Jean-Paul Rappeneau zu Gast

Zum Abitur erfüllten die Eltern von Jean-Paul Rappeneau ihm seinen größten Wunsch: Sie schenkten ihm eine 16mm-Kamera. Statt sofort drauflos zu drehen, schrieb er erstmal ein Drehbuch. Schon hier zeigte sich seine planvolle Herangehensweise an das Filmemachen. Nach einigen Assistenzeinsätzen beim Film entwarf er gemeinsam mit Louis Malle das Buch zu dessen Film ZAZIE DANS LE MÉTRO (FR 1960), und auch am Script zu L´HOMME DE RIO (FR/IT 1964, R: Philippe de Broca) mit Jean-Paul Belmondo war er beteiligt. Von 1966 an fing er an, selbst Filme zu inszenieren.

Inzwischen ist Jean-Paul Rappeneau 83 Jahre alt, unter seiner Regie entstanden in 50 Jahren nur acht Filme. Er lässt sich Zeit für die Vorarbeiten, feilt an den Dialogen, entwirft monumentale Szenarien und Sets. Er ist ein großer Fan von Rita Hayworth und legt in seinen Filmen Wert auf international bekannte Schauspiel-Stars: Bereits in seinem ersten Langfilm LA VIE DE CHÂTEAU (FR 1966) spielte Catherine Deneuve die Hauptrolle, für andere Filme engagierte er Jean-Paul Belmondo und Juliette Binoche. In seinem größten Erfolg CYRANO DE BERGERAC (FR 1990) spielte Gérard Depardieu den Titelhelden mit der großen Nase. Der Film gewann einen Oscar® und zwei Europäische Filmpreise sowie vier Césars.

Im vergangenen Jahr erschien Rappeneaus Familiendrama BELLES FAMILLES, das – anders als seine bekanntesten Filme – kein Historiendrama ist, sondern eine Familie in den Blick rückt, die vor der Kulisse eines opulenten Landhauses von finsteren Enthüllungen aus ihrer Vergangenheit erschüttert wird. Der Film schließt einen Bogen zu Rappeneaus Debütfilm LA VIE DE CHÂTEAU – nicht nur, weil die Protagonisten beider Filme den Namen Jérôme tragen. Auch die Beziehungsverwicklungen und der feudale Schauplatz sind beiden Filmen gemein.

In Kooperation mit der Deutsch-Französischen Gesellschaft Frankfurt am Main

BELLES FAMILLES
Frankreich 2015.
R: Jean-Paul Rappeneau
D: Mathieu Amalric, Nicole Garcia, Marine Vacth.
113 Min. DCP. OmeU

Der gebürtige Franzose Jérôme Varenne lebt in China. Auf einer Geschäftsreise nach Europa stattet er seiner Familie einen Besuch ab und muss feststellen, dass das Landhaus, in dem er aufgewachsen ist, verkauft und abgerissen werden soll. Er fährt zum Haus, um es noch einmal zu sehen. Dabei trifft er alte Bekannte aus seiner Kindheit und lüftet ein dunkles Familiengeheimnis.

Veranstaltung im Kino des DFF, 19. Juni 2016.

Das Gespräch ist auf Französisch.