebulös scheint.

20:30 Uhr

LA MEMORIA INFINITA

Die unendliche Erinnerung
Chile 2023. R: Maite Alberdi. Dokumentarfilm. 84 Min. DCP. Span. OmU
Original version with German subtitles
Filmreihe: Diás de Cine

Augusto Góngora hat als Journalist und Fernsehmoderator die mediale Landschaft Chiles sehr geprägt, indem er dafür gesorgt hat, dass die Grausamkeiten der Militärdiktatur nicht vergessen werden. Mit 62 wurde bei Góngora Alzheimer diagnostiziert und er musste die letzten Jahre seines Lebens mit dem Vergessen umgehen. Der Film zeigt wie seine Frau, die Schauspielerin Paulina Urrutia, ihn begleitet hat, um das Beste aus der schwierigen Situation zu machen. Eine bewegende Liebesgeschichte über das Erinnern trotz alledem.